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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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musste.
     
    Die Äbtissin überließ Rowley ihr Haus und beteuerte, es sei eine Entlastung für sie, weil es ihr ohnehin immer schwerer fallen würde, die hohen Stufen zur Haustür zu nehmen. Da er ihr vor Gott übergeordnet war, blieb ihr auch gar nichts anderes übrig, obwohl er so zum inneren Hof mit Kreuzgang, Kapelle, Refektorium und Dormitorium der Nonnen Zugang hatte, der Männern ansonsten nachts versperrt blieb. Nachdem sie einen Blick auf Pater Paton geworfen und befunden hatte, dass auch er keine sexuelle Gefahr darstellte, brachte sie den Sekretär bei seinem Herrn unter.
    Jacques, Walt, Oswald und Aelwyn bezogen Quartier in den Unterkünften der Bediensteten.
    Mansur erhielt einen schönen Raum im Gästehaus der Männer. Gyltha, Adelia, Allie und der Hund wurden ebenso angenehm im Frauenflügel neben der Kirche untergebracht. Verwinkelte Außentreppen führten jeweils zu den Türen der Gäste, so dass die Frauen im obersten Stock einen weiten Blick nach Westen über den Weg nach Oxford und die Felder der Abtei hatten, die sich sanft zur Themse hinabsenkten.
    »Entendaunen«, sagte Gyltha, die ein großes Bett inspizierte, »und keine Flöhe.« Sie schaute unter die Bettdecke. »Und irgendein Engel hat heiße Steine reingelegt, um es anzuwärmen.«
    Adelia wollte sich nur noch hinlegen und schlafen, und eine Zeitlang taten sie das alle drei.
    Sie wurden von Glocken geweckt, von denen eine praktisch direkt neben ihren Ohren läutete und den Wasserkrug in seiner Schale auf dem einzigen Tisch im Raum erbeben ließ.
    Adelia schnappte sich Allie, die zwischen ihr und Gyltha schlief, und fragte alarmiert: »Brennt es?«
    Gyltha lauschte angespannt. Die wuchtigen Schläge kamen vom Kirchturm ganz in der Nähe, und gleichzeitig ertönten auch andere Glocken, blecherner und sehr viel weiter entfernt. »Es ist Sonntag«, sagte sie.
    »Ach
verdammt.
Das kann doch nicht wahr sein.«
    Doch nicht nur weil es die Höflichkeit gebot, sondern auch weil sie, wie Adelia sehr wohl bewusst war, in der Schuld der Äbtissin standen, war es unumgänglich, am Morgengottesdienst teilzunehmen, zu dem Godstows Glocken riefen.
    Und sie riefen nicht nur die Menschen im Kloster. Die Kirche im äußeren Hof stand allen offen, Laien und Geistlichen (nicht jedoch irgendwelchen Ungläubigen und übelriechenden Hunden, so dass Mansur und Wächter weiterschlafen konnten), und heute kämpfte sich wirklich jeder aus dem Umland durch den Schnee hierher. Das Dorf Wolvercote kam geschlossen über die Brücke, da sein Gutsherr die eigene Dorfkirche hatte verfallen lassen.
    Natürlich war der Bischof die große Attraktion. Er war ein ebensolches Wunder wie ein herabgestiegener Engel. Schon allein ein Blick auf seinen Chormantel und die Mitra war den Zehnten wert, den jedermann zahlen musste. Vielleicht würde er ja auch den Husten des Kleinen heilen; und ganz sicher konnte er die Winteraussaat segnen. Einige krank aussehende Milchkühe und ein hinkender Esel waren schon draußen am Wassertrog angebunden worden und harrten seiner Aufmerksamkeit.
    Die Geistlichkeit zog durch eine gesonderte Tür ein und begab sich zu ihren Sitzen im prächtigen Gestühl des Chores unter dessen ebenso prächtigem Fächergewölbe.
    Aufgrund seiner Tonsur saß Pater Paton neben dem Klosterkaplan, einem kleinen verhuschten Mann, und gegenüber den Nonnen, in deren ansonsten schwarzen Reihen zwei junge Frauen in weißen Gewändern auffielen, die häufig kicherten. Sie fanden Pater Paton lustig.
    Die meisten Bischöfe nahmen ihre Homilie zum Anlass, die Sünde im Allgemeinen zu verdammen, häufig in normannischem Französisch, ihrer Muttersprache, oder auf Latein, weil sie glaubten, je weniger die Gemeinde verstand, desto größer ihre Ehrfurcht.
    Rowleys Predigt war anders, und er sprach eine Sprache, die seine Herde verstand. »Ein paar Kerle behaupten, die arme Lady Rosamund sei durch die Hand Königin Eleanors gestorben. Das ist eine boshafte Lüge, und ihr macht unserem Herrn Freude, wenn ihr dem keinen Glauben schenkt.«
    Er verließ die Kanzel und marschierte in der Kirche auf und ab, während er predigte und schimpfte. Er war gekommen, um herauszufinden, was oder wer hinter Rosamunds Tod steckte, sagte er. »Denn ich weiß, dass sie hier allseits beliebt war. Vielleicht war es ein unglücklicher Zufall, vielleicht auch nicht, aber wenn nicht, dann werden König und Königin dafür sorgen, dass der Übeltäter rechtmäßig bestraft wird. Bis dahin sind wir alle

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