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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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schlug dem Widersacher mit einem gewaltigen Streich den Kopf ab.
    Dann trat eine gespenstische Stille ein. Nur noch das Keuchen von Malcolm war zu hören. Während der Junge erschöpft zu Boden ging, um sich einen Moment von den Strapazen zu erholen, kümmerte John sich um die Enthaupteten. Der Reihe nach packte er die acht abgetrennten Köpfe bei den Haaren und warf sie in den Fluss. Allein die Vorstellung, dass diese Männer wieder auferstehen könnten, schien verrückt, aber John wollte einfach verhindern, dass Kopf und Körper auf magische Weise wieder zueinanderfanden.
    Blutbesudelt stand John wenig später vor Malcolm und hielt ihm die Hand hin, um ihm aufzuhelfen. Im nächsten Moment fiel der Junge ihm in die Arme und begann hemmungslos zu weinen.
    »Wir haben Micheal gefunden, es geht ihm gut«, versicherte John und drückte den Jungen an sich. Dann löste er sich von ihm und betrachtete seinen malträtierten Rücken. Vorsichtig fuhr er mit den Fingerkuppen über die Wunden. Sie hatten sich wie von Geisterhand geschlossen. Noch nicht einmal eine Narbe war zu sehen.
    »Wo ist mein Bruder?«, fragte Malcolm, der sich kaum für seine Verletzungen interessierte.
    »Micheal ist im Lager«, erwiderte John. »Wir haben ihn in einem Keller unter einer Scheune gefunden.«
    »Es ist alles meine Schuld«, schluchzte Malcolm und vergrub sein Gesicht in seinen blutigen Händen. Als er aufsah, war seine Stirn verschmiert, als ob er sich eine Kriegsbemalung verpasst hätte. »Ich hätte auf dich und Paddy hören sollen.«
    »Wir können noch Wetten eingehen, wer auf der Liste der Schuldigen ganz oben steht«, scherzte John bitter, »aber wenn du mich fragst, steht Cuninghame an oberster Stelle.«
     
    Madlen war aufgestanden und starrte immer noch ungläubig in Johns Richtung. Am Ufer des Flusses lagen die kopflosen Leichen, die sein martialischer Feldzug hinterlassen hatte. Kleine schwarze Erhebungen auf silbern schimmerndem Sand. Das, was sie soeben gesehen hatte, würde sie ihr Leben lang nicht vergessen. Die Brutalität und die Entschlossenheit, mit der John vorgegangen war, ließ sie erschauern. War er wie sie von einem Dämon besessen? Woher nahmen er und Malcolm die Kraft und die unglaubliche Schnelligkeit? Und warum waren Malcolms barbarische Verletzungen spurlos verschwunden?
    Ratlos stand sie da, im Nachthemd, in eine schmutzige Decke gehüllt, die sie partout nicht wärmen wollte. Ihre Knie schlotterten vor Kälte und auch vor Furcht.
    Malcolm war überrascht, als er sie sah. »Wieso ist sie hier? Und wo sind die anderen?«
    »Sie sind noch im Lager«, murmelte John, während er auf Madlen zuging. Sein Blick streifte sie, und seine Augen leuchteten für einen Moment unnatürlich im Mondlicht auf. Wie sehr hätte sie sich gewünscht, dass er sie nun in den Arm nahm. Doch er blieb in gebührendem Abstand vor ihr stehen, als ob er plötzlich ihre Nähe scheute.
     
    »Wir müssen rasch zu den anderen zurückkehren«, erklärte John. »Wasch dir das Blut ab«, befahl er Malcolm, »und nimm dir für dich und das Mädchen ein paar Kleider von den Toten. Dann hilf mir, die Leichen ins Wasser zu schaffen.«
    »Da ist noch etwas«, bemerkte Malcom mit zögerndem Blick.
    John horchte auf und ließ sich von dem Jungen zu den Satteltaschen der Söldner führen. Malcolm bückte sich und holte aus einer ledernen Tasche, die mit Wolle ausstaffiert war, ein paar bauchige Glasflaschen, die man mit einem Korken versehen hatte. John nahm eine der Flaschen entgegen, zog den Korken heraus und roch an dem durchsichtigen Fläschchen. Angewidert verzog er das Gesicht. »Blut?«
    »Blut … und irgendetwas anderes«, berichtete Malcom. »Ich habe gesehen, wie sie die Flüssigkeit den Menschen im Dorf mit langen Nadeln aus den Leibern gesogen haben, um sie danach in Flaschen zu füllen.«
    Malcolm hielt John ein paar fingerlange Messingröhrchen entgegen, die an ihrem Ende schräg abgeschliffen waren, wie bei einem Lasseisen. Daran befand sich ein Glaskolben. Alles war mit Blut besudelt.
    »Wirf es in den Fluss!«, befahl John. »Sofort! Und versenke es so tief, dass es niemand finden kann.«
    Der Junge nickte gehorsam. John dachte an Cuninghames Alchimistenküche auf dem Bass Rock und an Madlens Schilderungen in Graystoneland – an das, was sie in Cuninghames Tasche gefunden hatte. Plötzlich zweifelte er daran, dass sie von solchen Teufeleien wirklich nichts mitbekommen hatte. Rasch durchsuchte er die Satteltaschen nach Geld. Er fand

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