Die Teufelshure
und rührst dich nicht«, bestimmte er leise. »Ganz gleich, was geschieht. Hast du mich verstanden?«
Madlen nickte stumm. Dann spürte sie, wie John seine Pistole am Gürtel zurechtrückte. In der anderen Hand hielt er seinen Degen.
»Du allein kannst sie nicht besiegen«, flüsterte Madlen voller Panik. »Sie werden dich und den Jungen töten.«
»So einfach geht das nicht«, erwiderte John mit Nachdruck.
»Dafür müssten sie mir und dem Jungen erst einmal den Kopf abschlagen oder das Herz herausreißen«, sagte er leise zu Madlen. Aber diese Erkenntnis schien sie nicht zu beruhigen.
Madlen riss entsetzt die Augen auf. War John nun vollkommen verrückt geworden? »Narr!« Sie flüsterte, um ihn nicht in Gefahr zu bringen, doch er ignorierte ihren Einwand und kroch langsam und vorsichtig in Richtung des Gefangenen.
John wusste, dass er keinen Laut von sich geben durfte. Er betete, dass der Wind günstig stand und diese Höllenhunde nicht in der Lage waren, seine Witterung aufzunehmen. Cuninghames Männer besaßen vermutlich wie er die Fähigkeit, auch in völliger Dunkelheit zu sehen, und ihr Geruchssinn funktionierte womöglich so gut wie der eines Hundes.
Nachdem er den Baum fast erreicht hatte, konnte er die Schmerzen des Jungen spüren. Malcolm würde unter der Folter nicht sterben, weil seine Wunden sich von selbst wieder schlossen, aber der Schmerz, den er empfand, war weit heftiger als bei einem normal fühlenden Menschen.
Paddy hatte auf dem Bass Rock gesagt, er könne Johns Gedanken erspüren, und John konnte spüren, was Madlen empfand, und nun auch, was in Malcolm vor sich ging. Also warum sollte es nicht auch umgekehrt möglich sein?
Konzentriert versuchte er, Malcolm kraft seiner Gedanken eine Botschaft zukommen zu lassen.
Malcolm wurde sofort auf John aufmerksam. Sein ängstlicher Blick verriet, dass er befürchtete, nicht der Einzige zu sein, der seine Gegenwart wahrnehmen konnte.
Lautlos schnitt John ihm die Fesseln durch. Malcolm verharrte in seiner Position, bis John ihm den Degen entgegenhielt. Erst dann wagte der Junge, seine Hand nach der Waffe auszustrecken. Er nahm den Degen an sich und drehte den Kopf, um sich nach Cuninghames Männern umzusehen. John nickte ihm zu, dass er sich in seine Richtung bewegen sollte. Doch anstatt sich davonzuschleichen, hob Malcolm die Klinge und stürmte nackt und verletzt, wie er war, auf die überraschten Söldner zu.
John blieb nichts anderes übrig, als aufzuspringen und mit der Pistole auf ihren Anführer zu zielen. Ein Schuss hallte durch die lautlose Nacht und traf den Uniformierten mitten ins Herz. Der Mann sackte zusammen, doch vermutlich war er nicht wirklich tot. John warf die Pistole weg, weil er keine Zeit hatte, sie nochmals zu laden, und nahm seinen Parierdolch. Dann rannte er in den aufgebrachten Haufen von Männern hinein, die gegen den Jungen kämpften. Malcolm hatte mittlerweile erkannt, welche neuen Möglichkeiten in ihm steckten, und nutzte sie gnadenlos aus. Es musste der Hass gegen diejenigen sein, die seine Familie getötet und sein Dorf zerstört hatten, der ihn antrieb. Anders war es nicht zu erklären, dass er selbst die Schergen des Lords das Fürchten lehrte, indem er mit seiner Klinge das Herz eines Gegners aufspießte. Der Mann war zwar nicht tot, blieb jedoch für eine Weile regungslos am Boden liegen. John machte einen gewaltigen Satz und sprang einem der Männer in den Rücken. Er durchschnitt die Kehle des Soldaten und nahm ihm, nachdem er zu Boden gestrauchelt war, das Schwert aus der Hand. Es war länger und schwerer als das eines gewöhnlichen Soldaten. Blut spritzte, als er dem Mann mit einem einzigen Hieb den Kopf abschlug. Einen Moment später musste John sich gleich nach zwei Seiten verteidigen. Blitzschnell wandte er sich um und rammte das Schwert seinem Angreifer in den Bauch. Trotz seiner schweren Verletzung versuchte der Mann ihn noch zu attackieren.
John wich zurück und zog das Schwert aus der klaffenden Wunde. Dann drehte er sich einmal um die eigene Achse und enthauptete seinen Gegner mit einem einzigen Streich. Wie von Teufeln getrieben, sprang er auf und köpfte einen weiteren Söldner.
Während Malcolm seinem nächsten Gegner mit dem Mut eines Racheengels entgegentrat, enthauptete John die am Boden liegenden Söldner. Schließlich wandte er sich dem letzten Soldaten zu, der Malcolm von rückwärts zu attackieren versuchte. John näherte sich geschickt von der Seite, hob sein Schwert und
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