Die Teufelshure
einhundert englische Pfund, ein verdammt hübsches Sümmchen, wenn man wie er und seine Begleiter beinahe nichts außer Lumpen besaß. Damit konnten sie sich anständige Kleider kaufen, und der Gedanke, auf der Reise irgendwo einzukehren, ein paar Krüge Whisky zu trinken und eine Pfeife zu rauchen, erschien John verlockend, wenn auch in der momentanen Lage ziemlich abwegig.
Madlen überlegte inzwischen fieberhaft, ob und wie sie ihre Flucht fortsetzen konnte.
Der grausame Zwischenfall und sein Verhalten danach hatten ihren Entschluss, John zu verlassen, bestärkt. Doch die Aussichten, ihm zu entkommen, standen nicht gut. Sie drehte sich um und ging zur Straße, während er und Malcolm am Wasser beschäftigt waren. Wenn er ihr folgte, würde sie ihm erklären, dass sie keinen Sinn darin sah, ihm in die Highlands zu folgen. Solange Cuninghame nach ihr suchen ließ, war sie für jeden, der mit ihr zu tun hatte, ein unkalkulierbares Risiko. Zudem stand zu vermuten, dass Cuninghame und seine Bruderschaft selbst in den Highlands Verbündete hatten, die Jagd auf sie machen konnten. Hinzu kam, dass alleine Rosie schon dafür Sorge trug, dass sie in kürzester Zeit als Hexe verschrien sein würde. Spätestens nach dem, was sie heute mit angesehen hatte, war Madlen klar, dass der Teufel nicht nur sie selbst verfolgte, sondern alles, mit dem sie in Berührung kam, mit seinem schrecklichen Bann belegte.
Schluchzend irrte sie durch die Dunkelheit, doch schon bald spürte sie das Donnern der Hufe. John war ihr mit seinem Rappen gefolgt. Harsch zügelte er den Hengst direkt vor ihren Füßen. Dann beugte er sich zu ihr hinab und machte einen Versuch, sie auf sein Pferd zu ziehen. Sie wich ihm aus und rannte davon.
»Vermaledeites Weib!«, fluchte er laut.
Malcolm, der John auf einem zweiten Pferd gefolgt war, preschte an ihr vorbei und stellte sich ihr in den Weg. John kam näher heran und sprang aus dem Sattel. Dann packte er sie bei den Schultern. Sie heulte auf vor Schmerz. Überrascht ließ er sie los und brüllte sie an. »Kannst du mir sagen, warum du schon wieder davonläufst? Reicht es dir nicht, dass ich für dich mein Leben aufs Spiel setze? Ich habe dir die Ehe angetragen und geschworen, dich mit Leib und Leben zu schützen. Also, was willst du noch? Bin ich dir nicht gut genug, oder machst du doch gemeinsame Sache mit Cuninghame?«
Er funkelte sie zornig im Mondlicht an, und Madlen empfand Wut und Verzweiflung über sein grobes Vorgehen. Wie konnte er ihr nur unterstellen, Chesters Komplizin zu sein, nach allem, was zwischen ihnen geschehen war?
»Aye, du hast recht«, schleuderte sie ihm trotzig entgegen. »Du bist mir nicht gut genug! Ich hätte einen Lord haben können, doch nun habe ich dich: einen dreckigen Highlander, der zu feige war, für seinen König zu kämpfen und der mich nicht vor meinen Feinden schützen kann.« Ihre Absicht war es, ihn zu kränken. Wenn er beleidigt genug war, würde er sie vielleicht ziehen lassen.
Sein Blick verriet, wie sehr ihn ihre Worte trafen. Für einen Moment glaubte sie, er würde sie schlagen. Doch er starrte sie nur an, seine Miene war wie versteinert.
»Zu spät«, murmelte er. »Allem Anschein nach trägst du mein Kind unter dem Herzen, und damit gehörst du mir, auch wenn du denkst, dass sein Vater nur ein dreckiger Highlander ist.« Er packte sie, zerrte ihre Hände auf den Rücken und fesselte sie. »Du wirst mir Gehorsam schwören, ob du es willst oder nicht.« Seine Stimme klang gepresst, während er die Stricke so festzog, dass es ihr wehtat. »Und wer auch immer etwas dagegen hat, wird es zu spüren bekommen.«
»John!«, stieß sie mit weinerlicher Stimme hervor. »Lass mich gehen! Ich bitte dich!«
»Es tut mir leid«, zischte er. »Ich will dir nicht wehtun, aber ich kann nicht riskieren, dass du uns noch einmal davonläufst. Es ist zu deinem und zu unserem Schutz.«
Madlen sträubte sich heftig. »Du elender Hund«, fluchte sie. »Und ich dachte, dir liegt was an mir.«
»Tut es auch«, gab er verärgert zurück. »Aber ich muss dich vor dir selbst schützen. Und mich und meine Begleiter. Es wäre fatal, wenn du deinem Lord in die Finger fällst und ihm brühwarm erzählst, wo wir zu finden sind. Er könnte dich entführen und mich dann erpressen – falls du doch auf meiner Seite stehst.«
Madlen zerrte an ihren Fesseln. Am liebsten hätte sie John eine Ohrfeige verpasst. »Du denkst also ernsthaft, ich bin eine Verräterin?« Ihre Stimme
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