Die Terroristen
er den Funkspezialisten der Gruppe an, ein Franzose, der sich seit längerer Zeit in Kopenhagen bereitgehalten hatte. Er wies ihn an, spätestens am 14. November nach Stockholm zu kommen, und erklärte ihm, dass die Methode in der Hauptsache die gleiche sein würde wie beim letzten Mal.
Am Montag der folgenden Woche hatte Reinhard Heydt seine schweigenden, ständig spielenden japanischen Kollegen so satt, dass er sich entschloss, nach einer Frau Ausschau zu halten. Dies war an und für sich ein Abweichen vom üblichen Muster, denn früher hatte er sich, solange er eine Aktion vorbereitete, niemals mit Frauen befasst.
Die große Zahl der Prostituierten in Stockholm deprimierte ihn, besonders die Menge der Mädchen zwischen 14 und 17, die offenbar praktisch alles taten, um an Rauschgift heranzukommen oder, genauer gesagt, an Geld für einen Schuss, wie man zu sagen schien.
Nachdem er den verzweifelten Verkehr rund um den so genannten »schrägen Platz« eine Weile beobachtet hatte, wie auch die, gelinde gesagt, wenig zweckmäßigen Methoden der Polizei, mit denen man dem Markt Einhalt zu gebieten versuchte, gab er es auf und ging in die Bar von einem der besten Hotels der Stadt.
Reinhard Heydt trank niemals Alkohol, aber hin und wieder genehmigte er sich ein Glas Tomatensaft mit Tabasco. Während er an seinem Drink nippte, überlegte er, was er haben wollte. Am liebsten eine ziemlich große aschblonde Frau, die 25 Jahre alt war. Er selbst war 30, aber dies mit den 25 war eine fixe Idee von ihm. Was er sich absolut nicht vorstellen konnte, war eine Dame, die irgendwie professionell war oder die in einem festen Etablissement arbeitete. Er glaubte nicht mehr so fest daran, dass alle schwedischen Mädchen hübsch waren, das schien nur eine der vielen Lügen zu sein, die das Regime aus Gründen der Propaganda verbreitete.
Während er bei seinem zweiten Glas gespritztem Tomatensaft saß, trat eine Frau ein und setzte sich an das andere Ende der Bar. Sie schien Apfelsinensaft zu trinken mit einer roten Beere drin und einer Apfelsinenscheibe über dem Rand des Glases.
Sie blickten einander mehrere Male an und ließen gegenseitiges Interesse erkennen.
Er fragte den Barkeeper, ob er sie zum nächsten Drink einladen dürfte, und die Antwort war ein Ja. Bald danach wurde der Hocker neben ihr frei. Er warf einen fragenden Blick darauf, und sie nickte wieder.
Nachdem er sich zu ihr gesetzt hatte, erzählte er ihr, dass er dänischer Ingenieur sei und Reinhard Jörgensen heiße. Es war immer das Einfachste, wenn man sich soweit wie möglich an die Wahrheit hielt, und seine Mutter hatte mit Mädchennamen Jörgensen geheißen. Sie sagte, dass sie Ruth Salomonsson hieße. Er fragte sofort nach ihrem Alter, und sie antwortete, dass sie 25 sei. Fast alles stimmte: Ihr Haar war nicht blond, sondern aschblond, und ihre Augen waren blau. Sie war groß, schlank und hatte eine gute Figur.
Sein nächster Zug bestand darin, sie ins Kino einzuladen. Das schien sie wenig einfallsreich zu finden, und so schlug er ein gemeinsames Essen vor.
Sie antwortete lächelnd, dass sie schon gegessen habe, aber nichts dagegen einzuwenden hätte, wenn er sie an einem anderen Tag zum Essen einladen würde.
Es dauerte ungefähr 15 Minuten, bis er begriff, dass sie sich aus dem gleichen Grunde wie er in der Bar aufhielt.
Dann blieb ihm eigentlich nur noch, hinauszugehen und den Portier zu bitten, ein Taxi zu bestellen.
Wie das bei Frauen, die ins Restaurant gehen, häufig der Fall ist, so hatte auch Ruth Salomonsson eine Freundin bei sich.
Es zeigte sich, dass diese an einem anderen Tisch der Bar saß und sich mit einem Mann unterhielt, und während sie auf das Taxi warteten, wechselte Reinhard Heydt einige höfliche Worte mit der Freundin.
Er hatte eine gute Wahl getroffen und verlebte einen außerordentlich geglückten Abend. Erst einige Stunden später stellte er in einer Pause die Frage:
»Was bist du eigentlich von Beruf?«
Er hatte ihr einiges über seine Geschäfte und Reisen hierhin und dorthin erzählt. Sie steckte sich eine Zigarette an seiner brennenden an, blies eine Rauchwolke und antwortete:
»Polizistin.«
»Polizistin? Du bist bei der Polizei?«
»Genau. Polizeiassistentin heißt das.«
»Ist das eine interessante Arbeit?«
»Normalerweise ist es nicht besonders aufregend. Ich arbeite in einer Dienststelle, die sich Ermittlungsdezernat nennt.«
Er schwieg. Wunderte sich eigentlich vor allem, aber irgendwie wurde sie in seinen
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