Die Teufelshure
MacDonalds of the Isles, die den überwiegenden Teil von Moidart beherrschten.
Am Ende entdeckten sie fünfzehn Tote. Offenbar hatten all diese Opfer versucht, ihren Mördern zu entkommen. Selbst in den hintersten Winkeln der Hütten fanden sich keine Überlebenden. Nirgendwo war eine Spur der Täter zu erkennen – wenn man von den großen Stiefelabdrücken im Schlamm und den unzähligen Pferdehufen einmal absah, die den Weg zu einer kleinen Kapelle säumten. Eine aus Ton gebrannte und buntbemalte Muttergottesfigur lag umgestürzt auf dem Boden. Jemand hatte ihr mit einem spitzen Gegenstand die Augen ausgekratzt. Paddy saß ab und kniete bei einer toten Frau nieder, die neben der Heiligenfigur in einer großen Pfütze lag. Man hatte ihr die Kleider vom Leib gerissen, ihr Gesicht war von schmutzigem Wasser bedeckt. John ritt auf seinem Rappen heran, während Paddy das schlammverkrustete rote Haar der Frau beiseiteschob. Am Nacken und am unteren Rücken der Frau entdeckte er eindeutige Spuren. Ein Blick und ein geheimes Zeichen genügten – eine Cornuta, die Paddy aus Daumen-, Zeige- und Mittelfinger formte, um John und die eingeweihten Kameraden wissen zu lassen, dass dieser Feind weitaus gefährlicher war, als sie angenommen hatten.
Randolf fluchte leise. John stieg vom Pferd ab und ging zu der Toten hin, als ob er sich selbst noch einmal davon überzeugen musste, dass man ihr das Blut genommen hatte. Er spürte, wie er unwillkürlich zitterte und ihm übel wurde, als er ihre fahle, ledrige Haut berührte. Furcht und das Verlangen nach Rache durchfluteten ihn. Er hatte Madlen in Tor Castle zurücklassen müssen. Was würde geschehen, wenn Cuninghames Söldner bis dorthin vordrangen und sich ihrer bemächtigten?
»Wir müssen die Höllenhunde finden«, sagte er mehr zu sich selbst. »Bevor sie noch mehr Unheil anrichten können.«
Ewen und seine Männer ahnten von alldem nichts, während sie die Leichen nacheinander in eine der Hütten trugen. Es schien ihnen überhaupt nicht aufzufallen, dass die Toten allesamt einen winzigen runden Einstich am unteren Lendenwirbel und im Nacken aufwiesen. David, Ruaraidh und den beiden MacGregor-Zwillingen entging indes nicht, was hier geschehen war. Micheal hatte Angst, wie John an seinen verstörten blauen Augen ablesen konnte, während Malcolm versuchte, seinen Bruder durch eine souveräne Miene zu beeindrucken.
»Komm her, Junge«, sagte John leise zu Micheal und packte ihn beruhigend am Arm. Micheal sah ihn nicht an, er wollte wohl nicht, dass John ihn für feige hielt. »Wir müssen die Bastarde finden und töten, bevor sie weiteres Unheil anrichten können. Und dafür brauche ich jeden Mann, auch dich. Ewen und seine Leute können sich Cuninghames Schergen allein nicht erwehren. Sie benötigen unsere Hilfe. Hast du verstanden?«
Micheal nickte. Seine Miene hellte sich auf. John hatte ihn bei seiner Ehre gepackt und ihm noch einmal klargemacht, dass auch er ein vollwertiges Mitglied seiner Mannschaft war.
John warf den anderen einen wissenden Blick zu, unbemerkt von Bran und Ewen, die immer noch die Häuser des Weilers durchkämmten und Wachen hatten aufstellen lassen.
In einer Scheune, die von Ewens Männern schon durchsucht worden war, hielt John mit seinen Leuten Rat. »Ihr wisst, mit wem wir es hier zu tun haben?«
Randolf bejahte mit ernster Miene, und auch David nickte wissend.
»Was hast du vor?«, wollte Ruaraidh wissen. »Ewen und die anderen haben keinerlei Ahnung, was da auf sie zukommen könnte. Willst du ihnen das Geheimnis von Cuninghames Männern verraten?«
»Nein«, beschied John. »Es würde sie nur unnötig ängstigen, und am Ende würde es auf uns zurückfallen. Niemand darf erfahren, was mit uns geschehen ist, sonst brennen wir schneller auf den Scheiterhaufen der Witch Finder, als wir davonlaufen können. Wir müssen gegen Cuninghames Männer kämpfen, und zur Not müssen wir nicht nur uns, sondern auch Ewen und die anderen schützen – und zwar so unauffällig wie möglich.«
John überzeugte Ewen davon, ihn und seine Leute zu einem Spähtrupp einzuteilen, der nach den Mördern suchen sollte.
Trotz der Dunkelheit, die hereinbrach, fanden John und seine Männern eine Spur. Hinter einer Biegung von Loch Moidart konnten sie Cuninghames Männer riechen. Der Geruch kam mit dem Wind. John hatte diese eigentümliche Mischung aus Weihrauch und ranzigem Fett schon einmal wahrgenommen – damals am Forth, bevor er die Kerle geköpft hatte, um
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