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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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durch die Verzögerung verursacht wird.
«
    Gordinus, Gott segne ihn, hatte es als ein Wunder bezeichnet, was es auch war – eine Schande, dass sie dieses Phänomen erst jetzt an einer menschlichen Leiche sah.
    Besonders interessant war, dass die neue Wärme im Raum zugleich die Fäulnis herbeiführte, zumindest den nassen Flecken auf Rosamunds Gewand nach zu urteilen. Die konnte doch nicht durch die Fliegen verursacht sein – oder? –, um diese Zeit des Jahres gab es keine … Herrje, wenn ihre Hände frei wären, könnte sie nachsehen, was da unter dem Stoff gärte …
    »Oh, was ist?«, fragte sie barsch.
    Der Abt zog an ihr.
    »Wo bewahrt sie die Briefe auf?«
    »Welche Briefe?« Diese Möglichkeit, die Wissenschaft voranzubringen, bot sich vielleicht nie wieder. Wenn es nicht die Fliegen waren …
    Er drehte sie herum, so dass sie ihn ansah. »Ich will Euch meine Situation erklären, werte Mistress. Bei alldem habe ich nur meine Christenpflicht getan, um einen König zu stürzen, der den guten St. Thomas auf den Stufen seiner eigenen Kathedrale ermorden ließ. Ich wollte einen Bürgerkrieg herbeiführen, den unsere huldvolle Königin gewinnen sollte. Da dieser Ausgang nun unwahrscheinlich geworden ist, muss ich mich neu positionieren, denn wenn Henry meine Briefe findet, wird er sie dem Papst zukommen lassen. Und wird der Heilige Vater gutheißen, was ich getan habe, um die Gottlosen zu strafen? Wird er sagen: ›Gut gemacht, du frommer und treuer Robert von Eynsham, du hast unserer großen Sache gedient‹? Nein, das wird er nicht. Er muss Empörung heucheln, weil im Zuge des Ganzen eine wertlose Hure vergiftet wurde. Er wird sich die Hände waschen wie Pilatus. Wird es Lorbeeren geben? Anerkennung? Ha, nein.«
    Er hörte auf, den Klang seiner eigenen Stimme zu genießen. »Findet mir diese Briefe, Mistress, sonst wird Henry, wenn er hier ankommt, in der Asche dieses Freudenhauses nicht nur die Gebeine einer seiner Metzen finden, sondern die von zwei.« Ihm kam ein erfreulicher Einfall. »Zusammen, vielleicht engumschlungen. Ja, vielleicht …«
    Er durfte nicht sehen, dass sie Angst hatte, unter keinen Umständen. »In dem Fall werden auch die Briefe verbrennen«, sagte sie.
    »Nicht, wenn das Miststück sie in einer Metallkiste aufbewahrt hat. Wo sind sie? Ihr hattet einen, Mistress, und Ihr hattet nichts Eiligeres zu tun, als ihn herumzuzeigen.
Wo hat sie die Briefe aufbewahrt?
«
    »Auf dem Tisch, ich hab ihn auf dem Tisch gefunden.«
    »Wenn sie einen behalten hat, dann sicher auch mehr.« Er brüllte wieder nach der Haushälterin. »
Dakers.
Sie wird es wissen. Wo ist die alte Hexe?«
    Und auf einmal wusste Adelia, wo Dakers war.
    Er war so oft in diesem Zimmer gewesen, ohne zu wissen, dass er von einem Abort aus durch ein Guckloch beobachtet wurde. Er wusste es immer noch nicht.
    Eynsham untersuchte jetzt den Tisch, fegte die Schreibgeräte beiseite und stieß die uralte Schale mit Rosamunds Süßigkeiten zu Boden, wo sie zersprang. Er bückte sich, schaute unter den Tisch und stieß ein zufriedenes Grunzen aus. Als er sich aufrichtete, hielt er ein zerknittertes Stück Velin in der Hand. »War das alles?«
    »Woher soll ich das wissen?« Es war der Brief an die Königin, den Rosamund noch nicht beendet hatte und der von Eleanor wütend zu Boden geschleudert worden war. Adelia hatte dem armen Pater Paton die vom Abt geschriebene Briefvorlage gegeben, und selbst wenn sie deshalb sterben musste, sie würde diesem Mann nicht sagen, dass noch weitere nur wenige Zoll von seinem rechten Stiefel entfernt in einer Hockerkiste versteckt waren.
    Lass ihn im Zweifel; diese Angst soll für den Rest seines Lebens an ihm nagen.
    Großer Gott, er liest ihn.
    Der Abt war schwerfällig ans offene Fenster getreten und hielt den Brief ins Licht. »Was hatte diese Dirne doch für eine furchtbare Schrift«, sagte er. »Dennoch, schon erstaunlich, dass sie überhaupt schreiben konnte.«
    Und lass Dakers an ihm zweifeln. Kein Wunder, dass die Haushälterin gelacht hatte, als sie in jener Nacht zu den Booten gebracht wurden. Sie hatte Eynsham gesehen, der stets Rosamunds Freund gewesen war und somit auch ihr ein Freund sein würde.
    Wenn sie jetzt zuhörte, wenn sie dazu bewegt werden konnte, die Seiten zu wechseln …
    Adelia hob die Stimme: »Warum habt Ihr Rosamund überredet, solche Briefe an Eleanor zu schreiben?«
    Der Abt ließ das Blatt sinken, halb entgeistert, halb amüsiert. »Hör sich einer dieses Weib

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