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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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    »Hier is wer reingekommen und hat sie gestohlen? Draußen auf die Treppe gestellt?« Gyltha kam gar nicht darüber hinweg.
    »Ja«, bestätigte Adelia. Ein Zoll weiter auf der Stufe, bloß ein einziger Zoll … Im Geist sah sie unentwegt die Wiege durch die Luft trudeln und rund sechs Meter tief hinab in die Gasse stürzen.
    »Hier is wer reingekommen? Und ich hab nix gehört? Hat sie draußen auf die Treppe gestellt?«
    »Ja,
ja.
«
    »Aber wozu denn?«
    »Ich weiß nicht.« Aber sie wusste es.
    Mansur sprach es aus: »Er hat dich gewarnt.«
    »Ich weiß.«
    »Du stellst zu viele Fragen.«
    »Ich weiß.«
    »Was für Fragen?« In ihrer Panik kam Gyltha nicht mehr mit. »
Wer
will nich, dass du Fragen stellst?«
    »Ich weiß nicht.« Hätte sie es gewusst, sie wäre vor ihm zu Kreuze gekrochen, hätte sich ihm zu Füßen geworfen.
Du hast gewonnen. Du bist schlauer als ich. Geh, wohin du willst, ich werde dich nicht daran hindern. Aber lass mir meine Allie.

[home]
Kapitel elf
    A m liebsten hätte sie sich mit Allie ins nächste Mauseloch verkrochen.
    Als die Königin Jacques sandte, um sie zu holen, sagte Adelia, sie sei krank und könne nicht mitkommen.
    In ihrem Kopf sprach der Mörder mit ihr.
    Wie gehorsam bist du jetzt?
    Ganz gehorsam, Mylord. Völlig gehorsam. Ich werde nichts tun, was Euch missfällt, nur tut Allie nichts.
    Sie kannte ihn jetzt, wusste nicht,
wer
er war, aber
was
er war. Als er Allies Wiege unter der Hand der schlafenden Gyltha wegholte und auf die oberste Treppenstufe stellte, da hatte er sich offenbart.
    Ein so simples Mittel, um seine Gegnerin hilflos zu machen. Wenn sie ihn nicht so fürchten würde, könnte sie ihn beinahe bewundern – seine Unverfrorenheit, seine Effektivität, seinen Einfallsreichtum.
    Und es hatte ihr verraten, für welche Morde er verantwortlich war.
    Es hatte, das war ihr nun klar, zwei Kategorien von Mord gegeben, die nichts miteinander zu tun hatten. Nur die Tatsache, dass sie die jeweiligen Opfer innerhalb kurzer Zeit gefunden hatte, erweckte den Anschein, dass sie zusammenhingen.
    Der Tod des Talbot aus Kidlington war am leichtesten zu durchschauen, weil er das älteste Motiv überhaupt hatte: Gier.
    Wolvercote hatte guten Grund gehabt, den Jungen zu töten, denn wäre dieser mit Emma geflohen, hätte der Lord seine kostbare Braut verloren.
    Oder aber
die Erbschaft, die Talbot an seinem einundzwanzigsten Geburtstag zugefallen wäre, hätte seinen Vormund einer Einnahmequelle beraubt. Durchaus möglich, dass Master Warin den Jungen betrogen hatte. Nicht selten musste jemand, der sein Erbe antreten wollte, feststellen, dass alles dahin war.
    Oder aber
 – diese Möglichkeit hatte Emma selbst angesprochen und gleich wieder verworfen – Fitchet hatte zwei Bekannten davon erzählt, dass ein junger Mann mitten in der Nacht mit Geld in der Tasche zum Kloster kommen würde. Immerhin hatte der Torwächter für die beiden als Liebesbote agiert – vermutlich gegen ein Entgelt –, was darauf schließen ließ, dass er bestechlich war.
    Oder aber
 – das war jedoch am unwahrscheinlichsten – die Bloats hatten von den Fluchtplänen ihrer Tochter erfahren und Mörder gedungen, um sie zu vereiteln.
    Das waren die Gründe, die für den Mord an Talbot in Frage kamen.
    Doch keiner der möglichen Täter auf dieser Liste besaß den Charakter des Mannes, der in das Gästehaus geschlichen war und Allies Wiege auf die Treppe gestellt hatte. Seine Witterung roch anders, er ging nicht mit der zügellosen Brutalität vor, der Talbot zum Opfer gefallen war.
    Nein, dieser Mann war … was? Kultiviert? Sachlich?
Ich töte nur, wenn ich muss. Ich hab dir ein Warnzeichen gegeben. Ich hoffe, du verhältst dich entsprechend.
    Er war der Mörder von Rosamund und Bertha.
     
    Es fiel noch mehr Schnee, der den Pfad hinunter zur Themse endgültig unter sich begrub.
    Es blieb Gyltha überlassen, die Mahlzeiten aus der Küche zu besorgen, die Nachttöpfe zur Latrine zu tragen und Scheite vom Holzstoß des Klosters zu holen.
    »Bringen wir das arme Kind denn gar nicht mehr raus an die frische Luft?«, wollte sie wissen.
    »Nein.«
    Ich liege draußen auf der Lauer. Wie gehorsam bist du?
    Völlig gehorsam, Mylord. Tut meinem Kind nichts.
    »Es kann sie doch keiner wegholen, nich, wenn der alte Araber bei uns is.«
    »Nein.«
    »Dann bleiben wir hier drin, hinter verriegelten Türen?«
    »Ja.«
    Aber natürlich war das nicht möglich …
     
    Das erste Unglück geschah

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