Die Teufelshure
mondlose Nacht. Ihre Angst, dass die Männer wegen ihr eine weitere Dummheit begehen könnten, stieg, und als sie die Hand hob, um den Hut abzunehmen, krachte ein Schuss. Später konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, was genau danach geschehen war, nur dass sie glaubte, gestorben zu sein, weil sie für einen Moment dachte, die Kugel habe sie getroffen. Ihr Pferd hatte gescheut und sie zu Boden geworfen.
Während sie sich bereits auf dem Weg in die Hölle wähnte, brach um sie herum ein erbarmungsloser Kampf aus. Das erstickte Fluchen wütender Männerstimmen, das Klirren der Schwerter und Wiehern der Pferde erinnerten sie an ihren Traum. In den Tumult drang das angstvolle Geschrei einer Frau. Rosie saß ebenfalls am Boden und duckte sich, während Paddy den Degen schwang. David eilte auf Johns Kommando herbei und zog Madlen aus der Gefahrenzone, während Malcolm den Kameraden tapfer zur Seite stand. Sein Bruder Micheal hatte sich um den völlig verstörten Wilbur gekümmert und sich rasch seiner angenommen, nachdem Ruaraidh ohne Zögern mit Dolch und Degen ins Getümmel gestürzt war. Obwohl die MacDonalds zahlenmäßig unterlegen waren, wichen sie keinen Schritt zurück. Jedoch gelang es John und seinen Kameraden auf wundersame Weise, sie ohne größeres Blutvergießen zu entwaffnen. Alles ging so schnell, dass Madlen es kaum zu verfolgen mochte. Ihr Onkel lag mit blutender Nase am Boden und hielt sich den Bauch. John und Randolf hatten mit nur einem Schlag seine furchteinflößenden Begleiter ins Reich der Träume geschickt. Gilleasbuig MacLean gab auf, nachdem Ruaraidh ihn soweit entwaffnet hatte, dass ihm nicht einmal sein Kampfdolch geblieben war. Alexander und Gilbert waren mitten im Kampf ins Gebüsch verschwunden. Doch David Ogilvy hatte ihnen nachgesetzt. Er hielt sie wie zwei ersäufte Katzen am Kragen ihres Hemdes gepackt, als er sie zum Ort des Geschehens zurückbugsierte.
Onkel Cuthbert, der schnaubend auf die Füße gekommen war, spuckte vor ihnen aus. Blut rann ihm übers Gesicht. Seine Augenbraue war aufgeplatzt, und anscheinend war seine Nase gebrochen. »Elende Feiglinge«, schimpfte er und sah sich wutentbrannt nach seinen furchtsam dreinblickenden Söhnen um. »Wartet, wenn wir nach Hause kommen. Dann könnt ihr euch warm anziehen.«
Madlen bewunderte seine Gelassenheit. Immerhin hatte er einen Kampf verloren und durfte sich glücklich schätzen, überhaupt noch am Leben zu sein. Und ob er es blieb, würde in der Macht seiner siegreichen Gegner stehen.
Doch Cuthbert war ein typischer Highlander. Aufgeben war nicht seine Sache, und seiner Meinung nach war man erst tot, wenn man in den Himmel gelangte oder zur Hölle fuhr, je nachdem, was man beim heiligen Petrus zur Entlastung seiner Sünden vorbringen konnte.
Völlig verdutzt hielt er inne, als er sah, dass seine hünenhaften Begleiter reichlich lädiert und bewusstlos am Boden lagen. Als er aufschaute, bemerkte er Madlen. John hatte sich als Erstes ihrer Unversehrtheit versichert und ihr auf die Füße geholfen. Fürsorglich hielt er sie im Arm und sprach beruhigend auf sie ein. Am liebsten hätte sie sich an ihn geschmiegt und ihn vor Erleichterung geküsst, wenn die Situation nicht so verworren gewesen wäre.
»Madlen?« Cuthbert sah aus, als ob er einen Geist gesehen hätte. Gilleasbuig schaute nicht weniger irritiert in ihre Richtung.
Madlen richtete sich auf und strich sich das Haar aus der Stirn. Der Versuch, eine stolze Haltung einzunehmen, wollte ihr nicht recht gelingen.
Gilleasbuig schnappte nach Luft. »Heilige Maria, Mutter Gottes! Madlen! Sieh doch nur, Cuthbert, sie ist es wirklich!«
»Verdammtes Luder, wie siehst du denn aus?«, blökte Cuthbert ihr aufgebracht entgegen. »Und vor allem – wo hast du dich die ganze Zeit nur herumgetrieben? Dein Vater hat dich überall suchen lassen! Überhaupt, was hast du mit diesen Kerlen zu schaffen?«
»Ich kann es erklären«, stotterte Madlen, obwohl sie beim besten Willen nicht wusste, wie sie es anstellen sollte. Ihr Blick fiel auf Rosie, die immer noch am Boden saß. Dann sah sie in die verschlossenen Gesichter von Johns Kameraden, die sie allesamt mit den gleichen missbilligenden Blicken bedachten wie ihr Onkel.
»Erklären?«, schnarrte Cuthbert zurück. »Mir musst du nichts erklären. Deinem Vater wirst du Rede und Antwort stehen müssen. Du bist uns einfach davongelaufen und hast unsere gesamte Familie entehrt. Du stehst immer noch unter seiner Gewalt, und ich freue
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