Die Teufelshure
neugierig betrachteten. Zwei in Plaids gekleidete Krieger kamen auf Zuruf herbeigeeilt und entwaffneten John und die anderen Männer. Madlen hörte, wie John den leisen Befehl an Paddy und die anderen ausgab, keinerlei Widerstand zu leisten.
Wilbur hatte sich ängstlich an Madlens Seite gedrängt, weil er offenbar die Gefahr spürte, die von den verunsicherten Menschen auf beiden Seiten ausging. Rosie starrte voller Erstaunen die Söldner an, die, schwer bewaffnet und halb nackt, in ihren Plaids herumstanden und sie und Madlen nicht weniger interessiert begafften.
Als Ewen nach draußen trat, war es schlagartig still. Madlen hatte ihn nur ein- oder zweimal gesehen, und damals war er noch ein junger Bursche gewesen.
Nun war er beinahe so groß und breitschultrig wie John. Sein Haar war lang und glänzte so schwarz wie seine Augen. Madlen fand, dass er weit mehr das Blut der MacDonalds in sich trug als das der Campbells oder der Camerons. Seine Aufmachung erschien ihr im Gegensatz zu seinem verwegen wirkenden Gefolge edel. Er trug eine safranfarbene Samtjacke, hellbraune knielange Seidenhosen und Stulpenstiefel aus feinem Leder. Von Kopf bis Fuß ein junger Gentleman, wirkte er vollkommen anders, als Cuthbert ihn bezeichnet hatte.
Wortlos kam er John entgegen. Nur einen Augenblick lang stutzte er, doch dann schien auch er sein Gegenüber zu erkennen und begrüßte ihn mit einem Handschlag.
»Iain MacDhonnchaidh«, erklärte er mit erstaunlich tiefer Stimme. »Wo hast du dich nur die ganze Zeit herumgetrieben? Wir hätten dich hier gut gebrauchen können.«
John nickte. »Es tut mir leid, ich war verhindert. Es ist eine längere Geschichte.« Dann räusperte er sich verlegen. »Ich bin gekommen, um mit meinen Männern in deine Dienste einzutreten und dafür den Schutz unseres Clans zu erbitten.«
Ewen antwortete nicht sofort. Außer dem Wind, der aufgefrischt war und das Banner der Camerons hoch auf dem Turm heftig flattern ließ, war für einen Moment nur das Knistern des Feuers zu hören.
»Zu welchem Regiment gehört eure Uniform?« Ewens Blick fiel auf die Cornuta, die mit silbernem Faden auf Brust und Ärmelaufschlägen von Johns Uniform aufgestickt worden war.
»Wir haben die Uniformen auf dem Weg hierher von Anhängern der Covenanters erbeutet«, wich John geschickt aus, um Cuninghames Namen nicht ins Spiel bringen zu müssen. Das war nicht gelogen, aber die ganze Wahrheit konnte er unmöglich erzählen. In kurzen, ruhigen Sätzen berichtete er von ihrer Gefangennahme aus politischen Gründen, der anschließenden Flucht und dem Kampf in der Nähe von Stirling. Kein Wort von Cuninghames Folter und Madlens Odyssee.
»Du kannst ihm nicht trauen«, krakeelte eine Stimme aus dem Hintergrund. Cuthbert sah seine Felle davonschwimmen. Madlen glaubte im Erdboden zu versinken, als er mit erhobener Hand auf sie deutete.
»Sie ist Madlen MacDonald, die abtrünnige Tochter unseres Lairds!« Sein aufgeschwollenes Gesicht verzog sich zu einer gehässigen Miene. »Euer feiner Clansmann hat sie entführt, und nun beansprucht er sie für sich, obwohl sie Gilleasbuig MacLean versprochen ist.«
Ewen war trotz seiner Jugend recht selbstbewusst. Er hatte nach dem Tod seines Vaters früh Verantwortung übernehmen müssen und befehligte mehrere hundert Krieger. Madlen spürte, wie er sie eingehend musterte.
»Ich kenne das Mädchen«, bemerkte er kühl in Cuthberts Richtung. Dann wandte er sich ihr erneut zu und lächelte sie – für einen gestandenen Kerl, der nun einmal war – viel zu schüchtern an.
»Sie ist die Cousine meiner Verlobten«, fuhr er mit sanfter Stimme fort, »und ich heiße sie auf unserer Burg herzlich willkommen. Ab heute gehört sie zu unserer Familie, wenn sie es möchte.« Madlen glaubte für einen Moment, sich verhört zu haben, so gut war diese Nachricht. »Wenn MacIain sie unbedingt wiederhaben will, muss er selbst herkommen und mir erklären, warum mein Cousin John nicht der rechte Ehemann für sie sein soll.«
Dann wandte Ewen sich Rosie zu, die in der zweiten Reihe neben Paddy stand und offenbar nicht wusste, wie sie sich gegenüber dem gutaussehenden, gälisch sprechenden Clanchief verhalten sollte. Sie hob ihren verschmutzten Rock an, dann knickte sie mit einem Knie ein, wie eine Magd, die ihrem Herrn Respekt zollt.
Ewen grinste amüsiert. »Und wer ist diese schöne Maid?«, fragte er in lupenreinem Englisch. »Madame«, raunte er zuvorkommend, während er ihre Rechte ergriff und mit
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