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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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des Erlösers. Was wir alle wollen, ist eine Waffe, um die Einigkeit der Kirche zurückzuerobern. Dies ist das höchste Ziel; und um es zu erreichen, bedarf es des mächtigsten Werkzeugs.«
    »Und nur darum geht es uns«, sagte Pater Hernando. Seine Augen hinter den Brillengläsern zuckten, wie die der bei den Verhören Befragten zuckten, wenn sie beteuerten, dass sie dem Protestantismus schon längst abgeschworen hätten.
    Pater Xavier gestattete sich keinerlei Regung, während er den Blick langsam um den Tisch wandern ließ. Die vier Männer verfolgten das hehre Ziel, die Christenheit zu schützen – und fanden es nötig, sich dazu als Verschwörerzirkel zusammenzufinden und in einer feuchtkalten Uferhütte Versteck zu spielen. Er musterte Ludwig von Madruzzo, dessen Frustration, dass er in den vergangenen Konklaven in der ersten Wahlrunde stets eine anständige Anzahl von Stimmen und inden darauf folgenden Abstimmungen überhaupt keine mehr bekommen hatte, seine Augen hatte stumpf werden lassen. Kardinal de Gaete konnte er nicht einschätzen. Es mochte sein, dass die alte Schildkröte es ernst meinte. Kardinal Facchinetti war zu farblos, als dass Pater Xavier sich hätte vorstellen können, was ihn zu diesem Zirkel gehören ließ, außer, dass er an de Gaetes Stelle ihn nicht hätte dabeihaben wollen. Pater Hernando legte es natürlich darauf an, irgendwann den Großinquisitor abzulösen.
    »Zumindest müssen wir verhindern, dass andere die Teufelsbibel nutzen. Zur Not müssen Sie sie vernichten«, sagte Kardinal Facchinetti.
    »Ich bin zu schwach, um ein Buch zu vernichten, das der Leibhaftige mit eigener Hand geschrieben hat«, sagte Pater Xavier. »Aber ich werde es finden und Ihnen aushändigen, damit Sie es vernichten können.« Und damit der Skrupelloseste von euch die anderen vernichtet, fügte er in Gedanken hinzu. Er fühlte sich beschwingt und wohl angesichts dieser Gesellschaft. »Wo soll es sich befinden?«
    »Es ist in einem Kloster geschrieben worden, so viel ist sicher. Wir haben versucht herauszufinden, in welchem, sind aber nicht fündig geworden. Das Wissen über den Ort ist entweder verloren gegangen, oder man hat es mit Absicht aus allen Archiven getilgt«, sagte Kardinal de Gaete. »Aber wir werden Sie im Zentrum des Reichs platzieren wie die Spinne im Netz. Sie müssen vorsichtig vorgehen und lieber zu langsam als zu schnell. Wir wissen nicht, wer außer uns und unserem Informanten in Rom noch über das Buch Bescheid weiß, aber jeder, der davon erfährt, wird es sich aneignen wollen. Wenn Sie zu rasch vorgehen, riskieren wir, dass andere interessierte Parteien auf Sie und Ihre Suche aufmerksam werden. Früher oder später werden Sie einen Hinweis entdecken.«
    »Andere interessierte Parteien – in Rom«, sagte Pater Xavier und machte eine Pause, »einflussreiche protestantische Ketzer, meine ich.« Natürlich meinte er etwas ganz anderes; zum Beispiel die anderen siebenundsechzig Kardinäle.
    »Genau«, sagte Kardinal de Gaete nach einem so langen Zögern, dass die Stille in der Hütte Zeit hatte, bedeutsam zu werden. Neuerlicher Blickwechsel mit Pater Hernando. »Einflussreiche andere Parteien in Rom.«
    »Was ist die dritte Neuigkeit?«
    Pater Hernando senkte den Kopf und machte das Kreuzzeichen. Die anderen taten es ihm nach. Pater Hernando richtete seinen Blick auf Pater Xavier. Die Brillengläser verwandelten sein Gesicht in eine Maske und die Spiegelung der Kerze ließ in seinen Augen zwei Flammen brennen.
    »Papst Urban ist tot«, sagte er. »Am zwölften Tag seines Pontifikats hat Gott der Herr ihn abberufen.«
    »Ein Zeichen, wenn es sonst keines gibt«, sagte Kardinal Madruzzo.
    »Der Herr sei seiner Seele gnädig«, sagte Kardinal de Gaete.
    Pater Xavier nickte langsam. Die Nachricht musste neu sein. Papst Urban war gestorben, noch bevor die Neuigkeit seiner Wahl in alle Winkel der Christenheit gedrungen war. Vermutlich gab es genügend Landstriche, die noch nicht einmal wussten, dass sein Vorgänger Sixtus gestorben war. Sic transit gloria mundi , dachte er. Papabili pflegten in langen Zeiträumen zu denken, um ihr Ziel zu erreichen. Papst Urban hatte offensichtlich einen zu langen Zeitraum angesetzt. Pater Xavier fühlte, dass die Wärme in seine Hände und Füße zurückgeströmt war.
    »Ich reise über Wien. Ich habe Verbindungen dort, die bis nach Prag reichen – so kann ich mir vorab ein Bild von der Lage machen.«
    »Verbindungen aus den alten Zeiten am Kaiserhof?«,

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