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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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so was? Ein gutes Pferd, braver Kerl, wer macht so was?« Das Pferd schien ihn mehr aufzuregen als der Tote, der ausgestreckt mit dem Gesicht nach unten daneben im Schnee lag.
    »Mord und Totschlag auf den Straßen des Königs«, sagte Rowley leise, und sein Atem kringelte sich wie Rauch. »Reiner Zufall, der nichts mit unserem Vorhaben zu tun hat, aber ich denke, Ihr seht es Euch lieber mal an, schließlich sind Leichen Euer Metier. Aber macht schnell.«
    Er hatte alle anderen zurückgehalten, wie sie es ihn gelehrt hatte; nur die Fußspuren des Reitknechts und seine eigenen führten im Schnee auf die Brücke, und nur seine kamen wieder zurück. »Ich musste mich vergewissern, ob der Bursche tot ist«, sagte er. »Nehmt Mansur mit, um den Schein zu wahren.« Er hob die Stimme. »Master Mansur kann die Spuren auf dem Boden lesen. Er spricht unsere Sprache nicht, daher wird Mistress Adelia für ihn übersetzen.«
    Adelia blieb noch einen Moment, wo sie war, Mansur an ihrer Seite. »Weißt du, wie spät es ist?«, fragte sie auf Arabisch.
    »Hör doch!«
    Sie löste den Schal, den sie um den Kopf gewickelt hatte. Von der anderen Seite der Brücke war einsam und fern, aber dennoch deutlich über das laute Wasserrauschen hinweg eine schöne Frauenstimme zu vernehmen, die einen gleichbleibenden Ton sang. Nach einer kurzen Pause antworteten ihr andere Stimmen in verhaltenem Gesang.
    Sie hörte einen Schlag der liturgischen Glocke, eine Antiphon. Die Nonnen von Godstow hatten sich aus ihren Betten erhoben und sangen die Vigil.
    Es war also etwa vier Uhr morgens.
    Mansur sagte: »War der reitende Bote nicht früher hier? Vielleicht hat er was gesehen.«
    »Wann wart Ihr hier, Jacques? Der Doktor will das wissen.«
    »Bei Tageslicht, Mistress. Da lag diese arme Seele noch nicht da.« Der junge Mann war bekümmert und verstört. »Ich hab den frommen Schwestern die Botschaft Seiner Lordschaft überbracht und bin dann sofort wieder über die Brücke zurückgeritten. Ich war wieder bei Euch, ehe der Mond aufging, stimmt doch, Mylord, oder?«
    Rowley nickte.
    »Wann hat es aufgehört zu schneien?« Sie sah, dass nur wenige Flocken auf der Leiche lagen.
    »Vor drei Stunden.«
    »Bleibt hier.«
    Mansur nahm eine Laterne, und sie gingen gemeinsam auf die Brücke, wo sie sich neben den Leichnam knieten. »Möge Allah ihm gnädig sein«, sagte Mansur.
    Wie sie es von ihrem Ziehvater gelernt hatte, nahm Adelia sich einen Moment Zeit, um zu dem Geist des Toten zu beten, der jetzt ihr Kunde war. »Erlaube deinem Fleisch und deinen Knochen, mir das zu sagen, was deine Stimme nicht mehr sagen kann.«
    Er lag mit dem Gesicht nach unten, zu ordentlich für jemanden, der vom Pferd gestürzt war, die Beine gerade, die Arme über den Kopf gestreckt, Mantel und Tunika glatt übers Gesäß gezogen. Seine Kappe, wie seine übrige Kleidung aus gutem, aber leicht abgenutztem Wollstoff, lag neben ihm, und die kecke Fasanenfeder daran war abgeknickt.
    Sie nickte Mansur zu. Sachte strich er das wellige braune Haar zurück, um den Hals zu berühren. Er schüttelte den Kopf. Er hatte durch Adelia genug Erfahrung im Umgang mit Leichen, um zu wissen, dass der Todeszeitpunkt nicht mehr festzustellen wäre. Der Körper war gefroren – hatte begonnen zu gefrieren, sobald das Leben aus ihm wich, und würde lange genug gefroren bleiben, um die natürlichen Prozesse aufzuhalten.
    »Hmm.«
    Geschickt drehten sie gemeinsam den Leichnam um. Zwei halbgeschlossene braune Augen betrachteten ohne Interesse den Himmel, und Mansur musste die gefrorenen Lider förmlich mit Gewalt schließen.
    Der Tote war jung, zwanzig, einundzwanzig, vielleicht weniger. Der dicke Pfeil in seinem Oberkörper stammte von einer Armbrust und war tief eingedrungen und wahrscheinlich durch den Sturz, durch den auch die Feder gebrochen war, noch tiefer hineingetrieben worden. Mansur hielt die Laterne so, dass Adelia die Wunde untersuchen konnte. Sie hatte einen Blutkranz, aber an der Stelle, wo die Leiche gelegen hatte, waren nur wenige Blutflecken im Schnee.
    Sie führte Mansurs Hand, bis die Laterne den Hals der Leiche beschien. »Hmm.«
     
    Eine Scheide, in der noch das Schwert steckte, war an einem Gürtel befestigt, dessen matte Schnalle ein Wappen zierte. Dasselbe Wappen, das auf eine offene, leere Geldbörse gestickt war.
    »Nun macht schon, Doktor. Das alles könnt Ihr auch noch tun, wenn wir ihn ins Kloster gebracht haben.« Rowleys Stimme.
    »Seid still«, befahl Adelia ihm auf

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