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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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seinem Hof herumschwärmen wie die Fliegen auf einem Haufen Scheiße.«
    Kardinal de Gaete zuckte zu den heftigen Worten, widersprach aber nicht. »Ihr Dienst an der katholischen Kirche führt Sie nach Prag, ob Sie es wollen oder nicht, Pater Xavier.«
    Pater Xavier zuckte mit den Schultern. »Ich wirke dort, wo Gott der Herr und der Heilige Vater mich haben wollen«, sagte er.
    Kardinal de Gaetes Augen funkelten. »Sie wirken dort, wo wir sie haben wollen«, sagte er. Pater Xavier ließ sich nicht anmerken, dass er diese Antwort zu provozieren gehofft hatte. Nun wusste er, woran er war.
    »Wir haben drei Neuigkeiten für dich, Pater Xavier«, sagte Pater Hernando. »Kaiser Rudolf hat sich vor den Forderungen, die unser allerkatholischster König wegen seiner Heirat an ihn stellt, vor den Nachrichten über die Übergriffe der Türken und vor seinen Aufgaben als Verteidiger des Glaubens in die Krankheit geflüchtet. Er lässt sich kaum noch außerhalb seines Kuriositätenkabinetts blicken. Statt die Botschaften aus dem Reich zu studieren, liest er die Werke dieses dänischen Sterndeuters, die er gegen den Willen des Papstes hat drucken lassen. Kaiser Rudolf wird gar nicht bemerken, dass du dich an seinem Hof aufhältst.«
    »Welches Amt soll ich dort bekleiden?«
    »Kein offizielles. Seit der Kaiser den Hof von Wien nach Prag hat verlegen lassen, herrscht ein Durcheinander wie zu den besten Zeiten des Reichs. Eine Armee von türkischen Plünderern könnte dort wochenlang herumlaufen, und sie würden niemandem auffallen, gesetzt den Fall, sie stehlen nicht irgendeine exotische Nuss aus der Sammlung des Kaisers. Wir werden Sie mit genügend Geld ausstatten, so dass Sie auf sich allein gestellt existieren können.«
    »Was ist meine Aufgabe?«
    »Glauben Sie, dass es ein Buch im Geheimarchiv gibt, das Sie nicht kennen?«
    Pater Xavier antwortete nicht. Kardinal Facchinetti bewegte sich unruhig und verzog den Mund zu einer Grimasse, als er merkte, dass sich Pater Xaviers Blick auf ihn richtete. Er erstarrte mit hochgezogenen Schultern.
    »Dies ist die zweite Neuigkeit, Pater Xavier«, sagte Kardinal de Gaete. »Es gibt ein Buch, das Sie nicht kennen.«
    »Wer hat es geschrieben?«
    Kardinal de Gaete und Pater Hernando wechselten einen Blick. Der alte Kardinal lächelte kaum merklich.
    »Sie haben die Frage gestellt, die es auf den Punkt bringt.«
    Pater Xavier überlegte nur einen Augenblick. »Eminenz sprechen davon, dass das fragliche Buch gefälscht wurde.«
    »Es ist das Testament des Teufels«, krächzte Kardinal Facchinetti plötzlich. »Der Leibhaftige selbst hat es geschrieben, und es ist nur auf der Welt, um Unheil anzurichten!«
    »Irgendein Mönch hat es geschrieben, Eminenz«, sagte Pater Hernando. »Jedenfalls das Exemplar, das in der Vatikanischen Bibliothek liegt.«
    »Was ist so besonders daran, dass es sich um eine Kopie handelt?«, fragte Pater Xavier.
    »Es ist keine exakte Kopie. Es fehlen drei Seiten.«
    Pater Xavier wartete. Die Männer rund um den Tisch verständigten sich mit stummen Blicken. Pater Xavier saß ganz ruhig, obwohl in der Kühle und der Feuchtigkeit, die in der Hütte herrschten, seine leichtbeschuhten Füße und auch seine Hände klamm zu werden begannen. Mit einem Teil seines Geistes begann er seinem Fleisch zu befehlen, seinen Wünschen zu gehorchen und die Wärme zurückkehren zu lassen. Sollte einer der Männer auch nur versehentlich eine von Pater Xaviers Händen berühren, durfte diese sich nicht kalt anfühlen. Kälte war Schwäche. Wärme war Stärke. Erwusste, dass alle anderen hier ebenso froren wie er und mit größter Wahrscheinlichkeit eiskalte Hände und Füße hatten. Er bemühte sich umso mehr, die Wärme bis in seine Fingerspitzen zu bringen.
    »Diese drei Seiten sind der Schlüssel zu dem ganzen Werk«, sagte Pater Hernando schließlich.
    »Es handelt sich um einen Code?«
    Pater Hernando nickte. Pater Xavier wartete das erneute Schweigen ab.
    »Wer den Code hat und das Buch zu lesen versteht, dem eröffnet sich die Weisheit des Teufels«, sagte Kardinal de Gaete in die Stille. »Und wer diese besitzt, besitzt die Welt.«
    »Nicht auszudenken, wenn dieses Wissen in die Hände der Ketzer und Protestanten fiele«, sagte Pater Xavier mit höchst neutralem Gesicht.
    »Die Ketzerei der Reformation zerbricht die Christenheit von innen«, sagte Kardinal de Gaete. »Die Türkenbedrohung frisst an ihr von außen. Die allgemeine Gottlosigkeit der Menschen schwächt die Macht

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