Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
und seine umgekrempelten Stiefel hatte er ohne Strümpfe über die nackten Füße gezogen. Halbherzig versuchte er, Madlen aufzuhalten. Doch sie riss sich los und stolperte an ihm vorbei die Treppe hinunter.
    »He, junge Dame«, rief er ihr leicht verärgert hinterher. »Stehenbleiben, das ist ein Befehl.«
    Madlen sah sich nicht um und lief, so schnell sie konnte, die kalten Stiegen hinunter. Ruaraidh war schneller und packte sie auf einem Treppenabsatz mit seinen sehnigen Armen um die Taille. Ruckartig wandte sie ihm ihr Gesicht zu, damit sie ihm in die Augen blicken konnte. Er ließ sie los, weil ihn die plötzliche Nähe ihrer Lippen offenbar verstörte.
    »Ruaraidh«, presste sie atemlos hervor. »Du musst mir helfen, John aufzuhalten, damit kein Unglück geschieht.«
    »Unglück?« Er sah sie begriffsstutzig an. »Er hat mir nur gesagt, ich soll einen Augenblick auf dich aufpassen, er sei gleich wieder zurück.«
    »Dummkopf«, schalt sie Ruaraidh, der daraufhin das Gesicht verzog. »John ist einem von Cuninghames Brüdern auf der Spur, und niemand weiß besser als du, was das zu bedeuten hat.«
    Bevor er recht begriff, was geschah, hatte Madlen ihn bei der Hand gefasst und stürmte mit ihm durch die Halle. Ein paar Betrunkene lagen noch unter den Tischen, andere, die schon erwacht waren, schauten völlig verstört zu ihnen herüber, als sie durch eine offene Tür in den Burghof stürmten. Eine Magd, die einen vollen Nachteimer nach draußen trug, blieb wie angewurzelt stehen.
    »Hast du John gesehen?« Madlens Stimme verriet ihre Panik.
    »Er war auf dem Weg zur Kirche. Er hat mich nach Pater O’Reilly gefragt. Wieso? Liegt jemand im Sterben?« Die Magd sah sie mit großen Augen an.
    »Nein!«, antwortete Madlen mit erstickter Stimme und zerrte Ruaraidh mit sich, der sein riesiges Schwert in der Hand hielt.
    Gemeinsam rannten sie über die Wiese am Ufer des Lochy entlang. Die Kapelle und das Priesterhäuschen lagen ein gutes Stück außerhalb der Burg. Morgennebel stieg vom Fluss auf. Die kleine Kirche wirkte mitten im Dunst wie von allen guten Geistern verlassen. Raben krächzten, und Madlen erinnerte sich an ihre Visionen. Das Kapellenportal stand auf. Aus dem Inneren waren ein Scheppern und das kehlige Keuchen eines Mannes zu hören.
    Madlen brauchte Ruaraidh nicht anzutreiben, damit er sich in Bewegung setzte. Er tat es von ganz alleine. Dabei war er so schnell, dass sie nicht mithalten konnte. An der Tür angekommen, hielt er Madlen mit einer harten Geste zurück, während er anschließend sein Schwert mit beiden Händen gefasst hielt und vorsichtig durch das offene Portal in die Kapelle hineinschaute.
    Madlen ließ sich trotz ihrer Angst nicht beirren, und als Ruaraidh in der Kapelle verschwunden war, setzte sie nach. John stand mit erhobenem Claymore vor dem Priester und fixierte ihn wie ein Jäger, der gedachte, einen Hirsch zu erlegen. O’Reilly schien jedoch nicht unvorbereitet zu sein. Er stand ebenfalls gerüstet in seiner Kutte vor dem Altar. Mit einem gewaltigen irischen Schwert bewaffnet, vermittelte er nicht unbedingt den Eindruck eines friedfertigen Gottesmannes. Vor dem Steintisch umkreisten sich die beiden Kontrahenten, beide jederzeit bereit, zuzuschlagen.
    Als die Schwerter aufeinanderkrachten, schreckte Madlen so sehr zusammen, dass sie sich um Haaresbreite in die Röcke gepinkelt hätte. Funken sprühten, und selbst Ruaraidh stand da wie versteinert, weil er nicht wusste, wie er in diesem Kampf eingreifen sollte. Die Schläge kamen so rasch, dass Madlen sie nicht mit den Augen verfolgen konnte.
    O’Reilly sprang aus dem Stand auf den Altar, um John von dort zu attackieren. Madlen hatte eine solche Wendigkeit nie zuvor gesehen, schon gar nicht bei einem Priester, obwohl die Männer in den Highlands allesamt unerschrockene Kämpfer waren und an Schnelligkeit von niemandem übertroffen wurden. Doch John war nicht unterlegen. Er sprang ebenfalls aus dem Stand gut zwei Yards in die Höhe und vollführte mit seinem Breitschwert eine unglaublich rasche Drehung. Er traf das Schwert seines Feindes und schlug es ihm beinahe aus der Hand. O’Reilly verlor das Gleichgewicht und kippte vom Altar, dabei rollte er sich jedoch geschickt zwischen den Holzbänken ab und kam hinter John zum Stehen.
    Madlen schreckte zurück. Ruaraidh deckte sie mit seinem Körper, als O’Reilly ihnen zu nahe kam.
    »Verschwinde hier!«, zischte Ruaraidh ihr zu. »Du hattest recht. Der Priester ist einer von

Weitere Kostenlose Bücher