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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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hatte es viel Gerede gegeben. Es hatte damit begonnen, dass man den Senator nach speziellen Wünschen gefragt hatte. Der hatte daraufhin geantwortet, dass er gern ein Lager der Lappen, in dem diese immer noch so wie vor 500 Jahren lebten, besichtigen würde. Dieser Wunsch brachte die Regierungsmitglieder, die für die Einladung des Senators verantwortlich waren, in einige Verlegenheit, denn damit bewies er eine beinahe erhabene Ahnungslosigkeit über Schweden im allgemeinen und die Lappen im besonderen. Man war schließlich gezwungen gewesen, mitzuteilen, dass es so etwas nicht gab, und fragte vorsichtig an, ob der Senator sich nicht das Kriegsschiff Wasa aus dem 17. Jahrhundert ansehen wolle. Die Antwort war jedoch negativ, der Senator war an alten Schiffen nicht interessiert und wollte stattdessen den kürzlich verstorbenen König ehren, denn der wurde nicht nur von dem Senator, sondern auch von großen Teilen des amerikanischen Volkes als der vornehmste Schwede der Gegenwart angesehen.
    Keiner war über diesen Wunsch sehr beglückt. Mehrere Minister waren leicht schockiert über den Ausbruch ungehemmten Royalismus, der in Zusammenhang mit dem Tod des alten und dem Ausrufen des neuen Königs festzustellen war. Sie meinten, dass das des Guten zu viel sei, und ließen auf diplomatischem Wege zuerst erstaunt anfragen, was der Senator eigentlich mit »kürzlich« meine (seit dem Ableben von Gustav VI. Adolf war mehr als ein volles Jahr vergangen), und dann mit Nachdruck zu verstehen geben, dass die Regierung nicht daran interessiert sei, an der wachsenden Verehrung verstorbener Könige mitzuwirken. Aber der Senator hatte sich unbeugsam gezeigt. Er hatte sich darauf versteift, einen Kranz niederzulegen, damit war die Sache entschieden.
    Die Botschaff der USA gab die Bestellung für einen Kranz auf, der so groß war, dass zwei Blumengeschäfte in die Arbeit eingeschaltet werden mussten. Der Senator hatte den Umfang und die Blumen, die der Kranz enthalten sollte, selbst bestimmt. Die vier Marineoffiziere trafen bereits am 12. November in Stockholm ein und waren zum Glück kräftig gebaute Männer. Keiner von ihnen maß weniger als 1,90 Meter ohne Schuhe. Das zeugte von weiser Voraussicht, denn es war unwahrscheinlich, dass Seeleute kleineren Formats überhaupt in der Lage gewesen wären, das Blumenmeer auch nur von der Stelle zu rücken.
    Nach dieser Zeremonie, der beizuwohnen der Regierungschef nach vielem Hin und Her zugesagt hatte, würde das Ehrengeleit mit dem Senator zum Reichstagshaus fahren.
    Im Laufe des Nachmittags sollte der Gast eine Reihe von Ministern zu informellen politischen Gesprächen treffen.
    Am Abend lud die Regierung zu einem Festessen in Stallmästaregärden ein, wo auch die Führer der Oppositionsparteien mit ihren Frauen Gelegenheit hatten, sich mit dem Mann, der einmal beinahe Präsident der Vereinigten Staaten geworden wäre, zu unterhalten.
    Die politische Richtung des Senators war eine solche, dass der Führer der Linken in Schweden, das heißt der Vorsitzende der kommunistischen Partei, es tatsächlich abgelehnt hatte, mit einem solchen Mann gemeinsam zu dinieren.
    Nach dem Essen sollte der Senator sich für die Nacht in die Gästewohnung der Botschaft zurückziehen.
    Das Programm für den Freitag war vergleichsweise einfach.
    Der König lud zum Lunch aufs Schloss. Wie das genau vonstatten gehen sollte, hatte die Hofverwaltung noch nicht mitgeteilt; vorläufig hieß es nur, dass der König heraustreten und den Gast in Logärden treffen sollte, danach würden sie gemeinsam das Schlossgebäude betreten.
    Direkt nach dem Lunch sollte der Senator mit einem oder mehreren Regierungsmitgliedern nach Arlanda fahren, sich verabschieden und in die USA zurückfliegen. Schluss, aus.
    Dabei gab es nichts besonders Kompliziertes oder Merkwürdiges.
    Eigentlich war es völlig absurd, dass so viele Polizisten aller Dienstgrade damit beschäftigt sein sollten, eine einzige Person zu schützen.
    Sie standen jetzt vor der Karte.
    Alle zusammen außer Melander, der immer noch telefonierte.
    Rönn kicherte plötzlich ohne sichtbaren Anlass, und Gunvald Larsson fragte: »Was ist los, Einar?« Und Skacke: »Spinnst du?«
    Worauf Gunvald Larsson diesen so feindselig anstarrte, dass Skacke errötete und lange Zeit gar nichts sagte.
    »Ich habe mir gerade vorgestellt«, sagte Rönn, »dass der Kerl Lappen sehen wollte. Er könnte ja zu mir nach Hause kommen und sich Unda ansehen. Aber natürlich nur ansehen.«
    Unda

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