Die Teufelshure
er trotzdem mit barscher Stimme. Dabei ritt er mit seinem Kaltblüter gefährlich nahe an Madlen vorbei. »Folgt uns, und kommt dabei nicht auf die Idee, irgendwelchen Unsinn zu machen!«
John nickte ergeben, nachdem er sich umgeschaut und zwölf schwerbewaffnete Reiter ausgemacht hatte. Einige davon kannte er sogar noch aus seiner Kindheit, aber ob auch sie ihn im Halbdunkel und in dieser seltsamen Aufmachung als einen der ihren ansahen, blieb fraglich. Ohne Murren steckte er den Degen in die Halterung an seinem Sattel.
»Es sind Leute aus meinem Clan«, raunte er Paddy und Randolf zu, denen er die Anspannung, aber auch die Entschlossenheit ansehen konnte, sich wegen ihrer neu gewonnen Fähigkeiten nichts mehr gefallen zu lassen. Ruaraidh, der die rauen Sitten der Highlands gewohnt war, schien nicht sonderlich überrascht zu sein. Nur Wilbur, der vor ihm auf dem Sattel saß, zitterte vor Angst, und nicht, weil ihm kalt war.
Cuthbert und seine Mitgefangenen schienen beim Anblick der schwerbewaffneten Reiter Hoffnung zu schöpfen, dass man auf Verbündete gestoßen war. Unentwegt krakelte Madlens Onkel wüste Beschimpfungen in Johns Richtung, wobei er ihn als hinterlistigen Spion und Frauenschänder bezeichnete, der mit den Engländern gemeinsame Sache mache.
Bran ritt an Johns Seite und hob interessiert eine seiner dunklen Brauen, dabei lehnte er sich ein wenig aus dem Sattel, um sich John mit einem ironischen Lächeln zu nähern.
»A Ghille Iain, darf man fragen, was du hier für ein Spiel spielst?«
Er hatte John als Freund bezeichnet, doch sein abschätzender Blick verriet, dass er nicht sicher war, ob es sich eher um einen neugewonnenen Feind handelte. Dann wanderte sein Augenmerk zur nachfolgenden Truppe. Für einen Moment schenkte er seine Aufmerksamkeit den beiden hübschen Frauen, bevor er jeden Einzelnen von Johns Kameraden ins Visier nahm, deren Gesichter in der Abenddämmerung kaum zu erkennen waren. Zuletzt bedachte er Cuthbert MacDonald mit einem abfälligen Grinsen, weil der Alte an seinen Stricken zerrte, während er und seine Mitgefangenen mit einigem Widerwillen hinter ihren Peinigern hermarschierten.
»Kannst du mir nicht wenigstens verraten, was du mit Cuthbert und seinen Leuten vorhast?« Bran bedachte John mit einem amüsierten Blick.
»Bring mich zu Ewen!«, erwiderte John mit fester Stimme. »Dann werde ich es dir und unserem Laird erklären.«
Tor Castle war ein beeindruckendes Gebäude. Fünf steinerne Wehrtürme fügten sich mit dicken Mauern und Zinnen in ein harmonisches Ganzes, das auf einem massiven Felsplateau den träge dahinfließenden River Lochy überragte. Zu Zeiten des Clan Chattan, der das trutzige Gemäuer einst erbaut hatte, galt die Burg als uneinnehmbar, was sie in diesen Tagen nicht nur zum Clansitz der Camerons of Loch Iol, sondern auch zu einem beliebten Stützpunkt der Königstreuen gemacht hatte.
Die Zeiten waren gefährlich, jederzeit musste mit einem Angriff gerechnet werden, somit hatte Ewen Cameron of Loch Iol bereits weit vor dem Hauptportal, in das ein gepflasterter Weg in den Innenhof führte, Wachen aufstellen lassen. Vorbei an brennenden Fackeln, die den Pfad zum Aufgang der Festung säumten, ritten John und seine Begleiter auf den majestätischen Eingang zu, der mit einer hochgezogenen eisernen Falltür gesichert war und die ankommenden Reiter wie ein düsteres gezahntes Maul zu verschlingen drohte.
Im Innenhof befahl Bran mit lautstarker Stimme, abzusitzen. Ein herbeieilender Page nahm ihm die Zügel ab, ein anderer erhielt einen hastig geflüsterten Befehl, bevor er sich verbeugte und hinter einer der vielen Türen verschwand.
Madlen sah sich staunend um. Nie zuvor hatte sie die Gelegenheit gehabt, den Clansitz der Camerons zu besichtigen. Was nicht nur daran lag, dass ihre Clans bis vor kurzem verfeindet gewesen waren. Bevor sie nach Edinburgh geflohen war, hatte Ewen Cameron in Inverary im Schloss des Marquess von Argyll gelebt, und für Madlen war es noch unvorstellbarer gewesen, dorthin zu gelangen, weil die Clans der Campbells und MacDonalds völlig unterschiedliche religiöse und politische Meinungen vertraten. Doch nun hatte Ewen, dessen Familie der katholisch beeinflussten königstreuen Episkopalkirche angehörte, offenbar mit seinem presbyterianischen Onkel gebrochen und Tor Castle zur neuen Zuflucht seines Clans erklärt.
Der Hof wurde von unzähligen Fackeln erleuchtet und war voller Menschen, die John und seine Begleiter
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