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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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werden musste, brachten sie den Leichnam bis dahin in ihre eigene Kapelle, um die Totenwache zu halten. Während sie ihn wegtrugen, sangen sie Gebete für die Tote. Die Menschenmenge vor dem Kuhstall folgte ihnen.
    Im Leben hatte Bertha nie so viel Aufmerksamkeit erfahren. In einer so kleinen Gemeinschaft war der Tod immer ein Ereignis, und Selbsttötung war etwas Unerhörtes und erregte beträchtliches Aufsehen.
    Während Adelia der Prozession durch die dunklen Gassen folgte, dachte sie voller Zorn, wie falsch es doch war, einem Geschöpf, dem in seinem kurzen Leben so viel versagt geblieben war, nun auch noch ein christliches Begräbnis zu versagen.
    Jacques ging kopfschüttelnd neben ihr her. »Schrecklich ist das, Mistress. Das arme Kind. Hat sich bestimmt die Schuld an Lady Rosamunds Tod gegeben.«
    »Nein, hat sie nicht, Jacques. Ihr wart doch dabei. Sie hat immer wieder gesagt, dass es nicht ihre Schuld war.« Da war Bertha sich ganz sicher gewesen.
    »Dann hatte sie eben Todesangst vor der Haushälterin Dakers. Konnte ihr nicht gegenübertreten, schätze ich.«
    Ja, sie hatte sich vor Dakers gefürchtet. Darauf würde es hinauslaufen. Entweder hatte Bertha unerträglich unter der Schuld am Tod ihrer Herrin gelitten, oder sie hatte sich aus Panik davor, was Dakers ihr antun würde, lieber selbst das Leben genommen.
    »Es ist falsch«, sagte Adelia.
    »Eine Sünde«, pflichtete Jacques ihr bei, »möge Gott sich dennoch ihrer Seele erbarmen.«
    Aber es war falsch, alles war falsch. Das Bild, wie Bertha da am Haken hing, war falsch gewesen.
    Sie näherten sich der Kapelle. Außer den Nonnen blieben alle, die den Leichnam begleitet hatten, stehen, hier durften sie nicht weiter. Selbst wenn Adelia nicht diesem Gebot unterstanden hätte, sie konnte es nicht mehr ertragen, weder Jacques und sein makabres Geplauder noch die Spekulationen der Männer und Frauen noch den Gesang der Nonnen. »Wie komme ich von hier zum Gästehaus?«
    Jacques brachte sie zurück. »Eine gute Nachtruhe, Mistress. Das wird Euch jetzt guttun.«
    »Ja.« Aber sie litt nicht unter der Erschöpfung, obwohl sie wahrhaftig müde war, sondern darunter, dass einfach nichts zusammenpasste. Etwas klopfte in ihrem Kopf, wollte sich Gehör verschaffen.
    Der Bote leuchtete ihr die Treppe hinauf und ging dann murmelnd und kopfschüttelnd seines Weges.
    Gyltha hatte in ihrem Zimmer das Geschrei gehört und aus dem Fenster gerufen, um die Ursache zu erfahren. »Schlimme Sache«, sagte sie. »Die sagen, der Kummer hat sie dazu getrieben, das arme Würmchen.«
    »Oder vielleicht hatte sie einfach panische Angst, Dakers würde sie in eine Maus verwandeln und den Katzen zum Fraß vorwerfen, jaja, ich weiß.«
    Gyltha blickte alarmiert von ihrer Strickerei auf. »Hoppla? Was soll das heißen?«
    »Es stimmt nicht.« Adelia kraulte Wächter die Ohren und schob den Hund dann weg.
    Gylthas Augen wurden schmal, aber sie sagte nichts mehr zu dem Thema. »Wie geht’s dem Flamen?«
    »Ich glaub nicht, dass er überlebt.« Adelia ging zu ihrem gemeinsamen Bett und strich ihrer schlafenden Tochter übers Haar.
    »Geschieht ihm recht.« Gyltha hielt nichts von Söldnern. Im Krieg zwischen Stephen und Matilda hatten viele Söldner gekämpft und sich bei der Bevölkerung verhasst gemacht. Ob sie nun aus Flandern kamen oder nicht – und die meisten kamen tatsächlich daher –, für sie stand die Bezeichnung »Flame« für Vergewaltigung, Plünderei und Grausamkeit. »Das spricht für den König«, sagte sie, »dass er die ganzen Mistkerle verscheucht hat, und jetzt bringt Eleanor sie wieder her.«
    »Hmm.«
    Gyltha hob die Augenbrauen. Sie hatte heiße Milch mit Rum zubereitet, der ganze Raum duftete danach, und reichte Adelia einen Becher. »Weißt du, wie spät es ist?« Sie zeigte auf die Stundenskala der Kerze neben dem Bett. »Du musst schlafen. Ist schon fast Morgen. Bald wird die Frühandacht gesungen.«
    »Es ist alles falsch, Gyltha.«
    Gyltha seufzte. Sie kannte das. »Das bleibt es auch bis morgen.«
    »Nein, bleibt es nicht.« Adelia raffte sich auf und zog ihren Mantel an. »Ein Maß, ich brauche ein Maß. Haben wir eine Schnur oder so?«
    Sie fanden eine Kordel, mit der sie ihre Reisebündel verschnürt hatten. »Und die will ich wiederhaben«, sagte Gyltha. »Is ’ne gute Kordel. Wo willst du hin?«
    »Ich hab meine Medizintasche in der Küche vergessen. Die muss ich holen.«
    »Du bleibst hier«, befahl Gyltha ihr barsch. »Ohne den alten Araber gehst

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