Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt
fertigzuwerden.«
Der Regent nickte langsam. »Vielleicht. Nun, ein weiterer Transport wird gerade für Sie vorbereitet. Es sind insgesamt neunhundertvierzehn.«
»Wir hatten tausend vereinbart.«
»Ich weiß. Die restlichen sechsundachtzig bekommen Sie morgen. Spätestens übermorgen. Und was die Misteln angeht: Der Aktivierungsprozeß ist sehr schwierig. Die Blüten sind in eine spezielle Nährmasse eingebettet, und …«
»Ich habe langsam den Eindruck, als wollten Sie mich hinhalten«, sagte Alessa scharf.
Corboran schüttelte rasch den Kopf. »Nein, Sie irren sich. Ich …«
»Heute abend. Fünftausend Blüten. Nicht eine einzige weniger. Ich verlasse mich darauf.«
»Und ich verspreche Ihnen, Sie nicht zu enttäuschen.« Nach einer kurzen Pause fügte der Regent hinzu: »Ich benötige noch mehr Biomaterial. Und außerdem die Waffen, von denen wir bei der letzten Zusammenkunft sprachen …«
»Ich habe einige Erkundigungen eingezogen, Regent.« Alessa wandte den Blick nicht von ihm ab. »In den letzten Wochen kam es zu auffälligen Truppenbewegungen der Streitkräfte Mells. Unsere Logistik-Abteilung hat ein strategisches Muster analysiert. Sie sind sehr ehrgeizig, Corboran.«
»Es sind Ambitionen, die Ihnen zum Vorteil gereichen«, erwiderte der Jefe-Maximo vorsichtig. »Kremgar hält nicht viel von unserer Zusammenarbeit. Die anderen Regenten werden ebenfalls mißtrauisch. Mit Ihrer Hilfe lassen sich diese Probleme innerhalb kurzer Zeit aus der Welt schaffen. Und dann brauchen Sie nicht mehr mit der Allianz zu verhandeln, sondern nur noch mit einem Mann: mit mir.«
»Mir ist es gleich, welcher politische Faktor sich auf Omikron durchsetzt – solange die Geschäfte nicht beeinträchtigt werden. Geben Sie acht, Regent: Der Ehrgeiz kann ein wertvoller Verbündeter sein, sich jedoch auch in einen Feind verwandeln. Bleiben Sie zuverlässig, Corboran. Bewahren Sie Ihren Blick für die Realität.«
Alessa wandte sich zum Gehen, und der Jefe-Maximo sah ihr zornig nach. Oja, ich verstehe dich, Alessa, ich verstehe dich sehr gut. Du deutest an, einen der anderen Regenten unterstützen zu können, wenn ich nicht spure. Aber vielleicht bin ich bald dazu in der Lage, den Spieß umzudrehen. Wie würde dir das gefallen, na? Ich brauche Zeit, in erster Linie Zeit. Und mit den Schnüfflern, die du mir schicken willst, werde ich schon irgendwie fertig.
An der Tür, die zu dem Hangar führte, wo das Shuttle auf Alessa wartete, blieb die Frau stehen und drehte sich noch einmal um. »Die Terranautin namens Narda und ihre beiden Begleiter – Sie wollen ihnen doch nicht wirklich die Möglichkeit geben, nach einer der Biowelten zurückzukehren?«
»Nein. Sie werden Omikron nicht verlassen. Es sind bereits einige Maßnahmen getroffen worden.«
»Ein Jacca?«
Überrascht hob Corboran die Augenbrauen und bemühte sich einen Sekundenbruchteil später, einen ganz gelassenen Eindruck zu erwecken. Selbst das war Alessa also nicht entgangen. Er beschloß, in Zukunft noch vorsichtiger zu sein.
»Ja«, bestätigte er. »Ein Jacca. Während sich Narda und die beiden anderen Treiber in der Halle aufhielten, hat der Zerstörer ausreichend Gelegenheit gehabt, sich auf ihr PSI-Muster zu fixieren. Er wird den Gefahrenfaktor eliminieren. Ein Unfall, weiter nichts. Ja. Und niemand kann uns für den Tod einer Terranautin und zweier Treiber verantwortlich machen.«
Alessa nickte und betrat den Hangar, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Einige Minuten später startete die Fähre.
Corboran sah dem Shuttle vom Dachgarten aus nach. Als es nur noch ein kleiner Punkt am blauen Himmel war, atmete der Regent einige Male tief durch, griff nach einem Kommunikator und gab Anweisungen.
Es galt zu verhindern, daß die Spezialisten, die Alessa bald zu dem Fundort in der Nähe Jymlaths schicken mochte, das entdeckten, was man vor zwei Standardwochen in dem ausgedehnten Gewölbesystem unter dem dreizehntausend Jahre alten Raumschiff gefunden hatte.
5
Die Begegnung
28. April 2517
Der graue Wagen folgte ihnen schon seit einer halben Stunde. Narda beobachtete ihn durch einen der kleinen Belüftungsschlitze in der Seitenwand des Transportabteils, sah ihn dann, wenn das Vigilanten-Fahrzeug dem Verlauf einer langgestreckten Kurve folgte.
Dicht hinter ihnen fuhren einige Busse, die Arbeiter und Angestellte in die Industriebetriebe am Rand der Stadt brachten, und der graue Wagen wahrte ständig eine gewisse Distanz.
Es war ein Velozimobil, ein
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