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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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bereits guter Hoffnung ist, oder irre ich mich?«
    »Woher wisst Ihr das?«, warf Madlen ein, bevor John etwas entgegnen konnte. Bisher hatte sie aus gutem Grund nicht offen über ihre Schwangerschaft gesprochen. Nur Rosies und Johns Kameraden wussten Bescheid.
    »Gott weiß alles, mein Kind«, erwiderte O’Reilly huldvoll. »Und ich bin sein Diener.«
    John zog es vor, die Bemerkung des Priesters unkommentiert zu lassen. Vielleicht war es ihm peinlich, dass der Priester nun wusste, dass er und Madlen das Lager schon vor dem Segen der Kirche geteilt hatten. Obwohl das in den Wirren des Krieges nicht als außergewöhnlich erschien.
    »Könnt Ihr uns auch verheiraten?« Paddy prostete dem Priester vom Nachbartisch zu, während er mit der anderen Hand auf Rosie deutete, die auf der Bank neben ihm saß. Ihr Blick war so entrückt, dass Madlen sich besorgt fragte, was John mit ihr angestellt hatte.
    »Aber gewiss!«, rief O’Reilly eine Spur zu laut. »Wenn ihr beide Katholiken seid, jederzeit.«
    Wenn eine Doppelhochzeit Unglück brachte, wie Madlens Mutter immer behauptet hatte, dann würde eine dreifache Hochzeit die reinste Katastrophe herbeiführen. Madlen musste sich nur Rosie ansehen, die nun mit einem alkoholschwangeren Grinsen zu ihrem zukünftigen Ehemann aufsah. Auch Paddy grinste selig, während er ihren drallen Hintern fest im Griff hatte. Es war keine Liebe, die die beiden verband, sondern nichts als Begehren auf Paddys Seite, und vielleicht dachte Rosie, es dem Iren schuldig zu sein. Schließlich war es Paddy gewesen, der sie von der Hurerei erlöst hatte.
    Für einen Moment meldete sich Madlens Gewissen. Verhielt es sich mit John und ihr nicht ebenso? Nein! dachte sie entschlossen. Sie liebte John, und er liebte sie. Nur dass er für sie sein Leben riskieren musste, störte sie.
    Dass ihre Sorgen durchaus berechtigt waren, musste Madlen schon am nächsten Tag erkennen. Noch in der Nacht war ein Bote zu Pferd erschienen, der den Überfall einer englischen Fregatte in einer Bucht am Loch Moidart verkündete. Unter einem Colonel der Levellers war eine bis dahin unbekannte Truppe von feindlich gesinnten Engländern mordend und brandschatzend ins Gebiet der Camerons vorgedrungen. Ewen hatte unverzüglich seine besten Krieger zusammengerufen und mit benachbarten Clans zum Gegenangriff geblasen.
    Madlen blieb zitternd zurück, nachdem sie John im Burghof mit einem innigen Kuss verabschiedet hatte. Angsterfüllt sah sie ihm nach, als er zu Pferd, mit zwei Pistolen bewaffnet und einem riesigen Breitschwert, das er quer über dem Rücken gegürtet trug, mit fünfzig anderen Reitern im Frühnebel verschwand.
     
    Der Ritt nach Moidart führte durch nebelverhangene Wälder und kahle Gebirgszüge. Bran hatte Späher entsandt, doch bis zum Nachmittag war ihnen weder ein Engländer begegnet, noch waren ihnen feindliche Clans über den Weg gelaufen. Als John bei Einbruch der Dämmerung die erste Rauchfahne am anderen Ufer des Lochs sah, wusste er sofort, dass es sich um kein wärmendes Kaminfeuer handelte. Ewen gab seinem Hengst die Sporen. Trotz seiner Jugend preschte er mutig voran.
    Paddy war es, der den ersten Toten entdeckte, als sie den kleinen Fischerort nördlich von Kinlochmoidart erreichten. Der leblose Mann hing halbnackt über einer Brunneneinfassung. Äußerlich war er unverletzt. Wenige Yards entfernt lag ein kleines Mädchen, ebenfalls scheinbar unverletzt, daneben vermutlich ihre Mutter, die das Kind wie in einer letzten, verzweifelten Geste bei der Hand hielt. Bei genauer Betrachtung sah man, dass sie, obwohl keine Wunden zu erkennen waren, grausam gelitten hatten. Ihre Gesichter waren zu schmerzverzerrten Masken erstarrt.
    Als Bran und seine Männer hinter Sträuchern und Hecken zu suchen begannen, entdeckten sie weitere Leichen.
    »Teufelswerk«, flüsterte der dunkelgelockte Hauptmann der Truppe, als er vergeblich versuchte, den Herzschlag eines Jungen zu ertasten, den er in einem Kuhstall gefunden hatte und bei dem er ebenfalls keine Verletzungen feststellen konnte. Unverzüglich ließ er das Dorf von Wachen umstellen. Abgesehen davon, dass sie nicht wussten, wer diese grausame Tat begangen hatte, war jederzeit mit dem Erscheinen benachbarter Clans zu rechnen, die möglicherweise ebenfalls alarmiert worden waren und sie beim Anblick der Toten zu Unrecht verdächtigten. Ewens Truppen hatten bereits vor Glen Scanan die Grenze zum benachbarten Land des Clan Ranald überschritten, einem Abzweig der

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