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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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hatte keine schöne Schrift gehabt. Das hier war nur ein verkrampftes Gekritzel.
    Sie fragte sich, wo zum Donnerwetter Rowley mit den Kerzen blieb. Der Bischof ließ sich Zeit mit seiner Rückkehr. Adelia registrierte diesen Umstand nur ganz kurz und stellte fest, dass sie, wenn sie den Bogen mit einer Hand über den Kopf hob, die Kerze mit der anderen gefährlich nah darunterhielt und dann die Augen zusammenkniff, so gerade eine Anrede lesen konnte. Was sie da in der Hand hielt, war ein Brief.
    »An Lady Eleanor, Herzogin von Aquitanien und vermeintliche Königin von England, es grüßt Euch die wahre und einzige Königin dieses Landes, Rosamund, die Schöne.«
    Adelia fiel der Unterkiefer herunter. Und beinahe auch der Brief. Das war keine Majestätsbeleidigung, das war glatter, offensiver Hochverrat. Es war eine Aufforderung zum Kampf.
    Es war
dumm.
    »Warst du irre?« Das Flüstern wurde von der Stille des Raumes verschluckt.
    Rosamund stellte Eleanors Macht in Frage, und sie musste gewusst haben, dass die Königin gezwungen war, darauf zu reagieren, oder für alle Zeit gedemütigt gewesen wäre.
    »Du hast mit hohem Einsatz gespielt«, flüsterte Adelia. Der Wormhold Tower mochte ja schwierig zu erobern sein, aber er war nicht uneinnehmbar. Einer Streitmacht, wie sie von einer zornbebenden Königin entsandt worden wäre, hätte er nicht standgehalten.
    Rosamunds Tod raunte:
Ha, doch stattdessen hat die Königin ein altes Weib mit vergifteten Pilzen geschickt?
    Nichts dergleichen, dachte Adelia bei sich, denn Eleanor hatte den Brief nicht erhalten. Höchstwahrscheinlich hatte Rosamund gar nicht vorgehabt, ihn abzuschicken. Allein in diesem schrecklichen Turm, hatte sie sich lediglich damit die Zeit vertrieben, irgendwelche Wunschvorstellungen von sich als Königin auf Velin zu kritzeln.
    Was hatte sie sonst noch geschrieben?
    Adelia legte den Brief zurück auf den Tisch und nahm das andere Dokument zur Hand. Im Halbdunkel erkannte sie eine weitere Anrede. Also noch ein Brief. Wieder musste sie ihn hochhalten, damit das Kerzenlicht von unten darauf schien. Dieser war leichter zu lesen:
    »An Lady Eleanor, Herzogin von Aquitanien und vermeintliche Königin von England, es grüßt Euch die wahre und einzige Königin dieses Landes, Rosamund, die Schöne.«
    Exakt derselbe Wortlaut. Und die Zeilen waren leserlicher, weil jemand anders sie geschrieben hatte. Diese Schrift sah ganz anders aus als Rosamunds Gekritzel. Es war die gut lesbare, leicht geneigte Schönschrift eines Gelehrten.
    Rosamund hatte ihren Brief von diesem abgeschrieben.
    Wächter gab ein leises Knurren von sich, doch Adelia, die von dem Rätsel völlig gebannt war, achtete nicht darauf.
    Es ist hier. Ich bin ganz nah dran.
    Während sie nachdachte, wedelte sie sachte mit dem Bogen, doch dann sah sie im Spiegel des Fensters, dass sie Rosamund versehentlich damit auf den Kopf klopfte.
    Und hörte auf, ebenso erstarrt wie die Leiche. Wächter hatte sie warnen wollen, dass noch jemand das Turmzimmer betreten hatte, sie hatte nicht darauf geachtet.
    Drei Gesichter spiegelten sich im Glas, zwei davon gekrönt. »Ich bin entzückt, Eure Bekanntschaft zu machen, meine Liebe«, sagte eines davon – und es meinte nicht Adelia.
    Die einen Moment lang stehenblieb, wo sie war, unverwandt geradeaus starrte, versuchte, ihren fröstelnden Aberglauben niederzukämpfen und all ihren gesunden Menschenverstand gegen Hexerei und Geisterbeschwörung aufzubieten.
    Dann fuhr sie herum und verneigte sich. Eine wahre Königin war unverkennbar.
    Eleanor nahm keine Notiz von ihr. Sie ging zu einer Seite des Tisches, wobei sie das Zimmer mit einem Duft erfüllte, der Rosamunds Rosen mit etwas Schwererem, Exotischerem überdeckte. Zwei weiße, langfingrige Hände wurden auf das Holz gelegt, als sie sich vorbeugte, um in das Gesicht der Toten zu blicken. »Ts-ts. Ihr habt Euch gehenlassen.« Ein beringter Zeigefinger stupste die griechische Schale an. »Ich vermute, zu viele Leckereien und zu wenig Salat?«
    Ihre Stimme klang liebreizend durch den Raum. »Wusstet Ihr, dass die arme Rosamund fett war, Lord Montignard? Wieso hat mir das niemand gesagt?«
    »Das sind Kühe doch meistens, Lady.« Eine Männerstimme, die von einer Gestalt kam, die in der offenen Tür stand und eine Laterne hielt. Dahinter war undeutlich eine größere Gestalt im Kettenhemd zu sehen.
    »Wie unhöflich«, sagte Eleanor entschuldigend zu der Leiche auf dem Stuhl. »Männer sind doch wirklich ungerecht,

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