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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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bei der Äbtissin für sein Benehmen entschuldigte und für ihr Entgegenkommen dankte – bis sie merkte, dass die blassen alten Augen der Nonne sich von ihm abgewandt hatten und jetzt
sie
betrachteten, wie sie
ihn
betrachtete.
    Die Äbtissin kam wieder zur Sache. »Dakers’ Bindung an ihre Herrin war …«, sie suchte nach Worten, »… furchterregend. Die unglückselige Magd, die die verhängnisvollen Pilze aus dem Wald mitgebracht hat, ist vor lauter Angst um ihr Leben aus dem Turm geflohen und hat bei uns Zuflucht gesucht.«
    »Sie ist hier? Gut. Ich will ihr einige Fragen stellen.« Er verbesserte sich. »Mit Eurer Erlaubnis, Madam, würde ich ihr gern einige Fragen stellen.«
    Die Äbtissin neigte den Kopf.
    »Und wenn ich Eure Freundlichkeit noch ein wenig mehr in Anspruch nehmen darf«, fuhr Rowley fort, »würde ich gern einen Teil meiner Leute hierlassen, während Doktor Mansur und seine Assistentin mich zum Wormhold Tower begleiten, um zu sehen, was sich dort machen lässt. Wie gesagt, unser guter Doktor verfügt über gewisse Fähigkeiten, die uns bei der Untersuchung der Angelegenheit helfen können …«
    Nicht jetzt, dachte Adelia. Nicht heute. Um Gottes willen, Rowley, wir sind von der Reise erschöpft.
    Sie hüstelte und fing Gylthas Blick auf. Gyltha versetzte Mansur, der neben ihr stand, einen Stoß. Mansur schaute sie beide an und sprach dann zum ersten Mal auf Englisch: »Euer Doktor braucht zuerst Ruhe.« Er fügte hinzu: »Mylord.«
    »Von wegen Ruhe«, sagte Rowley, sah aber zu Adelia hinüber, die mit ihm kommen musste, wenn er weiterritt, oder warum war sie sonst hier?
    Sie schüttelte den Kopf. Wir brauchen Ruhe, Rowley.
Du
brauchst Ruhe.
    Die Augen der Äbtissin hatten den Blickwechsel registriert, und wenn er ihr sonst nichts verraten hatte, obwohl wahrscheinlich doch, so schloss sie daraus, dass die Angelegenheit damit geklärt war. »Wenn Ihr den Leichnam des armen Mannes untergebracht habt, wird Schwester Havis Euch zu Euren Unterkünften führen«, sagte sie.
     
    Es war noch immer sehr dunkel und kalt. Die Nonnen sangen in ihrer Kapelle die Laudes, und alle anderen, die irgendeine Aufgabe zu erledigen hatten, waren damit in den Gebäuden beschäftigt, so dass niemand am Haupttor den geschlossenen Fuhrwagen bemerkte, in dem ein Toter lag.
    Walt und die Waffenknechte bewachten ihn. Sie traten auf der Stelle, schlangen die Arme um den Oberkörper, um sich warm zu halten, und überhörten gleichmütig die neugierigen Fragen des Klosterwärters, der sich aus dem unteren Fenster des Torhauses lehnte. Schwester Havis wies ihn schneidend an, den Kopf einzuziehen, die Fensterläden zu schließen und sich um seinen eigenen Kram zu kümmern. »Haltet den Mund, Fitchet.«
    »Tu ich doch, oder?« Fitchet war gekränkt. »Tu ich doch immer, oder?« Die Fensterläden wurden zugeknallt.
    »Tut er auch«, sagte Schwester Havis. »Meistens.«
    Sie hielt die Laterne hoch und stapfte vor ihnen durch den Schnee.
    Walt führte die Zugpferde hinter ihr her, der Bischof, Oswald und Aelwyn trotteten an seiner Seite, und Adelia und Mansur saßen auf dem Wagenbock.
    Nachdem Rowley begriffen hatte, dass Adelia völlig erschöpft war, hätte er sie in das Zimmer gelassen, das für sie und Allie und Gyltha im Gästehaus hergerichtet worden war, doch dieser tote junge Mann war
ihre
Verantwortung. Sie mochte noch so gute Gründe haben, die unwürdige Behandlung des Leichnams erfolgte auf ihr Geheiß, daher musste sie ihm zumindest so viel Achtung zollen, wie es ihr unter diesen Umständen möglich war.
    Sie folgten der Mauer, die die weitläufigen Gebäude und Gärten des Klosters umgab, bis zu der Stelle, wo auf der anderen Seite das Pferd des Toten lag.
    Das Rauschen, das sie auf der Brücke gehört hatten, wurde lauter. Sie waren jetzt nahe am Wasser, entweder an der Themse oder an einem schnellen Zufluss, über dem noch kältere Luft aufstieg. Der Lärm wurde ohrenbetäubend.
    Mansur und Adelia saßen so hoch auf dem Wagen, dass sie über die Mauer und, wenn keine Bäume im Weg waren, über den Fluss blicken konnten. Mansur zeigte auf die Brücke und auf eine Wassermühle am anderen Ufer.
    Der Araber sagte etwas, aber sie konnte ihn nicht verstehen. Vielleicht, dass die Mühle noch im Dunkel gelegen hatte, als sie auf der Brücke gestanden, so dass sie sie nicht bemerkt hatten. Jetzt drang Licht aus den winzigen Fenstern in ihrem Turm, und das große Wasserrad drehte sich im Mühlgraben.
    Sie hatten

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