Die Teufelshure
mich jetzt schon, zu sehen, wie er dir vor unserem versammelten Clan den nackten Hintern versohlt.«
Madlen fühlte sich elend. Der Gedanke, ihrem Vater gegenüberzutreten, war beinahe schlimmer, als an Bruder Mercurius denken zu müssen.
»Da irrst du dich, Mann«, kam ihr John zuvor. Als er Cuthberts verwirrte Miene sah, grinste er. »Der Einzige, der das Recht hat, ihr den Hintern zu versohlen, bin ich. Sie ist meine Frau.«
Cuthbert bekam einen Hustenanfall. »Deine Frau?«, krächzte er ungläubig. »Wer bist du überhaupt, und wie kannst du es wagen, die Tochter des hiesigen Lairds zu entführen und dann seelenruhig mit ihr hier aufzutauchen, um uns anzugreifen?«
Bei aller Abscheu, die sie empfand, bewunderte Madlen für einen Moment den Mut ihres Onkels. Noch mehr bewunderte sie indes die Standhaftigkeit von John, obwohl sie ihn am Tag zuvor so heftig beleidigt hatte.
»Mein Name ist Iain Mhic Dhonnchaidh Chloinn Loch Ial à Blàr mac Faoltaich. Ich bin mir sicher, dass wir uns schon begegnet sind.«
Cuthbert hob eine seiner buschigen Brauen. »Das wird ja immer schöner«, spöttelte er. »Dann bist du also der Bursche, der seinen Vater beinahe in den Ruin getrieben hat?« Trotz seiner Verletzungen schnalzte er besserwisserisch mit der Zunge. »Soweit ich weiß, hatte dein alter Herr einen Herzanfall, als du in die Armee von Montrose eingetreten bist. Argyll und seine Covenanters waren drauf und dran, eurer Familie den Krieg zu erklären.« Cuthbert kicherte belustigt, als er Johns versteinerte Miene gewahrte. Dann sah er wieder zu Madlen hin. »Also einen Cameron of Loch Iol hast du dir geangelt. Obendrein einen, der einst seinen Clan verraten hat. Ihr beide seid ein feines Gespann. Glaubt ihr ernsthaft, dass man eure Liebschaft in den Highlands akzeptieren wird?« Wieder spuckte er aus, doch diesmal vor John. »Dir ist doch klar, dass dein Schwiegervater einen saftigen Brautpreis verlangen wird. Wenn du nicht zahlst, wird er die Rechnung deinem jungen Laird präsentieren, und ob der bereit ist zu zahlen, wird man noch sehen. Vielleicht habt ihr sogar Glück, und er gibt euch das Geld. Das Verhältnis zwischen unseren Clans hat sich inzwischen gebessert. Wobei dein Laird in meinen Augen ein vorlauter Jüngling ist, der sich mit seinem Übertritt zu den Königstreuen mächtige Feinde in der eigenen Familie geschaffen hat. Auf Dauer wird das nicht gutgehen.«
John lächelte spöttisch. »All das wird an meiner Ehe mit Madlen nichts ändern.«
»Du kannst diesem dahergelaufenen Verlierer doch nicht einfach unsere Cousine überlassen«, maulte Gilleasbuig. Nach dem Tod seines Bruders wäre er der Nächste gewesen, der auf Madlen Anspruch erheben durfte.
Madlen erschauerte. Im Gegensatz zu seinem Bruder war Gilleasbuig längst nicht so feist und so grob. Dafür war er verschlagen und grausam. Der Spitzname »Katzenquäler« war nicht ohne Grund bis ins Erwachsenenalter an ihm haften geblieben.
John gab sich unbeeindruckt. »Fesselt die Kerle!«, sagte er nur und nickte Paddy und Randolf zu, die wie eine Verhandlungseskorte hinter ihm standen.
Cuthbert verlor seine Fassung, als Randolf einen Strick aus seinen Satteltaschen zog und ihm die Hände auf den Rücken band. »Seid ihr verrückt? Was habt ihr vor?«
»Lösegeld fordern!« John grinste boshaft. »Du und die nutzlosen Leibwächter deines Lairds seid von nun an der Brautpreis, den du im Namen meines Schwiegervaters gefordert hast.«
John stellte sich selbst die Frage, was er sich dabei gedacht hatte, als er sich mit seinen Begleitern und einem Tross von fluchenden und stöhnenden MacDonalds in Bewegung setzte, die er, an Stricke gebunden wie eine Karawane der Verdammten, hinter sich herzog.
Er hatte weiß Gott genug eigene Sorgen, und wie der junge Ewen Cameron auf sein merkwürdiges Gastgeschenk reagieren würde, war beim besten Willen nicht abzusehen. Cuthbert und der vorlaute Gilleasbuig hatten jedoch eine Abreibung verdient. Sie laufen zu lassen wäre nicht nur dumm gewesen, weil sie unverzüglich ihren Laird über Madlens Wiederauftauchen informiert hätten. Es war anzunehmen, dass Iain Mac Iain sofort einen Boten zum Sitz der Camerons entsandt hätte, um dem Clanchief dort Johns Erscheinen anzukündigen. Seine Aussicht, bei Ewen Cameron of Loch Iol erfolgreich um Unterstützung zu bitten, wäre unter diesen Umständen geschmolzen wie Schnee in der Sonne.
Der Nebel hatte sich über den hohen Bergen um den Loch Leven gelichtet.
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