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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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halb zu ihnen um, und aus einer Schädelöffnung, die Tarten bisher für den Mund gehalten hatte, wuchs eine Pseudopodie, an deren Ende ein Auge baumelte. Dieses Auge musterte sie zwinkernd, und eine Stimme, die ihren Ursprung irgendwo in Brusthöhe hatte, fragte: »Gäste? Überfahrt?«
    »Ja«, sagte Genry Tanbott. Er sah sich um. »Dein Herr? Nicht da?«
    »Negativ«, knurrte die Stimme, und der Augenstiel zielte auch auf Tarten Gashrik und die anderen beiden Treiber. »Überfahrt Aufgabe meinige. Vertrauen zu mir. Bin fähigkeitstauglich, jaja. Geschickt sehr. Preis teuer nicht. Nur vierzig Rund.«
    »Positiv«, erwiderte Tanbott, griff in eine Tasche, holte einige münzenartige Objekte hervor und reichte sie dem Fährmann. Im großen Leib des Han’Gannerin bildete sich eine weitere Öffnung, und er verschluckte das Geld und rülpste leise.
    »Manche Selbständige«, sage Genry Tanbott, als sie das Hoverboot betreten und im Passagiersunterstand Platz genommen hatten, »haben einen eher eigenartigen Geschmack, haha!«
    Der Fährmann startete die Motoren, und das Boot stieg einige Zentimeter in die Höhe und bewegte sich. Es dauerte nur einige wenige Sekunden, und der Anlegesteg wurde vom grauen Feuchtigkeitsdunst hinter ihnen verschluckt.
    »Das Wasser«, hörte Tarten die düstere Stimme von York Tamadas. »Es sieht aus wie Blut.«
    »Da hast du ganz recht«, bestätigte Boris Garlog und schmatzte vernehmlich.
    »Der gelöste Farbstoff des Rosensalzes«, erklärte Genry Tanbott. Eine Zeitlang beobachtete er den Han’Gannerin hinter den Kontrollen und hakte dann ein anderes Gerät hinter seinem Gürtel hervor. Sein Verhalten, so fand Tarten, hatte sich auf subtile Art und Weise verändert, und ein Hauch von Argwohn stieg in ihm empor. Sie wußten noch immer nicht, wer der Fremde war, der sich Tanbott nannte und als Kustos bezeichnete, und sie hatten keine Ahnung, wohin er sie zu bringen gedachte. Gashrik musterte kurz Helfer und erinnerte sich dann an den Laser, den er immer noch bei sich trug. Reichte das als Sicherheit aus?
    »Die vielen Seen und Tümpel Hundertwassers werden von unterirdischen Zuflüssen gespeist«, fuhr der junge Mann mit den großen ellipsoiden braunen Augen fort – Augen, die zwar menschlich aussahen, es aber nicht waren. »Und diese Zuflüsse spülen Rosensalz mit sich. Nein, ich weiß nicht, warum man das Zeug ausgerechnet Rosensalz nennt. Rosen sind rot – vielleicht deshalb, haha!« Aus irgendeinem Grund klang das Lachen unecht. »Auf jeden Fall handelt es sich dabei um eine hier sehr begehrte Substanz. Man kann daraus verschiedene Duftstoffe, Parfüme und Medikamente herstellen. Sowie einige Halluzinogene, die noch begehrter sind als die zuvor genannten Dinge. Viele Selbständige leben davon. Nachdem sie von den Han’Gannerin von ihren früheren Arbeitsplätzen verdrängt wurden, kamen diejenigen, die nicht in einem Getto leben wollten, hierher und tauchen jetzt nach Rosensalz. Es ist schwerer als Wasser und bildet auf dem Grund der Seen dicke Schichten. Allerdings ist das Einsammeln nicht ganz ungefährlich: Die wandernden Magmakerne können das Wasser tief unten von einem Augenblick zum anderen zum Kochen bringen, und wenn ein Schutzanzug defekt wird und ein Taucher dadurch in direkten Kontakt mit dem Salz gerät … Nun, dann stirbt er wenigstens einen glücklichen Tod, haha!«
    Tarten konnte den Humor Genry Tanbotts nicht teilen, schwieg aber. Der Kustos war jetzt ganz offensichtlich nervös geworden, und er fragte sich, ob nun erneut die echte Identität des Fremden durchbrach, das, was er ›reales Selbst‹ genannt hatte.
    Eine Zeitlang setzten sie die Fahrt schweigend fort, und nach einigen Minuten sah Tarten weiter links durch den grauen Nebel die unförmigen Gebilde einer großen Apparatur, die auf einem MHD-Feld dicht über dem kirschroten Wasser schwebte.
    »Das ist ein Sammler«, sagte Tanbott und streckte den Arm aus. »Sehen Sie …«
    Sie näherten sich dem Maschinenkonglomerat weiter, und Tarten erkannte einige in plump wirkende Schutzanzüge gekleidete Gestalten, die auf einen kleinen Laufsteg an der Flanke des Sammlers traten und dann ins Wasser sprangen. An anderer Stelle zogen große Kurbeln korbähnliche Behälter an Bord, durch deren transparente Wände es rötlich schimmerte.
    Ein seltsam süßlicher Geruch erfüllte die Luft, eine Mischung aus Rosmarin und Oleander und Flieder.
    »Atmen Sie nicht zuviel davon ein«, warnte Tanbott leise und deutete auf

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