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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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verraten. Aber wenn du mich fragst, ist es gut, dass sie fort ist. Sie hat nicht nur dir den Kopf verdreht. Jetzt könnt ihr Männer endlich wieder klar denken.«
    John schüttelte ungläubig den Kopf. Dann sah er abwechselnd von David zu Randolf. »Wie lange wird Madlen schon vermisst?«
    »Vielleicht eine Stunde?« Randolf vermied es, John in die Augen zu schauen.
    »Und niemand von euch hat etwas bemerkt?« John konnte es kaum fassen. Schließlich hatten Randolf und David die Aufgabe gehabt, die Frauen und den Jungen zu bewachen.
    Randolf zuckte mit den Schultern. »Ich habe mit dem Mohren gespielt.« Mit einem Nicken deutete er auf Wilbur, der zitternd am Feuer hockte. Seine düstere Miene bezeugte den Schmerz, den er über Madlens Verschwinden empfand. »Sie sagte, sie wolle ihre Notdurft verrichten. Ich konnte ihr doch nicht folgen, um ihr dabei zuzusehen. Schließlich ist sie keine Gefangene.«
    »Und als sie nicht wieder auftauchte, hat niemand nach ihr gesucht?« John lief durch die Dunkelheit zum Flussufer hinunter. »Was wäre, wenn sie ertrunken ist?«, rief er zu den Männern hinauf »Habt ihr darüber schon einmal nachgedacht?« Er wandte sich um und näherte sich mit raschen Schritten dem Feuer, dabei bedachte er David und Randolf mit einem anklagenden Blick.
    »Hexen ertrinken nicht«, entgegnete Rosie mit dozierender Miene.
    John verengte seine Lider. Wutschnaubend ging er auf sie los und packte sie bei den Schultern. Dann schüttelte er sie erbarmungslos. »Du elendes Weib, du bist ja weit schlimmer, als ich dachte. Schämst du dich nicht?«
    Paddy, der Angst hatte, dass John die Beherrschung verlieren könnte, ging dazwischen und stellte sich vor seine Geliebte. »Lass sie in Ruhe!«, fauchte er. »Rosie hat recht. Seit du dich mit dieser Frau eingelassen hast, verfolgt uns das Unglück. Was ist, wenn sie mit Cuninghame und seinen Männern im Bunde steht? Sie kann dir tausend Lügengeschichten erzählen. Wenn du mich fragst, hat sie nicht nur deinen Schwanz, sondern auch dein Hirn verhext. Wir können froh sein, wenn sie bleibt, wo sie ist!«
    Bevor Paddy begreifen konnte, wie ihm geschah, hatte er Johns Rechte im Gesicht. Der Schlag war so heftig, dass seine Lippe aufsprang und er ins Taumeln geriet. Er riss Rosie mit sich zu Boden, die einen schrillen Schrei ausstieß.
    Ruaraidh sprang herbei, um John festzuhalten, damit er nicht nachsetzen konnte, während Randolf sich um Paddy kümmerte, der schnell wieder auf den Füßen war und mit erhobenen Fäusten auf John losmarschierte. David half Rosie auf die Beine. Irritiert strich sie ihr Kleid glatt. Wilbur und Micheal standen beim Feuer und beobachteten das Geschehen mit aufgerissenen Mündern.
    John schüttelte Ruaraidh wie eine lästige Fliege ab. Dann stand er da und machte ein Gesicht, als ob er für einen Moment die Besinnung verloren hätte und nun wieder zu sich käme.
    »Räumt das Lager und wartet auf mich!«, knurrte er düster. »Ich werde Madlen suchen. Weit kann sie nicht sein.«
    Lautlos verschwand er in der Dunkelheit.
     
    Madlen rannte ohne Rast durch die mondhelle Nacht. Der Nebel hatte sich verflüchtigt, und mit einem Mal war es lausig kalt. Ihre wunden Füße schmerzten, weil sie das Barfußgehen aus ihren Zeiten in den Highlands nicht mehr gewohnt war.
    Immer weiter lief sie am Fluss entlang. Weit und breit war kein Haus zu sehen, nur vereinzelte Bäume, die wie gespenstische Wesen ihre Äste gen Himmel reckten. Ein Käuzchen rief, und ein Wolf heulte. Für einen Moment ergriff Madlen nackte Angst. Was wäre, wenn ihr ein Wolfsrudel begegnete? Mit dem Dolch, den John ihr zu ihrem eigenen Schutz überlassen hatte, würde sie sich kaum gegen wilde Tiere verteidigen können.
    Edinburgh hat mich völlig verweichlicht, dachte sie. Wenn sie sich recht besann, war sie in nur knapp einem Jahr zu einer unbedarften Städterin geworden.
    Ein Geräusch ließ sie innehalten. Stammte es von einem Menschen oder einem Tier? Ihre Blicke versuchten die Nacht zu durchdringen, während sie ängstlich den Atem anhielt. Da! Schon wieder! Es klang wie ein Knurren oder ein Jaulen, aber ganz gleich was es war, es wirkte nicht sonderlich vertraut. Ein Moment später hörte sie ein merkwürdiges Zischen.
    In gebückter Haltung schlich sie in der Dunkelheit über eine Anhöhe voran. Unten am Flussufer, in vielleicht zweihundert Yards Entfernung, glaubte sie den schwachen Lichtschein eines Feuer zu sehen. Vor ihr lag ein Hügel. Von der Kuppe aus würde

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