Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
Ihnen auch die Namen der anderen Agenten unbekannt, die für die Grüne Botschaft arbeiteten. Nun, das spielt jetzt ohnehin keine Rolle mehr. Ihnen ist bestimmt klar, in welcher Lage Sie sich befinden, Narda. Das Toleranzabkommen gibt uns das Recht, Spione zu verhaften und zu verurteilen. Sind Sie eine Spionin, Narda?«
»Ich bin …«
»Oh, natürlich, wie konnte ich das nur vergessen! Sie sind Diplomatin.«
Wieder das ironische Lachen. Corboran führte einen Scheinangriff mit dem Stab durch, veränderte dann jedoch rasch die Struktur der energetischen Waffe und krümmte sich zusammen, und Nardas Lippen zitterten, als sie das Wesen beobachtete. Es mochte zwar künstlichen Ursprungs sein, aber es fühlte Schmerz, und ein Teil dieses Empfindens durchdrang den mentalen Schild der Terranautin. Sie litt mit dem Golem und versuchte rasch, sich abzuschirmen.
Dabei jedoch machte sie eine seltsame Feststellung. Es existierte keine PSI-Falle in der Sporthalle – angesichts der Detonarschellen erübrigte sich eine solche Vorsichtsmaßnahme –, und daher konnte sie das Gedankenmuster Corborans deutlich wahrnehmen. Es war ihr unmöglich, eine genaue Sondierung vorzunehmen; denn offenbar hatte sich der Regent mit einem Sarym-Schirm geschützt, der seine Überlegungen vor ihr verbarg und es ihr unmöglich machte, tief vorzustoßen in den seelischen Kosmos der Absichten und Motivationen. Aber sie registrierte eine eigentümliche Wachsamkeit, die nicht dem Golem galt, sondern den drei Gefangenen auf der Säule – und noch einem weiteren Aspekt, der sich der Aufmerksamkeit Nardas entzog.
Das war wirklich sonderbar: Es schien dem Regenten nicht etwa um eine Befragung zu gehen, ein Verhör, sondern um ganz etwas anderes.
Narda erweiterte ihre Sinne, und außerhalb der Halle erspähte sie weitere Präsenzen. Einige von ihnen identifizierte sie als die von Vigilanten, doch sie stieß auch auf ein anderes Ichmuster, das sie mit einer Vorstellung von Kälte und messerscharfer Logik verband.
Eine Frau, ja. Ein Name: Alessa. Eine Person mit einer klar gegliederten Absichtsmatrix. Narda versuchte, weitere Erkenntnisse zu gewinnen, aber von einem Augenblick zum anderen stemmte sich ihr das Hindernis eines zweiten Abwehrfeldes entgegen, und ihre vorsichtig umhertastenden Gedanken prallten ab und wurden zurückgeschleudert.
Corboran durchquerte unterdessen eine der Hitzezonen, wartete am Rande des trüben Bereichs und schlug erneut zu, als der Golem herankam und für einen Sekundenbruchteil die Orientierung verlor. Diesmal bohrte sich die energetische Schwertklinge dem Organoiden in den Hals. Das Geschöpf schlug um sich, röchelte und sank langsam dem Boden entgegen. Eine Tür öffnete sich, und zwei in lange Roben gekleidete Bedienstete eilten herbei und trugen die Leiche des Kunstwesens fort.
Der Regent schwebte auf die Säule zu, berührte einen Sensor der Kontrolleinheit und nahm in einem Kraftfeldsessel dicht vor der flirrenden Energiewand Platz. Er war nicht einmal außer Atem und streifte sich zufrieden die Handschuhe ab.
»Ich könnte Sie ebenso einfach töten«, sagte er langsam und nachdenklich. »Es wäre sogar noch problemloser. Ein Tastendruck genügt – und es blieben nur blutige Fetzen von Ihnen übrig.«
»Aber das liegt nicht in Ihrer Absicht«, sagte Narda. Sie wußte immer noch nicht, worum es dem Regenten ging, doch in einem Punkt war sie ganz sicher: Er hatte nicht vor, sie an diesem Ort hinzurichten.
»Nein«, bestätigte Corboran. »Ich möchte erfahren, warum Sie nach Omikron gekommen sind, Narda.«
Benjamin und Moon flüsterten leise miteinander, und unmittelbar darauf verzog der junge Treiber schmerzerfüllt das Gesicht und starrte wütend und gleichzeitig entsetzt auf den Armreif-Detonator. Narda legte legte ihm kurz die Hand auf die Schulter und hauchte ihm zu: »Denk nicht an Flucht, Benjamin. Du würdest uns alle umbringen.«
Und an Corboran gerichtet sagte sie: »Ich kam hierher, um der Botschaft eine Nachricht zu überbringen.« Der Regent würde sich mit dieser Antwort nicht zufriedengeben, und das war ihr auch klar. Aber vielleicht gelang es ihr, ihn zu provozieren. Behutsam schuf sie eine kleine Lücke in dem psionischen Schild, der ihren Geist schützte, und diesmal achtete sie in erster Linie auf die emotionalen Reaktionen des Jefe-Maximo.
»Sie weichen mir aus.« Corboran war ungehalten. Und: »Vielleicht entschließe ich mich doch noch dazu. Sie exekutieren zu lassen.« Nur teilweise
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