Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
verwundert. »Ihr wart doch bereits einmal hier. Ich dachte, Ihr hättet es schon gesehen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben uns im Garten getroffen, wo sie frische Luft schnappte. Wir dankten Gott für ihre Genesung, und dann hat Dakers mich zurück durch den Irrgarten geführt. Wo steckt diese Dakers eigentlich?«
    Er drängte sich an Jacques und Walt vorbei, die blinzelnd in der Tür standen, stürmte die Treppe hinauf und rief laut nach der Haushälterin. Er riss eine Tür nach der nächsten auf, und wenn der Raum dahinter leer war, rannte er weiter nach oben.
    Sie eilten ihm nach, und das Poltern ihrer Stiefel und das Klicken von Hundekrallen auf Stein hallten durch den ganzen Turm.
    Jetzt kamen sie an Rosamunds Gemächern vorbei. Dakers, wenn es wirklich Dakers gewesen war, hatte es geschafft, sie in all ihrer Pracht zu bewahren. Für Adelia, die versuchte, mit den anderen Schritt zu halten, war das, was sie flüchtig zu sehen bekam, eine wahre Augenweide: persische Teppiche, venezianische Kelchgläser, mit Damast bezogene Diwane, golden schimmernde Ikonen und Triptychen, Gobelins, Statuetten – der Reichtum eines Reiches, welcher der Mätresse eines Herrschers zu Füßen gelegt worden war.
    Hier gab es Fenster, keine Schießscharten wie in den unteren Räumen. Die Läden waren geschlossen, doch im Licht der Kerze sah Adelia im Vorbeigehen, wie sie sich selbst in schönen und teuren Sprossenfenstern spiegelte.
    Und durch die offenen Türen drang Parfümgeruch, erlesen und so stark, dass auch eine Nase, die durch Kälte und das stinkende Fell eines Hundes abgestumpft war, sich daran ergötzen konnte.
    Adelia schnupperte. Rosen. Er hatte für sie sogar Rosen eingesperrt.
    Über ihr wurde krachend eine weitere Tür aufgestoßen. Der Bischof stieß einen Schrei aus.
    »Was ist denn, was ist denn?« Sie erreichte ihn auf dem obersten Treppenabsatz, hier ging es nicht mehr weiter. Rowley stand vor einer offenen Tür, ließ jedoch die Hand mit der brennenden Kerze herabhängen, so dass Wachs auf den Boden tropfte.
    »Was ist denn?«
    »Ihr habt Euch geirrt«, sagte Rowley.
    Die Kälte war hier oben noch schneidender.
    »Worin?«
    »Sie lebt. Rosamund. Trotz allem.«
    Die Erleichterung wäre groß gewesen, wenn das Ganze nicht so seltsam gewesen wäre. Das Zimmer, vor dem er stand, lag im Dunkeln.
    Außerdem machte er keine Anstalten, einzutreten.
    »Sie sitzt da drin«, sagte er und bekreuzigte sich.
    Adelia ging hinein, der Hund folgte ihr.
    Hier war kein Parfüm zu riechen, die Kälte löschte den Duft aus. Sämtliche Fensterläden und Fenster – in dem kreisrunden Raum gab es acht – standen weit offen, um Luft hereinzulassen, die eisig war. Adelia spürte förmlich, wie ihr Gesicht davon runzelig wurde.
    Wächter lief voraus. Sie hörte ihn im Zimmer herumschnüffeln, aber er gab nicht zu erkennen, dass er jemanden gewittert hatte. Sie ging noch ein paar Schritte weiter hinein.
    Der Lichtschein der Kerze erhellte ein Bett vor der Nordmauer. Edle weiße Spitze hing von einem vergoldeten Ring an der Zimmerdecke herab, teilte sich über Kissen und fiel auf beiden Seiten einer Decke mit goldenen Quasten bis zum Boden. Es war ein hohes und prächtiges Bett mit einer kleinen Treppe aus Elfenbein, die so platziert war, dass seiner Besitzerin hineingeholfen werden konnte.
    Es war leer.
    Seine Besitzerin saß an einem Schreibtisch auf der anderen Seite mit Blick auf ein Fenster, eine Schreibfeder in der Hand.
    Adelia, deren Kerze jetzt leicht zitterte, sah die blitzenden Facetten einer juwelenbesetzten Krone und aschblondes Haar, das sich über den Rücken der Schreiberin lockte.
    Geh näher ran.
Du musst. Es kann dir nichts tun. Es kann nicht.
    Sie zwang sich vorwärts. Als sie das Bett passierte, trat sie auf eine Falte des Spitzenstoffs, der auf dem Boden lag, und das Eis darin knirschte unter ihrem Stiefel.
    »Lady Rosamund?« Es kam ihr richtig vor, das zu sagen, obwohl sie wusste, was sie wusste.
    Sie zog einen Handschuh aus, um die erstaunlich dicke Schulter der Gestalt zu berühren, und fühlte eine steinerne Kälte in dem, was einmal Fleisch gewesen war. Sie sah eine kalkweiße Hand, mit Hautwülsten am Handgelenk wie bei einem Säugling. Daumen und Zeigefinger hielten eine Gänsefeder, als hätten sie gerade erst die Unterschrift unter das Dokument gesetzt, auf dem sie ruhten.
    Mit einem Seufzer beugte Adelia sich vor, um in das Gesicht zu blicken. Offene, blaue Augen blickten leicht nach unten, als

Weitere Kostenlose Bücher