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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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Überschwang der Jugend im Laufe der Zeit durch Schönheit ersetzt werden würde.
    »Der Herr meines Herzens«, sagte Emma.
     
    Es war schwierig für die Reisenden, ungestört zusammenzukommen, um ihr weiteres Vorgehen zu besprechen. So nachsichtig die Regeln in Godstow auch gehandhabt wurden, es war ausgeschlossen, dass ein Sarazene den inneren Hof betrat. Ebenso ausgeschlossen war es, dass der Bischof die Frauenunterkünfte aufsuchte. Die einzige Möglichkeit bot die Kirche, und selbst dort war vor dem Hauptaltar stets eine Nonne anwesend, die für die Seelen jener Verstorbenen betete, die für dieses Privileg bezahlt hatten. Es gab jedoch eine Seitenkapelle, die der Jungfrau Maria gewidmet war und in der auch nachts Kerzen brannten – ein weiteres Geschenk der Toten, damit die Muttergottes ihrer gedachte. Die Äbtissin hatte ihnen erlaubt, diese Kapelle als Treffpunkt zu nutzen, solange sie Stillschweigen darüber bewahrten.
    Davon, dass die Gemeinde tagsüber beim Gottesdienst den Kirchenraum angewärmt hatte, war nichts mehr zu spüren. Die flackernden Kerzen auf dem Schrein verbreiteten nur wenig Licht und Wärme, während der gewölbte Raum um sie herum in eisigem Schatten lag.
    Als Adelia mit Gyltha durch eine Seitentür eintrat, sah sie eine wuchtige Gestalt vor dem Altar knien, den Kopf unter der Kapuze gebeugt und die Finger so fest verschränkt, dass sie aussahen wie blanke Knochen.
    Rowley stand auf, als die Frauen hereinkamen. Er sah müde aus. »Ihr kommt spät.«
    »Ich musste die Kleine stillen«, erklärte Adelia.
    Aus dem Hauptraum der Kirche war die monotone Stimme einer Nonne zu hören, die die Totenfürbitten aus dem Klosterregister verlas. Sie ging dabei sehr präzise vor. »Gott in deiner Gnade, erbarme dich der Seele von Thomas aus Sandford, der in St. Gile’s, Oxford, einen Obstgarten gestiftet hat und am Tag nach Martini im Jahre des Herrn 1143 heimging. Gütiger Jesus in deiner Gnade, nimm dich gnädig der Seele von Maud Halegod an, die drei Mark in Silber gespendet hat …«
    »Hat Rosamunds Magd Euch irgendwas sagen können?«, flüsterte Adelia.
    »Die?« Der Bischof gab sich keine Mühe, leise zu sprechen. »Das Weib ist irre, da hätte ich mehr aus den verdammten Eseln rausholen können, die ich den ganzen Nachmittag lang segnen musste. Sie blökt nur rum. Ehrlich, wie ein Schaf.«
    »Wahrscheinlich habt Ihr sie eingeschüchtert.« Im vollen Ornat hatte er gewiss furchteinflößend gewirkt.
    »Aber nein, ich habe sie nicht eingeschüchtert. Ich war bezaubernd. Die Frau ist hirnlos, das könnt Ihr mir glauben. Seht zu, dass Ihr sie irgendwie zum Reden bringt.«
    »Das werde ich.«
    Gyltha hatte in einer Ecke einige Betkissen gefunden und verteilte sie nun so im Kreis, dass das Kerzenlicht darauf fiel. Jedes trug das Wappen einer Adelsfamilie, deren Angehörige beim Kirchgang keine schmutzigen Knie bekommen wollten.
    »Betkissen sind praktisch«, sagte Adelia und schob eines unter den Korb mit der schlafenden Allie, damit er nicht auf den kalten Steinen stand. Wächter ließ sich auf einem anderen nieder. »Wieso stiften die Reichen keine Betkissen für die Armen? Dann würde man sich länger an sie erinnern.«
    »Die Reichen wollen nich, dass wir es bequem haben«, sagte Gyltha. »Ist nich gut für uns. Könnte uns auf dumme Gedanken bringen. Wo steckt denn der alte Araber?«
    »Der Bote holt ihn gerade.«
    Als er, gefolgt von Jacques, in einen Mantel gehüllt, durch die Seitentür eintrat, musste er den Kopf einziehen.
    »Gut«, sagte Rowley. »Du kannst gehen, Jacques.«
    »Ähm.« Der junge Mann trat kläglich von einem Bein aufs andere.
    Adelia hatte Mitleid mit ihm. Die Arbeit eines Boten war wenig beneidenswert und einsam. Die meiste Zeit waren sie kreuz und quer im Land unterwegs und hatten nur ein Pferd als Begleitung. Ihre Herren verlangten viel von ihnen. Briefe mussten rasch abgeliefert und die Antworten noch rascher zurückgebracht werden. Entschuldigungen wie schlechtes Wetter, Stürze, unwegsames Gelände oder Vom-Weg-Abkommen wurden beiseitegefegt. Eher argwöhnte man, dass der Bote die Zeit und das Geld seines Auftraggebers in irgendeiner Schenke vergeudet hatte.
    Rowley, so fand sie, ging besonders hart mit seinem Boten um. Wieso sollte der junge Mann nicht bei ihren Erörterungen dabei sein? Sie vermutete, Jacques’ Sünde bestand darin, dass er zwar die schlichte Livree von St. Albans trug, aber versuchte, seine geringe Größe durch Stiefel mit hohen

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