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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sie besser erkennen können, wer das Feuer entzündet hatte. Vielleicht waren es Schäfer, die mit ihren Familien und ihren Herden über Land zogen. Bei ihnen befanden sich oft große Hunde, die nicht nur Wegelagerer, sondern auch Wölfe und Bären auf Abstand hielten. Möglicherweise konnte sie bei ihnen Schutz für die Nacht suchen.
    In geduckter Haltung näherte sie sich einem kleinen Felsvorsprung. An einer knorrigen Eiche ging sie in die Hocke und spähte über hohe Grasbüschel hinunter zu einer Reihe von Weidensträuchern und einigen ausladenden Bäumen, die das Flussufer säumten. Dahinter konnte sie mehrere Gestalten erkennen. Der Größe nach waren es ausschließlich Männer. Sie standen mit Bechern in den Händen um ein Feuer herum und tranken. Ihre Pferde grasten am Fluss. Madlen vermochte nicht zu sagen, ob es Soldaten waren, dafür war das Licht zu schwach. Aber es waren auf jeden Fall keine Schäfer. Pferde zu besitzen war ein Privileg, das den Reichen oder Soldaten vorbehalten war.
    Zögernd bog sie einen Ast zur Seite. Ihr Atem stockte, als sie am Rande des Lagers einen Mann entdeckte, den man nackt und bäuchlings an einen kahlen Baum gefesselt hatte. Mit rasendem Herzklopfen schlich Madlen näher heran.
    Als sie die Uniformen von Cuninghames Söldnern erkannte, hatte sie für einen Moment die Hoffnung, dass es John sein könnte, der Micheal und Malcolm gefunden hatte. Aber dann erkannte sie, wie absurd dieser Gedanke war, als einer der Männer sich vom Fluss mit einem glühenden Gegenstand, den er zuvor aus dem Feuer gezogen hatte, auf den Gefesselten zubewegte.
    Der Söldner hatte sich seiner Maske entledigt. Mit Entsetzen sah Madlen, dass sein Opfer einer der MacGregors aus Johns Mannschaft sein musste, den er unter Anwendung der Folter befragte.
    Also hatte John die Zwillinge noch nicht gefunden.
    Der Söldner begann den Jungen mit dem glühenden Eisen zu traktieren und ließ auch die empfindlichsten Stellen nicht aus. Anstatt zu schreien, presste der dunkelgelockte Junge seine Lippen fest aufeinander. Ab und an entwich ihm ein Stöhnen, und sein ganzer Körper erzitterte.
    Madlen hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Aufschluchzen zu unterdrücken. Sie dachte darüber nach, sich den Männern im Austausch gegen den Jungen zu ergeben. Vielleicht ließen Cuninghame und Bruder Mercurius nach ihr suchen und hatten deshalb die Männer geschickt.
    Was aber wäre, wenn ihr Auftauchen den Söldnern nicht ausreichen würde und sie trotzdem wissen wollten, wo John und seine Kameraden steckten? Sie würde nicht so tapfer sein können wie dieser arme Junge. Madlen überlegte, ob sie zum Lager zurücklaufen sollte, um Hilfe zu holen, aber sie war seit gut zwei Stunden unterwegs und bis sie mit den anderen zurückkommen würde, wäre der Junge längst tot.
    Also musste es ihr gelingen, ihn zu befreien. Die Söldner legten bei ihrer Folter immer wieder eine Pause ein, bei denen sie das Opfer mit seinen Qualen sich selbst überließen. Vielleicht konnte es ihr in dieser Zeit gelingen, den Jungen unbeobachtet loszuschneiden. Wenn er schnell genug war, könnte er möglicherweise über den Fluss fliehen. Sie selbst würde sich zwischen Gras und Sträuchern verstecken, bis die Soldaten wieder abgerückt waren.
    Der Baum mit dem Gefolterten war gut dreißig Yards entfernt. Noch hatte sie niemand bemerkt. Entschlossen zog Madlen ihren Dolch vom Gürtel und hob den Kopf.
    Wie aus dem Nichts legte sich eine große warme Hand auf ihren Mund. Eine große Gestalt schob sich gegen sie und drückte sie zu Boden. Ihr Aufschrei wurde jäh erstickt.
    »Denk nicht einmal daran zu schreien«, flüsterte ihr eine dunkle Stimme ins Ohr. Für einen Moment glaubte Madlen zu sterben, so sehr ängstigte sie sich. Dann jedoch sprach der Fremde beruhigend auf sie ein.
    »Sch…, Madlen, ich bin’s.«
    »John?« Mehr als ein Flüstern brachte sie nicht hervor. Trotzdem hob einer der Lagerbewohner den Kopf und lauschte in die Nacht hinein. Johns Lippen berührten ihren bloßen Nacken, und ein Schauer der Erleichterung lief über ihren ausgekühlten Körper. Sie spürte seine Wärme und die Kraft, mit der er sie niederhielt. Eine ganze Weile lagen sie völlig regungslos da. Sie glaubte seinen Herzschlag zu spüren, und obwohl die Gefahr noch längst nicht gebannt war, fühlte sie sich plötzlich geborgen.
    Erst als der Söldner zum Lagerfeuer zurückgekehrt war und sich gesetzt hatte, begann John sich zu regen. »Du bleibst hier liegen

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