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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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an. Warum stellt sie eine Frage, wo ihr Hirn die Antwort unmöglich erfassen kann? Was nützt es, wenn ich es Euch erkläre? Wie könnt Ihr auch nur ansatzweise die Notwendigkeiten verstehen, mit denen wir, Gottes Stellvertreter, uns befassen müssen, um seine Welt auf der rechten Bahn zu halten, unsere Abstiege zum Abschaum der Menschheit, die Werkzeuge, deren wir uns bedienen müssen – Dirnen wie diese dort auf dem Bett, Meuchelmörder, aller Abfall des Höllenpfuhls –, um ein heiliges Ziel zu erreichen.«
    Er erklärte es ihr trotzdem. Ein geschwätziger Mann. Ein Mann, der die Beruhigung seiner eigenen Stimme brauchte und mehr noch die Rechtfertigung seines Tuns.
    Und er hoffte noch immer, wie sie erstaunt erkannte. Dass sein großes Spiel verloren war und er aufgeben musste, Eleanor zu unterstützen, schien ihn zu stimulieren – als wäre er sicher, dass er sich mit Charme, geschicktem Taktieren und gelegentlichem Morden aus der Affäre ziehen könnte, dass ihm seine aufgesetzte Weltgewandtheit dabei helfen würde, und auch seine Inszenierung als einfacher und doch gebildeter Mann, und all die heiße Luft, die ihn in die Hallen von Päpsten und Monarchen getragen hatte …
    Ein Scharlatan, mehr nicht, dachte Adelia.
    Und eine Jungfrau. Mansur hatte es erkannt und ihr gesagt, doch mit der Arroganz eines Mannes, der eine Erektion haben konnte, hatte Mansur nicht bedacht, dass die Scham über vermeintliches Versagen in Boshaftigkeit umschlagen konnte. Ein anderer Mann der Kirche hätte vielleicht diesen Zustand gesegnet, der seine Keuschheit schützte, doch nicht der Abt von Eynsham. Er sehnte sich, gierte nach der natürlichsten und einfachsten Gabe, die ihm versagt geblieben war.
    Vielleicht ließ er die Welt dafür bezahlen, wenn er mit seinem brillanten Verstand in der hohen Politik mitmischte, Männer und Frauen auf seinem Schachbrett hin und her schob, die eine Figur opferte, die andere vorrücken ließ, und sich so für die quälende Neugier entschädigte, die ihn aus ihrem Garten Eden ausschloss, an dessen Mauer er auf und ab sprang, um einen Blick hineinzuwerfen.
    »Um Krieg anzuzetteln, meine Liebe«, sagte er gerade. »Könnt Ihr das begreifen? Natürlich könnt Ihr das nicht – Ihr seid der Lehm, aus dem Ihr geformt wurdet, und der Lehm, zu dem Ihr wieder zurückkehren werdet. Einen Krieg, um das Land von einem barbarischen und unreinen König zu säubern. Um den armen Becket zu rächen. Um England wieder in Gottes Hand zu geben.«
    »Und das alles hätten Rosamunds Briefe bewirkt?«, fragte sie.
    Er blickte auf. »Allerdings, das hätten sie. Eine gekränkte und rachsüchtige Frau, und glaubt mir, niemand ist rachsüchtiger als unsere huldvolle Eleanor, wird allen Ketten entfliehen, jedes Gebirge überwinden und jeden Ozean überqueren, um die Missetäterin in den Staub zu treten. Und genau das hat sie getan.«
    »Aber warum musstet Ihr Rosamund dann vergiften?«
    »Wer sagt, dass ich das war?« Sehr schneidend.
    »Der Mörder, den Ihr gedungen habt.«
    »Der lustige Jacques ist ein wenig schwatzhaft, nicht? Schwyz wird sich um den jungen Mann kümmern müssen.«
    »Die Leute werden denken, die Königin war es.«
    »Der König denkt das, wie beabsichtigt«, sagte er unbestimmt. »Barbaren sind so leicht zu manipulieren, meine Liebe.« Er richtete den Blick wieder auf den Brief und las weiter. »Ausgezeichnet, oh, ausgezeichnet«, sagte er. »Hatte ich schon ganz vergessen …
›An Lady Eleanor, Herzogin von Aquitanien und vermeintliche Königin von England, es grüßt Euch die wahre und einzige Königin dieses Landes, Rosamund, die Schöne.‹
Was hab ich durchgemacht, bis ich diese begriffsstutzige Kuh dazu überreden konnte … Robert, Robert, was bist du doch für ein durchtriebenes Bürschchen …«
    Ein Luftzug bewegte Adelias Mantel. Der Wandbehang hinter Rosamunds Bett hatte sich gehoben. Als die Kälte aus dem versteckten Abort in den Raum drang, brachte sie einen anderen, alltäglicheren Gestank mit als den der armen Leiche auf dem Bett. Er wurde unterbunden, als der Behang wieder herabfiel.
    Adelia ging zum Fenster. Der Abt hielt noch immer den Brief ins Licht und las. Sie stellte sich so hin, dass er, wenn er aufblickte, sie sehen würde und nicht die Gestalt, die jetzt am Bett entlangschlich. Sie hielt kein Messer in der Hand, aber sie war trotzdem der Tod – diesmal ihr eigener.
    Dakers starb. Adelia hatte diese gelbliche Haut und die tiefliegenden Augen schon zu oft

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