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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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sagte Bischof Khlesl. »Es gibt neue Entwicklungen, und ich möchte, dass du sie dir mit mir zusammen anhörst.«
    »Welche neuen Entwicklungen?«
    »Ich lasse dich holen, wenn ich sie selber erfahre.«
    Cyprian lauschte den Worten des Bischofs nach. »Du bist nicht mehr der Einzige, der der Teufelsbibel auf der Spur ist.«
    »Ich sagte es ja schon: sie ist wieder erwacht.«
    »Wenn du mich rufst, komme ich.«
    »Danke.«
    Cyprian wandte sich zum Gehen.
    »Woher wusstest du, dass der Zugang zu den Katakomben unter der Kirche nicht mehr existiert?«, fragte der Bischof.
    Cyprian blickte sich nicht um. »Ich war dort«, sagte er. »Du hast nicht gesagt, ich dürfe nicht auch mal dort vorbeischauen.«
    »Kein Problem«, erklärte der Bischof.
    Cyprian konnte nicht sagen, ob sein Onkel seine Lüge durchschaute oder nicht. Es verursachte ihm Magenschmerzen, dem Bischof die Wahrheit zu verschweigen, doch er hattedas Gefühl, er tat es zu Agnes’ Schutz. Er öffnete die Tür; aus dem angrenzenden Raum sprintete ein Diener heran und nahm ihm die restliche Arbeit ab. Dann wandte er sich noch einmal um. Bischof Khlesl war wieder in seine Dokumente vertieft. Während er darin raschelte, zog er mit der anderen Hand seinen Pelz zurecht. Er hustete. Der Diener schloss die Tür.
    »Pass auf dich auf«, murmelte Cyprian gegen das geschlossene Türblatt, drehte sich um und ging.
    12
    Nachdem Cyprian gegangen war, starrte Bischof Khlesl eine ganze Weile die geschlossene Tür an. Schließlich nahm er ein vielfach abgeschabtes Pergament aus einer Ledermappe und glättete es. Ein schmales Holzkästchen enthielt daumennagelgroße Stücke Kohle, kantig zugeschliffen. Bischof Khlesl begann zu malen: einen leeren Kreis in der Mitte des Blattes; drei kleinere Kreise, die über dem leeren Kreis zu schweben schienen wie Krähen. In die Kreise kratzte er Initialen und daneben etwas, das einem Birett glich – mit einiger Übung hätte der Bischof auch als Skizzenzeichner für den bis vor wenigen Jahren für Kaiser Rudolf arbeitenden Giuseppe Arcimboldo seinen Lebensunterhalt verdienen können.
    Unter den leeren Kreis – und deutlich von den dreien abgesetzt – kamen zwei weitere. Über die Züge des Bischofs huschte ein leises Lächeln, als er an den einen Ring eine große, krumme Nase zeichnete und dem anderen ein Fell aus kurz geschorenen Haaren verpasste. Die Kohle huschte über das Pergament, kratzte und schabte in der Stille und der fallenden Dunkelheit des Raumes, die der Bischof nicht wahrnahm. Ein dritter Ring schwebte neben den beiden; nach einigem Zögern malte Khlesl ein »A« hinein. Dann zuckten Striche von dem großen leeren Kreis zu allen anderen Kreisen hin; diedrei Kreise bekamen Verbindungslinien untereinander, desgleichen die Kreise, die für den Bischof selbst und für Cyprian standen. Ein neuer kleiner Ring entstand weit abseits, östlich der beiden Khlesl-Ringe, wenn man so wollte und wenn man den leeren großen Kreis in der Mitte als Zentrum nahm; so, wie die drei Ringe sich südlich und westlich von ihnen befanden. Eine punktierte Linie führte von einem der Birett-Kreise zu dem ganz neuen Kreis; er wurde mit einem Fragezeichen ausgestattet.
    Bischof Khlesl lehnte sich zurück. Der leere Kreis in der Mitte sah aus, als hätte er ein Dutzend Tentakel, die sich in die kleineren Kreise gekrallt hatten, und jetzt zog der leere Kreis die Tentakel ein und holte sich seine Beute. Unschlüssig zog Khlesl eine punktierte Linie rund um den Mittelkreis – ein Grenzwall, ein poröser Limes, dessen schwache Linienführung darauf hinzudeuten schien, dass sein Schöpfer weniger über ihn wusste als über alles andere.
    Zuletzt kam eine Verbindungslinie zwischen den beiden Kreisen für Agnes und Cyprian. Dann zögerte der Bischof und wischte sie mit dem Daumen weg. Sie war immer noch sichtbar, ein Schatten, der sich auch nochmaligem Rubbeln widersetzte. Bischof Khlesl grinste und schüttelte den Kopf. Dann sah er sich um, als hätte er die Dunkelheit in seinem Raum erst jetzt bemerkt. Er nahm das Blatt auf und trug es zum Fenster, legte es auf die Fensterbank, trat zurück und betrachtete es. Eine Augenbraue zuckte in die Höhe.
    Aus ein paar Schritten Entfernung war zu erkennen, dass eine der Linien, die vom Kreis im Zentrum zu den kleinen Kreisen führte, stärker war als alle anderen.
    Bischof Khlesls zweite Augenbraue wanderte langsam nach oben, und seine Augen wurden schmal. Er hob die rechte Hand und betrachtete sie,

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