Die Terroristen
war Rönns Frau, sie stammte aus einer Lappenfamilie, war klein und hatte pechschwarzes, glattes Haar und nussbraune Augen. Sie hatten einen Sohn, Mats, der gerade zehn geworden war.
Der Junge war blauäugig und hatte helles Haar, genau wie Rönn, dagegen hatte er von der Mutter das Temperament geerbt, was dazu führte, dass Rönn den ruhenden Pol in der Familie darstellte, in der beinahe jede Kleinigkeit zu dramatischem lauten Wortwechsel und gewaltigen Zänkereien führen konnte.
Melander beendete auch dieses Telefonat, stand auf und trat zu den anderen.
»Mmm. Ich hätte jetzt auch alles Material gelesen, was es über diese Sabotagegruppe gibt.«
»Und wo würdest du eine Sprengladung einbauen?« fragte Martin Beck.
Melander steckte seine Pfeife an und entgegnete mit stoischer Miene: »Wo würdet ihr denn diese eventuelle Bombe deponieren?«
Fünf Finger erhoben sich zum Stadtplan und zeigten auf die gleiche Stelle.
Alle kamen sich ein wenig albern vor. Schließlich sagte Gunvald Larsson:
»Wenn fünf Leute wie wir zu genau dem gleichen Ergebnis kommen, dann muss das verdammt falsch sein.«
Martin Beck trat einige Schritte zur Seite, stützte sich mit dem Ellbogen auf einen Aktenschrank an der Wand und ordnete an:
»Frederik, Benny, Einar und Gunvald. In zehn Minuten will ich von euch eine schriftliche Begründung haben. Und jeder soll sie für sich allein schreiben. Ich werde ebenfalls eine verfassen. Aber ganz kurz, bitte.«
Er ging in sein Zimmer. Das Telefon klingelte. Er ließ es klingeln, spannte einen Bogen in die Schreibmaschine und tippte mit den Zeigefingern.
Wenn die ULAG ein Attentat durchführen will, dann spricht alles dafür, dass sie eine Bombe mit Fernzündung verwendet. Bei der Art von Sicherheitsmaßnahmen, die wir zur Zeit entwickeln, schätze ich, dass sie es mit einer Bombe in der Gasleitung versuchen werden. Dagegen können wir uns am schwersten schützen, und außerdem ist auf diese Weise eine ausreichende Sprengwirkung zu erzielen. Voraussichtlicher Ort des Attentats: Der Platz, wo die Zubringerstraße zum Flughafen in Stockholm einmündet. Begründung: Die Kolonne kann nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten, die vor allem bei der Umdisponierung der Polizeikräfte liegen, auf einen anderen Weg umgeleitet werden. Dieser Platz ist von unzähligen unterirdischen Gängen und Korridoren unterzogen, die teils zu dem im Bau befindlichen internen Kommunikationssystem der U-Bahn gehören, teils aber auch aus dem verwickelten System von Abwasserleitungen bestehen. Man kann sie durch eine Reihe von Zugängen von den Straßen her erreichen oder andere Einstiege benutzen, wenn man das unterirdische Verbindungsnetz der Stadt kennt. Wir müssen auch damit rechnen, dass alternative Sprengladungen angebracht werden und deren logische Platzierung herauszufinden versuchen.
Martin Beck.
Skacke trat mit seinem Gutachten bereits ein, als Martin Beck noch nicht fertig war. Dann folgten Melander und Gunvald Larsson.
Rönn kam als Letzter. Die Schreibarbeit hatte ihn beinahe 20 Minuten gekostet. Er war kein Mann der Feder.
Alle kamen mit den gleichen Gesichtspunkten, aber Rönns Studie war die lesenswerteste. Er schrieb:
Der unterirdische Bombenleger, auch wenn er eine ferngezündete Detonation auslösen will, muss die Bombe in eine Gasleitung stecken, wo eine solche vorhanden ist. Da, wo ich hingezeigt habe, gibt es mehrere (fünf), und wenn er die Bombe da irgendwo hineinstopfen will, muss er sich entweder wie eine Wühlmaus selbst einen Gang graben oder die unterirdischen Gänge benutzen, die es bereits gibt. Dort, wo ich hingezeigt habe, gibt es viele solcher vorhandenen Gänge, und wenn dann die Bombe selbst so klein ist, wie Gunvald sagt, so ist es unmöglich, etwas dagegen zu tun, wenn wir nicht schon jetzt einen Haufen unterirdische Polizisten hinkommandieren und mit denen ein unterirdisches Polizeikommando schaffen wollen, aber die haben keine Erfahrung und können nichts Vernünftiges tun. Einar Rönn, Erster Polizeiassistent.
PS. Aber wir wissen ja nicht, ob es unter der Erde bereits Bombenattentatsterroristen gibt, wenn es sie abergibt, können weder überirdische noch unterirdische Polizisten sie hindern, aber sie können darüber hinaus in der Kloake schwimmen, und dann brauchen wir zusätzlich ein Kloakenkommando von Froschmännern, ja.
Der Verfasser grinste verlegen, während Martin Beck vorlas. Der lächelte jedoch nicht, sondern legte das Dokument zuoberst auf den Stapel.
Rönn
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