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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Alessas, die Angst der Wissenschaftler, die emotionslose Entschlossenheit der Gardisten, den Argwohn der Grauen Treiber – und, etwas weiter entfernt: den dumpfen Schmerz Benjamins, die innere Qual Moons, das Spektrum der Gedanken Dutzender von Fachleuten und Spezialisten, auch von Ärzten. Um sie herum schien das alte Schiff zu erwachen, und es wehten ihr Gedankenfragmente entgegen, die vor rund dreizehntausend Jahren von fremden Seelen formuliert worden waren. Sie vernahm das ätherische Flüstern der Misteln in den labyrinthenen Lagern, in der Nährmasse der Wände und Decken. Und in den Gewölben unter dem alten Schiff: ein Raunen und Wispern, das sie kannte, in diesem Ausmaß jedoch noch nie zuvor wahrgenommen hatte.
    Vor ihr begann sich der Kokon zu öffnen, und ihr Geist schreckte zurück, entsetzt von der Vorstellung, den Wünschen der Queen zu genügen, ihr den ruhenden David terGorden zu überantworten und damit die Kontrolle über das gesamte IAES zu geben.
    Doch eine nahe Präsenz beruhigte sie, lenkte sie sicher weiter.
    Narda blickte mit Augen, die nicht ihr gehörten, die in der Decke verborgen waren, auch im Boden, und sie beobachtete, wie sich ihr Körper aufzulösen begann, wie die Gesichter der Grauen Treiber blaß wurden. Aus einer anderen Welt hörte sie die Stimme Alessas, die einen Befehl rief, woraufhin die Gardisten ihre Waffe hoben …
    Schnell! rief Martyn, der gar nicht Martyn war.
    Das Strahlen des PSI-Kokons wuchs in die Breite und Länge, nahm sie auf wie ein Hort der Geborgenheit. Die Energieblitze abgefeuerter Laser zerstoben an dem Schild, der den Schlafenden geschützt hatte und nun auch Narda und ihrem Begleiter Zuflucht gewährte. Die Terranautin sah auch, wie Martyns Gestalt dahinschwebte, jetzt nur noch ein halbtransparenter Schemen, der Individualität eingebüßt zu haben schien – ein farbloser Schatten, der sich über den nach wie vor reglosen David terGorden stülpte und sich mit ihm vereinte.
    Plötzlich bewegte sich der Ruhende, hob die Arme, beugte die Knie, schlug die Augen auf, blaue Augen, die Narda so gut kannte. Eine mentale Bö bewegte das Haar Davids, das fast ebenso hell war wie das Moons.
    Narda spürte, wie seine Hände sie berührten, und die Szenerie veränderte sich. Ihr vereinter Geist schwebte durch Tunnel und Gänge, erreichte die Krankenstation, driftete über die beiden dort untergebrachten Treiber hinweg, legte sich über Benjamin und Moon, hüllte sie in ein Schutzfeld, das sich weder mit Laserbrennern noch mit psychischer Gewalt aufbrechen ließ.
    Als die Kameraden auf diese Weise vor einem Racheakt Alessas geschützt waren, erfolgte der Transfer. Es war nicht nur eine Ortsveränderung, sondern auch ein Wechsel in der Zeit. Narda hatte das Empfinden, als betrete sie eine kleine Insel, an dessen Ufern die Fluten des Temporalstroms entlangspülten, auf der das, was man gemeinhin als »Zeit« bezeichnet, keine Rolle mehr spielte.
    Als sie die Augen aufschlug, ihre wirklichen Augen, trat David terGorden auf sie zu, nahm sie sanft in die Arme und küßte sie.
     
    »Warum hast du mir nicht sofort gesagt, wer du bist? Es hätte alles viel einfacher gemacht.«
    David schüttelte den Kopf. »Nein. Die Gefahr war zu groß. Corboran und die Garde durften auf keinen Fall von meiner wahren Identität erfahren; das mußte unter allen Umständen verhindert werden. Es hätte meine Befreiung nicht nur in Frage gestellt, sondern ganz und gar unmöglich gemacht.«
    Er trat an den Rand der Kuppel heran, an den Rand dessen, was er als Null-Sphäre bezeichnet hatte, und deutete in die Graue hinaus, die jenseits des Refugiums wie ein Nebel wallte. Konturen bildeten sich darin, und Narda blickte auf Dutzende, auf Hunderte von verschiedenen Welten herab – Planeten, auf denen es Komponenten des Interkosmischen Anti-Entropiesystems gab. Weltenbäume, an deren Ästen und Zweigen Misteln wuchsen, die Treiber brauchten, um sich in jenem Transitmedium zu orientieren, das Raumschiffen überlichtschnelle Transfers ermöglichte, Kosmischen Sporen in tiefen Gewölben, andere Dinge, anderes Leben – Ableger der Pflanzenzivilisation, deren Individualitäten von den Terranauten Uralte genannt worden waren.
    »Sollten wir nicht zurückkehren?« fragte Narda.
    »Warum?« David drehte sich um und sah sie lächelnd an. »An diesem Ort könnten wir tausend Jahre verweilen, ohne zu altem, ohne daß auf Omikron nur eine einzige Sekunde verstreicht. Wir befinden uns hier außerhalb des

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