Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
eine Lüge. Der Regent plante etwas, das in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Aufenthalt seiner Gefangenen in dieser Halle stand. Was? Ging es dabei auch um die Frau namens Alessa?
Narda wechselte einen zweiten kurzen Blick mit Benjamin und Moon und entschied, wenigstens einen Teil der Wahrheit zu enthüllen. Sie verriet damit nichts. Corboran hegte sicher einen entsprechenden Verdacht. »Es gibt neue Misteln auf dem interstellaren Markt. Und sie stammen von Omikron.«
Corboran nickte langsam. »Hm.«
»Die Existenz eines Urbaums muß uns gemeldet werden«, fügte Narda hinzu. »Das verlangt das Abkommen.«
»Sie haben recht«, sagte der Regent. »Aber es wurde kein Weltenbaum auf Omikron gefunden.« Wahrheit. »Nur ein Mistellager an Bord eines vor dreizehntausend Jahren abgestürzten Raumschiffes. Wir vermuten, es handelt sich um einen Frachter der Sassah.« Lüge.
»Und das soll ich Ihnen glauben?«
»Warum nicht?« Corboran zuckte mit den breiten Schultern. »Es bleibt Ihnen wohl kaum etwas anderes übrig.«
»Was geschieht mit den Treiber-Talenten der hiesigen Bevölkerung?«
Kurze Unruhe. Dann wieder Selbstsicherheit.
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»Von den Personen, die über latente PSI-Fähigkeiten verfügen und die in Tamboro und anderen Städten Omikrons verschwinden.«
Corboran schüttelte verwundert den Kopf. »Davon höre ich jetzt zum erstenmal.« Lüge. »Zu unserem Gesundheitswesen gehören auch umfangreiche Vorsorgeuntersuchungen. Vielleicht meinen Sie das.«
»Nein. Ich meine Treiber, die dringend für den interstellaren Transport gebraucht werden und die Sie systematisch aus dem Verkehr ziehen.« Zorn regte sich in Narda, und sie versuchte, ihn zu kontrollieren, ihr Temperament nicht überschäumen zu lassen. »Ich glaube Ihnen nicht, Corboran. Ich bin sicher, es gibt eine Anlage der Uralten auf diesem Planeten, eine Station, die Sie uns bisher verschwiegen haben. Ich weiß nicht, was Sie mit den PSI-Talenten anstellen, aber eins versichere ich Ihnen: Wir werden es herausfinden. Und wenn sich ein Bruch des Toleranzabkommens Ihrerseits nachweisen läßt, schicken wir die Kosmischen Sporen aus und verwandeln Omikron in einen Grünen Planeten. Ich kenne Leute wie Sie, Corboran. Sie denken in begrenzten Maßstäben, haben nur das Jetzt und Hier im Sinn. Wir Terranauten haben viele Jahre lang gegen Manags wie Sie gekämpft. Das Konzil existiert nicht mehr. Und Sie … Sie sind kaum mehr als das Relikt einer schändlichen Vergangenheit, die bald endgültig Geschichte sein wird.«
Corboran erhob sich und schwebte in der Leere. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden, und er wirkte jetzt sehr ernst. Narda sah den Ärger in ihm – eine dunkle Wolke, die das mentale Licht seines Ichs verfinsterte.
»Omikron ist eine unabhängige Welt«, sagte er kühl, »und als Jefe-Maximo der Allianz weise ich Ihre Drohungen mit aller Schärfe zurück. Nicht ich sitze hier auf der Anklagebank, sondern Sie. Sie vermuten nur, wir hätten das Toleranzabkommen verletzt. Sie haben keine Beweise dafür, können Sie auch gar nicht haben, weil es keine gibt. Wir halten uns an den mit Sarym und der Grünen Erde geschlossenen Vertrag. Sie aber brachen ihn, indem Sie hierherkamen und Ihren Status als Diplomatin mißbrauchten. Nicht ich habe mich vor Ihnen zu verantworten, sondern Sie vor mir. Und dennoch wagen Sie es, von einer Intervention der Biowelten zu sprechen. Ich erachte Ihr Verhalten als empörend.«
Narda spürte, wie sich die Säule wieder in Bewegung setzte und im Boden zu verschwinden begann. Die Entrüstung des Regenten war zum einen Teil echt, zum anderen aber nur gespielt. Sie erspürte auch einen gewissen Triumph in ihm.
»Ich widerrufe hiermit Ihre Aufenthaltsgenehmigung. Sie und Ihre beiden Begleiter haben Omikron sofort zu verlassen. Ich werde entsprechende Anweisungen geben und Sie zum Raumhafen eskortieren lassen.«
Corboran hatte den Boden erreicht, wandte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ die Sporthalle. Durch einen anderen Eingang kamen mehrere Uniformierte herein, zu denen auch der Offizier gehörte, der sie zuvor hierher gebracht hatte.
Irgend etwas stimmt nicht, dachte Narda, als sich das flirrende Energiefeld um sie herum auflöste und die Vigilanten ihre Waffen auf sie richteten.
Warum triumphierte Corboran? Und was hat es mit Alessa auch sich?
Die Vigilanten führten sie hinaus und in einen nahegelegenen Hangar, in dem bereits ein Transporter auf
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