Die Terroristen
General wurde ziemlich mürrisch. Flugmaschine ist offenbar in hässliches Wort.«
»Da hast du Recht. Das ist so, als ob man eine Decksplanke auf einem Boot als Fußboden bezeichnet.«
»Au, verflucht, ist das so schlimm? Ich werde ihn um Entschuldigung bitten, wenn er wieder anruft.«
Er blickte im Vorbeigehen auf die Datumsanzeige seiner Armbanduhr und stellte fest:
»Deine Freunde von der ULAG scheinen nichts von sich hören zu lassen.«
Die Grenz- und Ausländerkontrolle war in den letzten Wochen erheblich verschärft worden.
Gunvald Larsson riss sich ein borstenartiges Haar aus einem Nasenloch und prüfte es eingehend.
»Mmm.«
Er ging mit langen Schritten einige Male im Zimmer auf und ab. Schließlich schlug er vor:
»Ich finde, wir sollten uns so verhalten, als ob sie hier wären.«
»Du meinst, dass sie noch nicht gekommen sind?«
»Nein, im Gegenteil. Wenn sie etwas vorhaben, dann sind sie bereits am Platz.«
»Es muss sich ja logischerweise um mehrere Personen handeln. Sollte es denen wirklich geglückt sein, einzureisen, ohne dass wir auch nur einen von ihnen gefasst haben?«
Ziemlich viele Leute waren zur genaueren Kontrolle an den verschiedenen Grenzübergängen festgehalten worden, aber sie schienen einwandfreie Papiere gehabt zu haben.
»Es hört sich komisch an«, begann Gunvald Larsson, »aber …«
Er brach ab, und Martin Beck sagte:
»Eine andere Möglichkeit ist natürlich, dass sie schon gekommen sind, bevor die Grenzkontrollen wirksam wurden.«
»Ja. Das ist durchaus drin.« Er schien ungewöhnlich nachdenklich zu sein.
»Woran denkst du?«, wollte Martin Beck wissen.
»Dass es eine so verdammt gute Gelegenheit für die ULAG ist. Es passt vom Zeitpunkt her. In Europa haben sie bisher noch keine Aktion durchgeführt. Außerdem ist dieser Politiker …«
»Umstritten?«
»Umstritten, ja. In manchen Kreisen ist beinahe ein Kopfgeld auf den ausgesetzt.«
»Tja«, meinte Martin Beck leidenschaftslos, »wenn das so ist, beweist er einen gewissen persönlichen Mut, indem er überhaupt herkommt.«
Um dem Gespräch eine neue Richtung zu geben, fuhr er fort: »Hast du gestern interessante Filme gesehen?«
Gunvald Larsson war beauftragt worden, sich einige Filme von Staatsbesuchen anzusehen, die der Sicherheitsdienst beschafft hatte.
»Habe ich, und dabei ist mir aufgefallen, dass Nixon zusammen mit Tito tatsächlich in einem völlig offenen Wagen durch Belgrad gefahren ist. Und das Gleiche in Dublin. Nixon und De Valera saßen in einem uralten Rolls-Royce mit offenem Verdeck. Nach dem zu urteilen, was auf dem Film zu sehen war, hatten sie nur einen einzigen Sicherheitsmann bei sich. Dagegen schien das halbe Land abgeriegelt gewesen zu sein, als Kissinger in Rom war.«
»Haben sie auch den großen Klassiker gezeigt? Der Papst in Jerusalem?«
»Ja. Den hatte ich leider schon früher mal gesehen.«
Der Besuch des Papstes in Jerusalem war von der jordanischen Sicherheitspolizei organisiert worden, deren Bemühungen zu einem Durcheinander geführt hatten, das in der Weltgeschichte kein Gegenstück hatte. Selbst Stig Malm hätte so etwas nicht fertig bekommen.
Das Telefon klingelte.
»Ja, Beck.«
»Hej«, meldete sich der Chef der Ordnungspolizei. »Hast du die Unterlagen gesehen, die ich dir raufgeschickt habe?«
»Ja. Ich bin gerade dabei, sie durchzusehen.«
»Die kleineren Orte im Land werden an diesen beiden Tagen beinahe ohne Polizeischutz sein.«
»Das kann ich mir vorstellen.«
»Ich will nur, dass du dir dessen bewusst bist.«
»Das ist allerdings nicht meine Sache. Frag den Rikspolis-Chef, ob er daran gedacht hat.«
»Okay, ich werde Malm anrufen.«
Rönn trat ein, ihm war die Lesebrille auf die rote Nasenspitze gerutscht. Er hielt ein Stück Papier in der Hand.
»Diese SK-Liste habe ich auf meinem Schreibtisch gefunden.«
»Die soll doch in meinem Briefkorb liegen«, fuhr Gunvald Larsson ihn an. »Leg sie da hinein. Wer hat die denn überhaupt weggenommen?«
»Na, ich jedenfalls nicht«, entgegnete Rönn.
»Was ist denn das für eine Liste?« fragte Martin Beck.
»Leute, die als Reserve hier im Gebäude bleiben«, erklärte Gunvald Larsson. »Solche, die am besten im Tagesraum sitzen und Mensch-ärger-dich-nicht spielen, wenn du verstehst, was ich meine.«
Martin Beck nahm Rönn die Liste aus der Hand und warf einen Blick darauf. Sie wurde von einigen einschlägigen Namen angeführt.
SK-LISTE
Bo Zachrisson
Kenneth Kvastmo
Karl Kristiansson
Victor
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