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Die Teufelsbibel

Titel: Die Teufelsbibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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gerettet.«
    »Na, das ist doch eine gute Tat.«
    »Warum hat er es ihr dann bislang verschwiegen?«
    »Manchmal möchte man seine Lieben vielleicht nicht vor den Kopf stoßen oder sie aus ihren Träumen reißen – manchmal möchte man sich vielleicht selbst nicht aus seinen Träumen reißen –«
    »Er hat jedenfalls kein Problem damit, sie mit jemandem zu verheiraten, den sie nicht liebt.«
    Melchior Khlesl wandte sich vom Fenster ab. Er schlenderte zu seinem Tisch und setzte sich. »Wenn ich dir helfen könnte, würde ich es tun, das weißt du. Ich glaube aber kaum, dass das Oberhaupt der Familie Wiegant auf mich hören würde.« Er lächelte schief. »Damit meine ich nicht den guten alten Niklas.«
    Cyprian schwieg. Er war sorgfältig darauf bedacht, einen neutralen Gesichtsausdruck zu wahren.
    »Nein«, sagte Melchior Khlesl schließlich. »Erstens: ich wüsste nicht, was ich tun sollte; zweitens: eine Liebe, die man sich nicht selbst erkämpft, hat keinen Wert.«
    »Ite, missa est«, sagte Cyprian.
    Der Bischof lächelte müde. »So trennt die Liebe unsere schöne Kameradschaft.«
    Cyprian schwieg einen so langen Augenblick, dass die Stille Zeit hatte, sich bemerkbar zu machen. »Nein«, sagte er zuletzt. »Aber deine Predigt war unnötig.«
    »Es war keine.«
    Cyprian zuckte mit den Schultern. Sein Blick wich nicht vom Gesicht seines Onkels.
    »Wen soll sie heiraten?«
    »Sebastian Wilfing junior.«
    »Keine schlechte Wahl«, sagte der Bischof.
    »Ich nehme auch nicht an, Niklas Wiegant will seine Tochter vorsätzlich quälen.«
    »Wart ihr nicht einmal Freunde, du und Sebastian Wilfing?«
    »Das hieße den Begriff Freundschaft herabwürdigen. Aber wir waren keine Feinde.«
    Melchior Khlesl nickte. Wenn er die Vergangenheitsform herausgehört hatte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Agnes erinnert sich nicht an das, was sie in den Katakomben unterhalb der Kirche gesehen hat«, erklärte Cyprian. Er dachte daran, was Agnes ihm heute gestanden hatte. »Sie hat die Kirche und alles, was mit ihr zusammenhängt, vollkommen vergessen«, log er, ohne wirklich zu wissen, warum er es tat.
    »Cyprian – was diese Angelegenheit betrifft, so ist alles auf irgendeine Weise miteinander verbunden. Dazu brauche ich keinen Stein der Weisen, kein Wissenselixier oder sonst einen Unsinn der Alchimisten. Meine Nase sagt mir das, und meine Nase hat mich noch nie betrogen.«
    »Deine Nase, hm? Hat deine Nase dir nicht auch gesagt, es sei klug, sich mit Erzherzog Matthias zusammenzutun, und hat dir deswegen die Feindschaft der kaiserlichen Räte eingebrockt?«
    »Das heißt noch nicht, dass sich meine Nase geirrt hätte. Cyprian, ich bitte dich, lass mich nicht im Stich. Du wirst nichts dagegen tun können, dass Agnes den Mann heiratet, den ihr Vater für sie vorgesehen hat. Ich brauche mein Angebot nicht ein zweites Mal zu äußern.«
    »Meine Karriere in der Kirche.«
    »Es geht nicht um die Karriere. Es geht darum, dass das Werk fortgesetzt wird, das Jesus Christus begonnen hat: die Menschheit vor der Verführung durch das Böse zu beschützen. Es geht darum, dass Menschen wie du nötig sind, um diese Arbeit zu tun.«
    »Meine Antwort bleibt die gleiche.«
    Der Bischof trommelte mit den Fingern auf den Tisch. »Cyprian – hilf mir dabei, dieses unheilige Manifest zu finden. Ich sorge dafür, dass du dein Studium hier unter meinen Fittichen absolvieren kannst. Du wirst Wien nicht einmal verlassen müssen. Und du wirst ständig mit Agnes in Verbindung bleiben, weil sie irgendwie zu dieser Geschichte dazugehört, sonst wäre sie damals unter der Heiligenstädter Kirche nicht dem Ruf der Katakomben gefolgt. Dass sie Sebastian WilfingsFrau ist, heißt noch lange nicht, dass sie nicht deine Geliebte werden kann. Die Kirche braucht deinen ungeteilten Geist, nicht deine ungeteilte Manneskraft.«
    »Du bist zu lange Bischof gewesen, Onkel, du denkst schon wie ein Kleriker in Rom«, sagte Cyprian.
    Melchior Khlesl wirkte betroffen. »Ich habe es gut gemeint«, murmelte er schließlich.
    »Onkel, wenn ich mich auf so etwas einlassen würde, dann wäre ich nicht nur der falsche Mann für Agnes, sondern auch für deine Aufgabe. Wenn Agnes und ich zusammenkommen, dann nicht auf der Basis von Betrug und Heimlichtuerei, und es ist mir ganz egal, ob der Zustand, den du mir vorgeschlagen hast, für die Hälfte aller Liebenden die probate Lösung ist. Für uns ist es die falsche Lösung.«
    »Hilf mir nur noch bei einer einzigen Sache«,

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