Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
worden, so dass die beiden Frauen gezwungen waren, rittlings zu sitzen, eine unschickliche Haltung, die Adelia jedoch im Grunde vorzog, weil sie vermutete, dass Damensättel der Wirbelsäule schadeten.
    Dennoch, die Unterlassung war unhöflich und, wie sie glaubte, beabsichtigt gewesen.
    Diener der Kirche, wie diese Männer es waren, hielten sie natürlich für ein loses Frauenzimmer. Entweder sie war die Metze des Bischofs oder die des Sarazenen, vielleicht von beiden. Sie fanden es schon schlimm genug, bei dem lausigen Wetter quer durchs Land zu hasten, um eine Geliebte des Königs zu beerdigen, da wollten sie nicht noch eine Hure mitschleppen.
    »Wieso kommt die eigentlich mit?«
    »Weiß der Himmel. Soll ’nen fixen Verstand haben.«
    »Noch fixer macht sie bestimmt die Beine breit. Ist das der Bastard Seiner Lordschaft?«
    »Könnte von sonst wem sein.«
    Das Gespräch war bewusst so geführt worden, dass Adelia es hören konnte.
    Verdammt, das würde ihm schaden. Henry  II . hatte Rowley gegen den Willen der Kirche ernannt, die einen aus ihren Reihen zum Bischof von St. Albans machen wollte und noch immer auf einen Grund hoffte, den Kandidaten des Königs aus dem Amt zu drängen. Wenn seine Feinde erfuhren, dass er ein illegitimes Kind gezeugt hatte, wäre das die Chance, auf die sie warteten.
    Verfluchte Kirche, dachte Adelia. Unsere Affäre war zu Ende, ehe er Bischof wurde. Verflucht soll sie sein, weil sie ihren Dienern eine unmögliche Enthaltsamkeit aufzwingt. Verflucht soll sie sein, wegen ihrer Heuchelei. Die Christenheit wimmelte von Priestern, die einer Vielzahl von Sünden frönten. Und wie viele von
denen
wurden verurteilt?
    Und verflucht soll sie sein wegen ihres Frauenhasses – eine Missachtung der halben Erdbevölkerung, mit der Folge, dass diejenigen, die sich partout nicht wie die Schafe in den kirchlichen Pferch sperren lassen wollten, als Huren und Ketzerinnen und Hexen verurteilt wurden.
    Verflucht sollt ihr sein, dachte sie mit Blick auf die Männer des Bischofs, seid
ihr
denn so unschuldig? Sind eure Kinder etwa alle ehelich geboren? Wer von euch hat schon bei einer Frau gelegen, ohne mit ihr verheiratet zu sein?
    Und verflucht sollst du sein, Bischof Rowley, dass du mich in diese Lage gebracht hast.
    Dann verfluchte sie alle noch einmal, weil sie sie so wütend gemacht hatten, obwohl sie doch gerade Allie stillte.
    Pater Paton entging ihren Verwünschungen. Unsympathisch, wie er war, behandelte er sie doch zumindest so wie alle anderen – als geschlechtslosen und bedauerlichen Kostenfaktor.
    Jacques, der Bote, ein linkischer, großohriger und etwas übereifriger junger Mann, schien ihr gewogener zu sein als die anderen, aber der Bischof hielt ihn ständig auf Trab und ließ ihn mit Botschaften vorausgaloppieren, so dass sie ihn kaum zu Gesicht bekam.
    Kaum merklich ging der Icknield Way in den Ridgeway über. Die Kälte wurde immer beißender und raubte Menschen und Pferden die Kraft, doch zumindest näherten sie sich nun der Themse und der Abtei Godstow, die sich auf einer ihrer Inseln erhob.
    Jacques stieß erneut zu ihnen, tauchte zwischen den Bäumen auf wie ein berittener weißer Bär. Er schüttelte sich den Schnee ab, während er sich vor Rowley verneigte. »Die Äbtissin Mutter Edyve entsendet Eurer Lordschaft ihre Grüße und freut sich darauf, Euch und Eure Begleiter willkommen zu heißen, wann immer es Euch beliebt. Überdies soll ich Euch sagen, dass der Leichnam von Lady Rosamund noch heute über den Fluss zum Kloster gebracht werden soll.«
    Rowley sagte erschüttert: »Dann ist sie also tot.«
    »Davon gehe ich aus, Mylord, denn die Nonnen beabsichtigen, sie zu beerdigen.«
    Der Bischof blickte ihn erbost an. »Reite zurück zur Abtei. Sag ihnen, wir treffen heute Abend ein, und ich bringe einen Sarazenenarzt mit, der Lady Rosamunds Leichnam examinieren und die Ursache ihres Todes feststellen soll.« Er drehte sich zu Adelia um und sagte auf Latein: »Ihr wollt Euch die Leiche doch ansehen, oder?«
    »Ich denke, ja.« Obwohl ihr nicht klar war, was die Tote ihr würde verraten können.
    Der Bote nahm sich noch rasch die Zeit, etwas Brot, Käse und einen Krug Ale in seine Satteltasche zu stopfen, ehe er sich wieder aufs Pferd schwang.
    »Solltet Ihr nicht zuerst ein wenig rasten?«, fragte Adelia ihn.
    »Sorgt Euch nicht um mich, Mistress. Ich schlafe im Sattel.«
    Sie wünschte,
sie
könnte das, doch es kostete sie schon Kraft, sich überhaupt im Sattel zu halten.

Weitere Kostenlose Bücher