Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
sie wartete. Der Offizier nahm ihnen die Detonatorschellen ab und ließ sie in die rückwärtige Kabine einsteigen, deren elektronisches Sperrschloß zuschnappte, kaum daß sich die stählerne Tür geschlossen hatte. Kurz darauf setzte sich der Wagen in Bewegung.
»Damit wäre wohl alles erledigt«, brummte Benjamin dumpf.
Moon schüttelte den Kopf und zeigte die Karte, die sie aus dem Stapel gezogen hatte. »Der Gehörnte«, sagte sie leise und ernst. »Das Symbol für Tod …«
Hinter den Kulissen 4
28. April 2517
Alessa wartete im Dachgarten auf ihn.
Edmond Hannibal Corboran streifte sich die Jacke von den Schultern, reichte sie einem Organoiden und griff dann nach dem kleinen Käfig. Darin hockte ein pelziger Beißer, gefangen in der großen Salzwüste Eschnas, ein Wesen, das nur aus einem Maul mit mehreren Reihen scharfer Zähne zu bestehen schien. Der Regent lächelte, als das Geschöpf nach seinen Händen zu schnappen versuchte. Gelassen beschritt er den Kiesweg, der an den diversen Anpflanzungen vorbeiführte. In der Nähe gurgelte das aromatisierte Wasser eines marmornen Springbrunnens.
»Ich grüße Sie, Alessa«, sagte er. Die am Rande des von einer transparenten Protopkuppel überspannten Bereichs stehende Frau drehte sich um, und bei ihrem Anblick spürte Corboran einmal mehr, wie Wärme in seine Lenden flutete.
Das Alter Alessas war schwer abzuschätzen. Sie mochte fünfunddreißig Jahre alt sein, aber in diesem Punkt war sich der Jefe-Maximo nicht ganz sicher. Sie hatte langes und im Licht der aufgegangenen Sonne blauschwarz glänzendes Haar. In den großen Augen funkelte es. Die Züge des schmalen Gesichts waren ebenmäßig und zart und sanft – was einen unaufmerksamen Beobachter vielleicht über die wahre Natur dieser Frau hinweggetäuscht hätte. Sie trug eine einteilige und hellgraue Kombination mit wenigen schlichten Rangabzeichen auf den Schultern und einem dünnen Instrumentengürtel an den gewölbten Hüften.
Ein Traum von einer Frau, dachte Corboran bewundernd. Schlank und langbeinig, mit festen Brüsten, nicht zu klein und nicht zu groß – wie ein dreidimensionales Bild, das Holokünstler in den Kreativitätslaboratorien eines Instituts für Mode und Stil entwickelten. Sie ist … perfekt.
Aber Alessa war auch gefährlich, wie Corboran nicht eine einzige Sekunde lang vergaß. Bei der Waffe, die sie dem Regenten gegenüber zu einer Bedrohung machen konnte, handelte es sich um ihren messerscharfen Verstand, der auf einer völlig emotionslosen und logischen Grundlage funktionierte. Alessa war keine Frau, die sich von Schmeicheleien beeindrucken und ablenken ließ. Und Corboran kannte sie gut genug, um zu wissen, daß sie einige bestimmte Schlüsse aus dem von ihm durchgeführten Verhör der drei Treiber gezogen hatte.
»Ein seltsamer Ort für eine Zusammenkunft«, sagte Alessa, ohne den Gruß des Regenten zu erwidern.
Corboran zuckte mit den Schultern, als er sich einer Staude mit besonders großen, pyrrhotingelben Blüten nähert. Der Kies knirschte leise unter seinen Stiefeln, und der Beißer schien sein Schicksal irgendwie zu erahnen: Er versuchte nicht mehr, seine Zähne in die Stahlstangen des Käfigs zu bohren, sondern blieb in der Mitte hocken und sah sich aus seinen sieben Knopfaugen ängstlich um. Es raschelte in dem Blättergeflecht der Pflanze, und eine der Blüten formte sich zu einem feucht schimmernden Trichter.
»Ein Zeitvertreib, weiter nichts«, meinte der Regent. »Manchmal komme ich hierher, um nachzudenken und Entscheidungen zu treffen. Ein Ort der Ruhe klärt den Verstand.« Er lächelte erneut. »Wir alle haben unsere kleinen Schwächen.«
Alessa musterte ihn aufmerksam und blieb ernst. »Nein«, sagte sie. »Nicht wir alle. Nur gewöhnliche Menschen. Wie Sie.«
Corboran reagierte nicht auf den Seitenhieb. Vorsichtig entriegelte er das elektronische Schloß des Käfigs, und ein energetischer Keil berührte den Beißer und schob ihn in Richtung der kleinen Pforte.
Einige Augenblicke lang widersetzte sich das pelzige Wesen, dann sprang es durch die Öffnung – und landete in dem Fangtrichter der fleischfressenden Staubanemone. Ein dumpfes Quieken war zu hören, und die Bewegungen in der Magenblüte ließen rasch nach, als sich giftige Hohldome in den Körper des Beißers bohrten und anschließend die Verdauung begann. Corboran sah fasziniert zu.
»Die Terranauten wissen Bescheid«, sagte Alessa.
Corboran schüttelte den Kopf und wandte sich der
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