Die Teufelshaube
denen der Bote besonders eifrig klang. Er und seinesgleichen waren viel unterwegs, und sie sahen in dem Reiter auf der Brücke einen von ihnen, der den Verbrechern zum Opfer gefallen war, die die Straßen unsicher machten. Sie waren zwar zu spät gekommen um dem Reisenden als barmherzige Samariter das Leben zu retten, aber sie konnten zumindest seine Mörder überführen.
Nur Pater Patons gerunzelte Stirn verriet, dass er schon ausrechnete, wie viel der Leichnam die Kirchenkasse kosten würde.
Die Männer nahmen die Mützen ab und trugen den Toten zum Wagen. Dann brachten sie ihn, die Pferde am Zügel führend, über die Brücke ins Kloster Godstow.
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Kapitel vier
D ie Abtei Godstow mit ihren umliegenden Waldungen und Feldern war im Grunde eine große Insel, die durch die Windungen der Themse und ihrer Zuflüsse entstanden war. Der Torwächter, der den Reisenden öffnete, war zwar ein Mann, ebenso wie der Reitbursche und der Stallknecht, die ihre Pferde versorgten, doch auf der Insel herrschten die Frauen.
Hätte man sie gefragt, so hätten die vierundzwanzig Nonnen und ihre weiblichen Dauergäste beteuert, dass der Herr allein ihnen befohlen habe, der Welt den Rücken zu kehren, doch ihre offensichtliche Zufriedenheit ließ vermuten, dass der Wunsch des Herrn exakt dem ihren entsprach. Manche waren begüterte Witwen, die den Ruf des Herrn am Grab ihres Mannes vernommen und sich prompt nach Godstow begeben hatten, ehe sie erneut verheiratet werden konnten. Andere waren Jungfrauen, die sich nach einem kurzen Blick auf den für sie ausgewählten Gatten ganz plötzlich und unwiderstehlich zur Keuschheit berufen gefühlt und ihre Mitgift statt in die Ehe lieber mit ins Kloster genommen hatten. Hier konnten sie ein stattliches und stetig wachsendes Lehen effizient und großzügig verwalten – und das alles ohne männliche Einmischung.
Die einzigen Männer über ihnen waren St. Benedikt, dessen Regeln sie befolgten und der seit sechshundertfünfzig Jahren tot war, der Papst, der weit weg war, der Erzbischof von Canterbury, für den die meiste Zeit dasselbe galt, und ein neugieriger Archidiakon, der ihnen aber nichts anhaben konnte, da sie ihre Bücher peinlich genau führten und ihr Verhalten stets untadelig war.
Ach so, ja, und der Bischof von St. Albans.
So reich, wie Godstow war, besaß es gleich
zwei
Kirchen. Die eine schmiegte sich unauffällig an die Westmauer der Abtei, war klein und war die Privatkapelle der Nonnen. Die andere, deutlich größere, stand am östlichen Rand nahe der Straße und diente den Menschen aus den umliegenden Dörfern als Gotteshaus.
Die Abtei selbst war praktisch ein kleines Dorf, in dem die frommen Schwestern ihre eigenen Bereiche hatten, und dorthin wurden die Reisenden nun von dem Torwächter geführt. Eine Magd, die eine Schultertrage schleppte, kreischte bei ihrem Anblick auf und machte dann einen Knicks, wobei Milch aus den Eimern schwappte. Die Laterne des Wächters beschien Durchgänge, Höfe und die gemeißelten Säulen eines Kreuzgangs, der zum Schlafsaal führte, wo sich an den nacheinander aufgehenden Fensterläden weißumhüllte Köpfe zeigten, wie blasse Mohnblumen, und aufgeregte Stimmen, »Der Bischof, der Bischof«, tuschelten.
Rowley Picot, kräftig, energisch, unbeirrbar und lärmend männlich, war ein Hahn, der in einen friedlichen Stall voller Hennen einbrach, die bis dahin bestens ohne ihn ausgekommen waren.
Die Priorin, die noch dabei war, ihren Schleier festzustecken, kam ihnen entgegen und bat sie, im Kapitelsaal auf die Äbtissin zu warten. Derweil standen Erfrischungen bereit. Hatten die Ladys irgendwelche Wünsche? Und der Säugling, so ein prächtiger kleiner Kerl, was konnte man für ihn tun?
Die Schönheit des Kapitelsaales beruhte auf seinen schmucklosen großen Holzstreben und Bögen. Kerzen erhellten die frischen Binsen auf dem Boden und spiegelten sich auf einem glänzenden langen Tisch und den Stühlen. Neben dem Geruch der Apfelholzscheite im Kohlenbecken lag ein Duft von Heiligkeit und Bienenwachs in der Luft – und vermischte sich dank Wächter jetzt mit dem Gestank eines übelriechenden Hundes.
Rowley tigerte ungeduldig und gereizt durch den Raum, doch Adelia stillte die kleine Allie zum ersten Mal seit Beginn der Reise mit der Ruhe, die das Kind verdiente. Da sie die Abtei mit Rosamund Clifford in Verbindung brachte, hatte sie befürchtet, ein verlottertes Kloster mit schlampigen Nonnen vorzufinden, die ihrem Stand keine Ehre
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