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Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven

Titel: Die Terranauten TB 17 - Die Bio-Sklaven
Autoren: Andreas Weiler
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für ihn zu kleinen Löffel und schlang Synthofleisch, Oberonkartoffeln und ein Gemüse in sich hinein, das aussah, als habe es sich erst zu Karotten entwickeln wollen, sei dann aber zu Spinat weitergewachsen. Die große und dürre Gestalt York Tamadas sprach leise und gestenreich auf ihn ein, und Boris nickte nur und antwortete einmal: »Ja, wir müssen uns vor Ihm in acht nehmen, da hast du ganz recht. Äh, dieses Gemüse hier ist einfach köstlich. Möchtest du mal probieren? Nein? Muß ich unbedingt in in eine Enzyklopädie aufnehmen. Glaubst du, wir finden hier irgendwo jemanden, der mir das Rezept geben kann?«
    York Tamada raufte sich die ohnehin schon zerzausten Haare, stieß einen leisen Fluch aus und setzte seine Versuche fort, Boris Garlog davon zu überzeugen, Genry Tanbott sei der Klabautermann und habe auf irgendeine überaus gemeine und hinterhältige Weise sowohl das Mißtrauen Tartens eingeschläfert als auch seinen gesunden Menschenverstand betäubt.
    Ich muß auf sie aufpassen, dachte Tarten, während er Genry Tanbott durch einen schmalen Korridor folgte, der an einer kleinen, lukenartigen Tür endete. York schnappt irgendwann noch einmal über. Und Boris scheint immer mehr geneigt zu sein, sich seinem Wahnsinn anzuschließen.
    Als Tanbott die Tür öffnete, fiel milchiggraues Licht in den Gang. Voraus sah Tarten Gashrik den Trichter, der wesentlich größer war als der, in dem sie gelandet waren. An den terrassenförmigen Hängen der Einstülpung im granitenen Leib Oberons hatte man kleinere und unterschiedlich geformte Häuser errichtet, und die größeren Bauten erhoben sich auf dem eigentlichen Boden des Trichters. Alles glänzte feucht und naß, und in einer Höhe von einigen Kilometern ballten sich Wolken zusammen, die auf ein baldiges Tiefengewitter hindeuteten. Es regnete nicht, aber die Luftfeuchtigkeit war so hoch, daß ihnen das Atmen schwerfiel. In den Zimmern hinter ihnen ertönte das Geräusch von langsamen und schlurfenden Schritten, und Genry winkte. Rasch traten sie ins Freie, und hinter ihnen schloß der junge Mann die Tür. Er lächelte heiter, breitete die Arme aus und verkündete: »Das, meine Herren, ist Hundertwasser – die schönste aller Trichterstädte. So heißt es jedenfalls.«
    Sie traten eine lange Treppe hinunter und wanderten kurz darauf zwischen den ersten Gebäuden der Stadt. Jedes war in einer anderen Farbe gehalten und zeichnete sich durch eine völlig eigenständige architektonische Struktur aus. Manche Häuser wirkten geradezu armselig und schäbig, während andere wiederum wie kleine Paläste aussahen. In kleinen Vorgärten wuchsen Variformen irdischer Pflanzen: sowohl Koniferen – Kiefern, Fichten, Tannen – als auch Laubbäume, zum Beispiel Birken. Tarten sah sogar einige Dattel- und Feigenbäume, die von Ultraviolettlampen bestrahlt wurden.
    Das Erscheinungsbild Hundertwassers veränderte sich etwas, als sie in die zentraleren Bereiche der Stadt gelangten. Hier stapelte sich an einige Stellen Müll an den Straßen, und die meisten Häuser sahen verwahrloster und heruntergekommener aus – ebenso wie die Männer und Frauen, denen sie begegneten. Viele von ihnen waren betrunken, und in einigen dunklen Seitengassen fanden Zweikämpfe statt, die von einer grölenden Menge applaudiert wurden. Die wenigen Prachtvillen, die sie in diesen Vierteln sahen, waren von Hochenergiezäunen geschützt und wurden bewacht: von Phantasiewesen mit Dutzenden von Armen, Augenstielen, Gleiskettenbeinen oder Rädern anstelle der unteren Körperextremitäten. Kam irgendeiner der Passanten den entsprechenden Zäunen zu nahe, begannen diese Geschöpfe aufgeregt zu quieken und zu grollen, und manchmal sah Tarten, wie daraufhin grauschwarze Hautfladen beiseite glitten und die Läufe von Lasern und anderen Waffen offenbarten.
    Auch auf den Straßen selbst waren viele Han’Gannerin unterwegs. Sie trugen Einkaufskörbe und -taschen, reparierten Gleitbänder, beaufsichtigten mit erstaunlicher Geduld Kinder, die ihnen immer wieder Streiche spielten, und einige fuhren auch kleinere MHD-Transporter, die Geschäften, Restaurants, Hotels und Gehsteigläden aus den verschiedensten Waren bestehenden Nachschub brachten.
    »In Hundertwasser«, erklärte Genry Tanbott fröhlich, »leben, wohnen und arbeiten hauptsächlich Unabhängige – Männer und Frauen also, die in selbständigen Berufen tätig sind und nicht direkt auf der Lohnliste Tecins stehen. Manche arbeiten als Erzsammler auf eigene
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