Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
ihr Übel und hatte versucht, es herbeizuführen. Zugleich jedoch empfand sie seinen Blick wie den eines alten Kämpfers, der einen anderen grüßt. Aus bislang unerfindlichen Gründen nahm der ehrwürdige Abt von Eynsham sie ernst, sie, Vesuvia Adelia Rachel Ortese Aguilar, die hier doch eigentlich nur als Buhlin des Bischofs von St. Albans und als nützliche Schwertaufheberin bekannt war. Das hatte er ihr gerade gezeigt.
    Die Hände der Königin waren fragend geöffnet, und sie lächelte. Die Höflinge lachten. Einer von ihnen sagte: »Das arme Ding ist sprachlos vor Ehrfurcht.«
    Adelia blinzelte. »Verzeihung, Lady.«
    »Meine Gute, ich sagte gerade, dass Ihr zu uns ins Haus ziehen müsst. Wir können unsere kleine Helferin doch nicht in einem von diesen Löchern wohnen lassen, die die Abtei zu bieten hat. Ihr werdet zu meinen Zofen ziehen, die haben bestimmt noch Platz, und Ihr werdet an unserem Zeitvertreib teilhaben. Da draußen langweilt Ihr Euch doch sicherlich furchtbar.«
    Du
langweilst dich, dachte Adelia erneut. Wahrscheinlich hatte Eleanor insgeheim doch das Gefühl, in ihrer Schuld zu stehen, weil sie ihr das Leben gerettet hatte, aber vor allem brauchte sie ein neues Spielzeug.
Ennui
war allenthalben spürbar: in dem schrillen Tuscheln der Frauenstimmen im Nebenzimmer, wo die Zofen sich aufhielten. In dem abfälligen Gelächter, das ihr galt, in dem Gefühl, dass ihnen die Zielscheiben für ihre spöttischen Bemerkungen ausgegangen waren und sie eine neue brauchten.
    Schließlich waren die Königin und ihr Hof daran gewöhnt, eine Burg hinter sich zu lassen, sobald sie anfing zu stinken, und weiter zur nächsten zu ziehen, um zu jagen, sich zu unterhalten und unterhalten zu lassen und um von einem ganzen Heer von Köchen, Tuchwalkern, Wäscherinnen und Dienern umhegt zu werden. Ein Großteil dieses Heeres war bei Eleanors Aufbruch in den Krieg zurückgelassen worden, und ein weiterer Teil war später im Schnee verlorengegangen. Ohne ihre dienstbaren Geister begann ihr Hofstaat zu gären.
    Einer der Höflinge hielt sich demonstrativ über Wächter die Nase zu, obwohl der junge Mann selbst kaum besser roch, von seiner Kleidung ganz zu schweigen.
    Zu ihnen ziehen? Herr, steh mir bei. Sie würde die Einladung in eine überfüllte Hölle nicht annehmen, selbst wenn sie von einer Königin ausgesprochen wurde.
    Andererseits, wenn einer von ihnen Berthas Mörder war, wie sollte sie ihm dann besser auf die Schliche kommen als dadurch, dass sie Fragen stellte und hoffentlich auch Antworten erhielt. Bei ihnen einziehen? Nein, aber wenn sie tagsüber Zugang zu den königlichen Räumen hätte …
    Adelia verbeugte sich. »Lady, Ihr seid die Güte in Person. Solange mein Säugling Eure Nachtruhe nicht stört …«
    »Ein Kind?« Die Königin merkte auf. »Wieso habt Ihr mir das nicht gesagt? Ein kleiner Junge?«
    »Ein Mädchen«, antwortete Adelia. »Sie zahnt gerade und ist daher unruhig …«
    Montignard schrie leise auf. »Sie
zahnt?
«
    »Das ist gleichbedeutend mit ›sie brüllt‹, glaube ich«, sagte Eynsham.
    »Die beiden Lords mögen keine Kinder«, sagte Eleanor vertraulich zu Adelia.
    »O doch, liebste Lady«, entgegnete der Abt. »Und wie. Knusprig gebraten mit ein wenig Petersilie finde ich sie ganz köstlich.«
    Adelia ließ sich nicht beirren. »Außerdem muss ich unserem Master Mansur hier assistieren, wenn er nachts ins Hospital gerufen wird, was häufig vorkommt. Ich kümmere mich um seine Arzneien.«
    »Was wiederum gleichbedeutend ist mit Gestank und klappernden Töpfen«, sagte der Abt.
    Montignard faltete flehend die Hände. »Lady, Ihr werdet kein Auge zutun. Nicht genug damit, dass die Glocke zu jeder Stunde schlägt und die Schwestern ständig singen, dann hätten wir es auch noch mit Kindergeschrei und Gott weiß was für Teufelskram zu tun … Das wird Euch alle Kraft rauben.«
    Gott segne ihn, dachte Adelia.
    Eleanor lächelte. »Was seid Ihr doch für ein Hedonist, mein Lieber.« Sie dachte nach. »Es stimmt, ich brauche meinen Schlaf, aber mir liegt daran, die Gute zu belohnen.«
    »Ach, lasst sie kommen und gehen«, sagte Eynsham verdrossen, »aber bitte
nicht
in dieser Kleidung.«
    »Natürlich,
natürlich.
Wir werden sie neu einkleiden.«
    Das war etwas Neues, ein Zeitvertreib.
    Es war außerdem Adelias Passierschein – obwohl sie dafür zahlen musste. Sie wurde in das Zimmer der Frauen geschleppt, dessen Tür ein wenig offen blieb, so dass immer mal wieder Männerköpfe

Weitere Kostenlose Bücher