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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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zeugte davon, dass er eine furchtbare Verletzung erlitten hatte.
    Madlen blinzelte, um besser sehen zu können. »Das kann nicht sein«, flüsterte sie. »Ich habe doch gesehen, wie ihm der Pater das Schwert in den Leib gestoßen hat, so tief, dass es an der anderen Seite wieder hervorgetreten ist.«
    »Sch…«, John sah sie beschwörend an. »Dein Verstand hat dir einen bösen Streich gespielt. Alles ist gut.«
    Als man den kopflosen Leichnam des Paters mit einer Decke versah, um ihn davonzutragen, rieb sie sich ungläubig die Augen. Nein, sie hatte nicht den Verstand verloren. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Ewen war mit ein paar Wachen hinzugekommen. Man hatte ihn geradewegs aus dem Ehebett geholt.
    »Ich habe deinen irischen Priester getötet«, murmelte Paddy kleinlaut, als Ewen die Decke anhob und erstaunt die kopflose Leiche betrachtete. »Er gehörte zu den Söldnern, die wir oben in Moidart erledigt haben. Er hatte das Zeichen.«
    Ewen nickte stumm. Er schien zu wissen, wovon Paddy sprach, und trotzdem wirkte er irritiert. Rosie stand neben ihm und sah Paddy nicht weniger ungläubig an. Der Protest der Menge über den gewaltsamen Tod des Paters hielt sich erstaunlicherweise in Grenzen. Die meisten waren Angehörige der Episkopalkirche. Das Leben eines papistischen Priesters interessierte sie nicht besonders. Ewen fragte sich lediglich, wie er den Verlust des Jesuiten seinem Schwiegervater erklären sollte, der ihn eigens aus Irland vermittelt hatte.
    »Es ist gut möglich, dass er nicht der Mann war, für den wir ihn gehalten haben«, bemerkte John leise. »Vielleicht hat er den wahren Priester, den dein Schwiegervater geschickt hat, zuvor getötet.« Dann nahm er seinen Clanchief beiseite und raunte ihm eine weitere Begründung für Paddys Verhalten zu.
    Die Brauen des jungen Lairds schnellten in die Höhe.
    »Wirklich?« Sein Blick fiel auf Madlen, die immer noch kraftlos am Boden hockte.
    »Wenn es so ist, hat er ohnehin keine andere Strafe verdient«, erklärte Ewen.
    Madlen konnte sich denken, was John ihm erzählt hatte. Die Vergewaltigung einer Frau war in den Highlands ein schweres Vergehen – erst recht, wenn es sich beim Täter um einen katholischen Priester handelte, der nicht zum Clan gehörte. Madlen spürte Scham in sich aufsteigen. Sie hoffte, dass niemand sonst davon erfuhr, doch an Rosies neugierigem Blick war zu erkennen, dass sie etwas von der Unterhaltung aufgeschnappt hatte.
    Fieberhaft durchkämmten John und die anderen anschließend die Umgebung und die Unterkunft des Mannes. Doch Cuninghames Bücher blieben verschwunden.
    »Vielleicht war es gar nicht Bruder Mercurius, den ihr getötet habt, sondern ein Spion, der für Cuninghame arbeitet«, vermutete Madlen, als John sie am Nachmittag in ihrem Turmzimmer aufsuchte.
    Sie lag im Bett. Eine Magd kümmerte sich in Ewens Auftrag um ihr Wohlergehen.
    »Ganz gleich, wer es war«, sagte John und setzte sich an ihre Seite. »Ab heute werde ich dich nicht mehr alleine lassen. Wohin die Reise auch geht – du wirst mich begleiten, und sei es bis ans Ende der Welt.«

20

Sommer – Lowlands 1648 – »Witch Finder«
     
    Seit der Auseinandersetzung am Ufer des Loch Moidart und dem Zwischenfall in der Kapelle waren weder Cuninghame noch dessen seltsamer Bruder Mercurius abermals in Erscheinung getreten.
    Ein gutes halbes Jahr war seitdem vergangen, und dennoch hatte es keinen Tag gegeben, an dem John nicht an Vergeltung gedacht hatte. Er konnte die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen, so sehr Madlen ihn auch beschwor.
    Ruaraidh, Paddy, David und Randolf waren sich im Gegenzug einig, dass man Cuninghame und dessen Ratten – wie sie die Söldner des Lords getauft hatten – lieber nicht mehr über den Weg laufen wollte.
    »Was willst du denn, John?«, hatte Ruaraidh in vertrauter Runde bemerkt. »Der Leibhaftige hat uns mit außerordentlichen Fähigkeiten bedacht. Eigentlich müssten wir ihm dankbar sein. Ewen zahlt uns den doppelten Sold, und der Barde singt unsere Lieder.«
    »Glaubst du wirklich, diesen Umstand gibt es umsonst?« John sah den jungen Krieger herausfordernd an.
    Ruaraidh antwortete ihm nicht, und auch die anderen blieben sonderbar stumm.
    Keiner von ihnen war bereit, John in die Lowlands und nach Edinburgh zu folgen.
    Lediglich Malcolm und Micheal erklärten treuherzig, dass sie John bis ans Ende der Welt begleiten würden, falls er es von ihnen verlangte. Doch das kam nicht in Frage. Die beiden Jungs hatten schon

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