Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr
löschte seine Gedanken aus.
Danach …
Stille.
Nur der Eiswind strich über das zerbrochene Skelett des Langstreckengleiters.
7
Zwei Männer bedienten die Winde. Langsam schob sich ein Teil der Wand zur Seite. Der dahinterliegende Gang war leer und dunkel. Wasser tropfte. Irgendwo waren schattenhafte Bewegungen. Ratten vielleicht.
Stille.
»Vielleicht«, ertönte eine leise Summe, »finden sie uns nicht.«
»Das glaube ich kaum«, brummte Ennet Christiansen. Er sah Noelle an. Jok schwitzte. Noch immer. Oder schon wieder. Noelles Meduse bewegte sich unruhig. Sie hatte die Boratdy-Freundin mit einem mentalen Befehl an ihre Schulter gefesselt. Sie durfte sich jetzt nicht ablenken lassen.
»Ein Verräter.« Christiansen ballte die Fäuste und sah sich um. Einige Männer waren bereits in dem Geheimgang verschwunden. Ihre Schritte waren wie leises, sich entfernendes Knistern. »Es muß ein Verräter sein. Niemand wußte von dieser Zusammenkunft. Außer uns selbst.«
Dann waren die Schritte wieder da: laut und entschlossen. Irgendwo zischte etwas. Die verriegelte Tür erzitterte in ihren Angeln.
Christiansen wandte sich um und warf sich in den dunklen Gang hinein.
»Kommt. Verlieren wir nicht noch mehr Zeit. Efrat?«
»Ja?« Ein hagerer Mann mit schmalem Gesicht und großen, nun furchtsam schimmernden Augen.
»Die Sprengladung. Bereite den Zünder vor. Wir müssen den Gang hinter uns sprengen, sonst haben sie uns sofort.«
»Ich hätte niemals mit hierher kommen sollen«, nestelte Jok. »Niemals.«
»Jetzt bist du aber dabei«, zischte Noelle. Nur wenige Augenblicke vergingen, dann waren alle Männer der Basisgruppe durch den Geheimgang verschwunden. Er führte aus der Stadt heraus, wie Christiansen gesagt hatte, und irgendwo mitten im Öden Felsland wieder an die Oberfläche.
Noelle behielt die Tür im Auge, während Efrat sich ein paar Meter im Ganginnern mit dem Fernzünder für die Sprengladung beschäftigte.
Hitze strahlte von der Tür aus. Ein trüber Fleck aus milchiger Helligkeit breitete sich langsam auf dem Metall aus.
»Wie lange noch?« fragte Efrat.
»Eine Minute.« Christiansen legte den Kopf auf die Seite. Der Laser lag feuerbereit in seiner Hand. »Vielleicht zwei. Was macht die Ladung?«
»Dieser verdammte Zünder … Wir hätten ihn einmal austauschen sollen. Etwas hat ihn verätzt. Ich weiß nicht, ob ich ihn noch mal hinkriege …«
»Wenn es ein Verräter war …«, begann Noelle. Draußen waren Stimmen: kalt, irgendwie teilnahmslos, fast gleichgültig.
Graugardisten. Ausgebildete Killer. Maschinen, die auf Befehl töteten.
Christiansen sah sie an.
»Wenn es ein Verräter war … wer sagt uns dann, daß draußen am anderen Ende des Ganges nicht ebenfalls Graue auf uns warten?«
»Das müssen wir eben riskieren! Was macht die verdammte Sprengladung?«
Efrat kehrte zurück. Sein Gesicht war nun kalkweiß.
»Aussichtslos. Nichts mehr zu machen. Es ist der Zünder.«
Der helle Fleck hatte sich auf der Tür ausgebreitet. Christiansen nickte langsam.
»Gut. Verschwinden wir also.«
Jok zitterte, als er sich in den dunklen Gang hineinschob. Noelle blieb stehen.
»Ich bleibe hier.«
Christiansen umfaßte ihren Arm und sah sie an. Seine Augen funkelten. »Wie bitte?«
»Ich bleibe hier.« Sie stöhnte leise. »So hat es doch keinen Zweck, Ennet. Wenn der Gang hier nicht gesprengt werden kann, sitzen wir in der Falle. Die Grauen folgen uns und … aus.«
Er nickte. »Ich verstehe, was du meinst.«
»Gut. Also … einer muß hierbleiben und sie aufhalten. So lange, bis die anderen in Sicherheit sind. Klar?«
»Und dieser jemand werde ich sein.«
Das Feuer, das die Tür langsam verzehrte, verbrauchte den Sauerstoff. Das Atmen fiel schwerer. Und die Luft im Gang war muffig und abgestanden. Es wurde heiß.
»Kommt nicht in Frage.« Sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Du würdest sie vielleicht zwei oder drei Sekunden aufhalten, aber kaum länger. Trotz deines Lasers. Und dann … dann werden deine Kameraden dran sein. Nein.« Sie lächelte dünn. »Ich bin PSI-begabt, Ennet …«
Er begriff.
Jok zitterte. Noelle verabscheute ihn.
Christiansen reichte ihr den Laser. »Also gut, Mädchen. Verdammt ich …«
»Verschwinde jetzt endlich.« Noelle sandte einen kurzen psionischen Befehl aus. Christiansen wandte sich wie eine Marionette um und war bald verschwunden. Nur seine Schritte waren noch einige Augenblicke lang zu hören. Dann … Stille. Und die Stimmen der
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