Die Teufelshaube
hereinspähen und mit einem aufgeregten Chor von Kommentaren begrüßt werden konnten. Das steigerte die Demütigung nur noch, bis aufs Hemd ausgezogen zu werden, während Stoffe an ihren Körper und den seiner Kappe beraubten Kopf gehalten wurden, um dann als zu sehr dieses oder zu sehr jenes befunden zu werden – doch nicht
mauve,
meine Liebe, nicht bei dem Teint – wie bei einer Leiche. Wo um alles in der Welt hatte sie dieses feine weiße Linnen für ihr Hemd gefunden? War sie mit ihrer hellen Haut etwa Angelsächsin? Nein, nein, die hatten blaue Augen; wahrscheinlich Wendin.
Sie wurde nicht mal gefragt, ob sie überhaupt ein neues Gewand wollte. Sie wollte keins; sie kleidete sich, um unsichtbar zu werden. Adelia war eine Beobachterin. Wirkung wollte sie höchstens bei ihren Patienten erzielen, und dann auch nicht als Frau. Nun ja … auf Rowley hatte sie wirken wollen, und es war ihr auch gelungen, aber da war sie gänzlich unbekleidet gewesen …
Auch die armen Näherinnen unter den Zofen der Königin wurden nicht konsultiert, obwohl es eine mühsame Arbeit werden würde, den Stoff, für den man sich dann letztlich entschied, in einen Bliaut für sie zu verwandeln, oben anliegend, weit ausgestellter Rock, Ärmel bis zum Ellbogen eng, dann lose fast bis zum Boden hängend, vor allem, da Eleanor auch noch eine Filigranstickerei an Halsausschnitt und Ärmeln verlangte und das Ganze bis zum Weihnachtsfest fertig sein sollte.
Adelia war fassungslos, dass man sogar Näherinnen mit auf den Kriegszug genommen hatte, samt Truhen voller buntschillernder Brokatbahnen, Seidenballen, Leinen und Samt.
Schließlich entschied sich Eleanor für einen tief dunkelblauen Samtstoff, der, wie sie sagte, »den Glanz der Trauben Aquitaniens« hatte.
Wenn die Königin etwas tat, dann auch richtig. Ein hauchdünner Schleier – sie selbst machte vor, wie er an der Barbette, der Kinnbinde, befestigt wurde –, ein schmaler Goldreif, ein kunstvoll gewebter Gürtel, bestickte Schuhe, ein Kapuzenumhang aus so feiner Wolle, dass er durch einen Ring gezogen werden konnte, all das sollte Adelia gehören.
»Ihr habt es Euch verdient, meine Liebe«, sagte Eleanor und tätschelte ihr den Kopf. »Es war ein sehr böser Dämon.« Sie drehte sich zu Eynsham um. »Wir sind doch jetzt vor ihm sicher, nicht wahr, Abt? Ihr sagtet ja, Ihr habt ihn unschädlich gemacht, hab ich recht?«
Dakers. Was haben sie mit Dakers gemacht?
»Ich konnte die Kreatur ja schlecht umherlaufen und die Dame meines Herzens erneut angreifen lassen.« Der Abt gab sich vergnügt. »Ich hab sie versteckt zwischen den Klosterbüchern gefunden. Ich glaube kaum, dass sie lesen kann, und am liebsten hätte ich sie gleich dort aufgehängt. Aber unsere frommen Schwestern haben ein großes Geschrei veranstaltet, also musste ich sie,
pendent opera interrupta,
stattdessen ins Klostergefängnis sperren. Wir werden sie bei unserem Aufbruch mitnehmen und dann aufhängen …« Er zwinkerte. »Vorausgesetzt, sie ist bis dahin nicht erfroren.«
Das erntete anerkennendes Gelächter, in das Eleanor mit einfiel, obwohl sie widersprach. »Nein, nein, Mylord, das Weib ist besessen, wir können keine Wahnsinnige hinrichten.«
»Besessen vom Bösen ihrer Herrin. Sie wäre besser tot, Lady, besser tot. Wie Rosamund.«
Es wurde eine lange Nacht. Niemand durfte sich zurückziehen, ehe die Königin die Erlaubnis erteilte, und Eleanor schien einfach nicht zu ermüden. Es gab Gesellschaftsspiele, Brettspiele wie »Fuchs im Hühnerhof« oder Alquerque, und es wurde gewürfelt. Reihum musste jeder seine Sangeskunst zum Besten geben, sogar Adelia, die keine nennenswerte Stimme hatte und nur Gelächter erntete.
Als Mansur an die Reihe kam, war Eleanor hingerissen und neugierig. »Wunderbar, wunderbar, ist er ein Kastrat?«
Adelia, die auf einem Hocker zu Füßen der Königin saß, bejahte.
»Wie faszinierend. In Outremer hab ich Kastraten singen gehört, aber noch nie in England. Sie können einer Frau Lust bereiten, glaube ich, müssen aber kinderlos bleiben, richtig?«
»Das weiß ich nicht, Lady.« Es war richtig, doch Adelia war nicht gewillt, in dieser Gesellschaft darüber zu sprechen.
Es wurde heiß im Raum. Noch mehr Spiele, noch mehr Gesang. Adelia begann einzunicken, wurde aber immer wieder durch einen kalten Luftzug von der Tür her geweckt, wenn Leute kamen und gingen.
Jacques war fort – nein, er brachte gerade Essen aus der Küche herein. Montignard war fort und
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