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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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wollten sie das Geschriebene noch einmal durchlesen.
    Aber die Schöne Rosamund war ausgesprochen tot.
    Und ausgesprochen dick.

[home]
Kapitel sechs
    D akers«, sagte Adelia. »Das war Dakers.«
    Nur die Haushälterin konnte sich geweigert haben, ihre tote Herrin ins Grab zu verabschieden.
    Rowley erholte sich allmählich. »So kriegen wir sie nie in einen Sarg. Um Gottes willen, tut was. Ich rudere nicht mit ihr nach Godstow zurück, wenn sie dabei aufrecht sitzt und mich anglotzt.«
    »Zeigt etwas Respekt, zum Donnerwetter.« Adelia schloss das letzte Fenster und fuhr ihn an. »Ihr werdet nicht rudern, und sie wird nicht sitzen.«
    Jeder versuchte auf seine Weise, die Wirkung dieses Anblicks zu verarbeiten, der ihm den Mut geraubt und sie verstört hatte.
    Jacques starrte von der offenen Tür ins Zimmer herein, doch Walt war nach einem kurzen Blick hastig nach unten geflohen. Wächter kratzte sich gelangweilt.
    Adelia war tote Körper gewohnt und hatte sich nie vor einem gefürchtet – bis jetzt. Folglich war sie wütend geworden. Der Grund war die
Haltung
der Leiche … Rosamund war nicht in dieser Position gestorben. Wenn die Teufelshaube sie umgebracht hatte, dann war das Ende zu qualvoll gewesen. Nein, Dakers hatte den noch warmen Leichnam auf den Stuhl gezerrt, ihn arrangiert und dann entweder abgewartet, bis die Totenstarre eintrat, oder sie hatte ihn, falls diese schon vergangen war, in der Position gehalten, bis die Kälte, die durch die offenen Fenster drang, Kopf, Rumpf und Glieder in der Haltung erstarren ließ, wie sie jetzt waren, so, als würde Rosamund schreiben.
    Adelia wusste das so sicher, als wäre sie selbst dabei gewesen, doch sie konnte den Eindruck nicht abschütteln, dass die Tote aufgestanden und zum Tisch geschritten war, um sich hinzusetzen und zur Feder zu greifen.
    Rowleys Gereiztheit sollte nur das Entsetzen überspielen, das ihn aus der Fassung gebracht hatte, und Adelia, der es ähnlich erging, reagierte verärgert. »Ihr habt mir nicht erzählt, dass sie dick ist.«
    »Spielt das eine Rolle?«
    Nein, natürlich nicht, aber es war eine Art nachträglicher Schock. Das Bild, das Adelia sich von der Schönen Rosamund gemacht hatte, das Bild, das auf ihrem Ruf beruhte, auf dem, was Bertha erzählt hatte, auf dem endlosen Marsch durch den fürchterlichen Irrgarten, auf dem Anblick der noch fürchterlicheren Menschenfalle, war das einer schönen Frau gewesen, die menschlichem Leid so gleichgültig gegenüberstand wie eine Göttin des Olymps – anmutig, verwöhnt, abgehoben, kalt wie ein Reptil, aber schlank. Eindeutig schlank.
    Doch als sie sich vorgebeugt hatte, um sie zu betrachten, hatte sie in das fast kindlich pausbäckige Gesicht einer Fettleibigen geblickt.
    Das änderte die Sache. Sie wusste selbst nicht, warum, aber so war es.
    »Wie lang ist sie schon tot?«, wollte Rowley wissen.
    »Was?« Adelia war in Gedanken versunken und stellte der Leiche belanglose Fragen. Wieso hast du bei deinem Gewicht hier oben im Turm gelebt? Wie bist du die Treppe runtergekommen, um dich mit Rowley im Garten zu treffen? Und wie bist du wieder raufgekommen?
    »Ich habe gefragt, wie lang sie schon tot ist.«
    »Oh.« Höchste Zeit, sich zusammenzureißen und zu tun, weswegen sie mitgekommen war. »Lässt sich unmöglich genau sagen.«
    »Waren es die Pilze?«
    »Woher soll ich das wissen? Wahrscheinlich ja.«
    »Könnt ihr sie strecken?«
    Meine Güte, was für ein grobschlächtiger Mensch er doch war. »Sie wird sich schon von allein strecken«, sagte Adelia knapp. »Wir müssen dieses verdammte Zimmer nur warm bekommen.« Dann fragte sie: »Warum wollte Dakers wohl, dass man sie
schreibend
vorfindet?«
    Doch der Bischof war schon draußen vor der Tür und brüllte zu Walt hinunter, er solle Kohlenbecken, Späne, Feuerholz, Kerzen heraufbringen, und schickte Jacques nach unten, damit er dem Reitknecht half. Als er daraufhin selbst die Treppe hinunter verschwand, um weiter nach der Haushälterin zu suchen, nahm er seine lebenssprühende Kraft mit und überließ den Raum der Stille der Toten.
    Adelias Gedanken wanderten sehnsüchtig zu dem Mann, auf dessen ruhige Unterstützung und Zuversicht sie bei schwierigen Ermittlungen stets bauen konnte – denn dass diese hier schwierig werden würde, daran zweifelte sie nicht. Doch Mansur war auf der Barkasse, die Rosamunds Sarg den Fluss heraufbrachte, und selbst wenn er inzwischen die Anlegestelle erreicht hatte, die eine Viertelmeile entfernt lag, so

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