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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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genug Grausames erlebt, eine neuerliche Konfrontation mit Cuninghame und seinen Schergen wollte John ihnen unbedingt ersparen.
    Unterdessen hatte er eine Reihe von vergleichsweise harmlosen Verpflichtungen in Ewens Reiterei übernommen und still für sich einen Plan geschmiedet, wie es ihm gelingen konnte, gefahrlos in die Lowlands zu gelangen. Dort wurde er immer noch unter Androhung der Todesstrafe gesucht. Er hatte Madlen während der Schwangerschaft keine weiteren Aufregungen zumuten wollen. Monatelang litt sie unter Angstzuständen, und erst seit ein paar Wochen war ihr Lachen vollends zurückgekehrt.
    John hätte sich und Madlen gern ein sorgenfreies Leben gewünscht. Der Frühling war jedoch mit Unwettern und einem zermürbenden Dauerregen über die Highlands hereingebrochen. Die politischen Entwicklungen in England hatten zudem jede Hoffnung auf Frieden zerstört. Ein Bürgerkrieg zwischen Schotten und Engländern stand unmittelbar bevor, dessen Ausgang nicht nur das Schicksal Charles’ I. bestimmen würde. Die Royalisten hatten sich mit den Engagers unter General Hamilton, einem gemäßigten Covenanter, zu einer Armee der Königstreuen reformiert. Der Beschluss, gegen die Streitkräfte des englischen Parlaments und für den im Exil sitzenden König zu kämpfen, hatte moralische wie religiöse Grenzen gesprengt und alte Allianzen noch enger geschmiedet.
    Als der Sommer bevorstand, verschärfte sich die Lage noch. Städte und ganze Regionen in den Lowlands und in weiten Teilen Englands wurden von den Royalisten erobert, die sie dann aber nach erbitterten Kämpfen mit der New Model Army wieder an den englischen General Oliver Cromwell und die ihn unterstützenden Covenanters verloren. Boten waren ausgesandt worden, um die letzten Reserven an Kriegern in den Highlands zu mobilisieren, weil General Hamilton dringend Verstärkung für seine Soldaten im Norden von England benötigte. Ewen war von einflussreichen Vertretern der schottischen Royalisten gebeten worden, ein Kavallerie-Regiment aufzustellen, das sich den Truppen unter General Munro anschließen sollte, die in den nächsten Tagen von Nordirland in Carlisle anlanden würden, um mit Verstärkung nach Süden zu marschieren, wo sie General Hamilton die notwendige Unterstützung bieten sollten.
    John ahnte, dass die Gelegenheit, Cuninghame endlich das Handwerk zu legen, heranrückte, als er an einem nebligen Montagmorgen mit Paddy im Eiltempo zur großen Halle des Tor Castle schritt. Sie waren spät dran.
    Ewen hatte die Offiziere seiner Regimenter zu einer Versammlung einberufen und schon mit seiner Rede begonnen, als John und Paddy sich neben Bran auf einer der Holzbänke niederließen.
    »Ich brauche jeden Mann, der Erfahrung in der Kavallerie mitbringt«, rief der Clanchief über die Köpfe der Männer hinweg. Sein fordernder Blick ging durch die Reihen und blieb an John hängen, der mit David, Ruaraidh, Paddy, Randolf und den beiden MacGregor-Zwillingen seine eigene Truppe von Scharfschützen aufgebaut hatte. Jeder wusste inzwischen, dass die unbesiegbaren Sieben, wie man sie nun nannte, selbst bei Nacht besser sehen konnten als jeder Luchs, doch außer Ewen und Bran kannte niemand den Grund, warum das so war.
    Wie die meisten der wild aussehenden Männer, die bei Haferbrot und Bier an den Tischen und Bänken saßen, war John bereit, jederzeit für seinen Clanchief und dessen Interessen zu kämpfen.
    »John, ich möchte dir als Captain die Führung meines Scharfschützenregimentes anbieten.« Ewen hatte etwa achthundert Männer unter Waffen, die alle aus den umliegenden Dörfern stammten. Er wusste trotz seiner Jugend instinktiv, wem er ein Kommando anvertrauen konnte.
    »Sind hier alle wahnsinnig geworden?«, schimpfte Paddy hinter vorgehaltener Hand, nachdem die Krieger sich mit einem einstimmigen »Aonaibh ri chèile!« lautstark dafür ausgesprochen hatten, die Interessen des Clans und damit die von König Charles zu unterstützen. »General Munro ist ein gottloser Schlächter. Er hat mehr irisches Blut vergossen, als sich ein frommer Mann vorstellen kann, und jetzt sollen wir an der Seite seiner Hurensöhne für Schottland kämpfen?«
    John überging Paddys Einwand und nickte zögernd, während Ewen ihn immer noch abwartend anschaute. »Du kannst dich auf mich verlassen, Ewen. Meine Männer werden Teil deiner Truppe sein.«
    Ewen nickte wohlwollend, und John dachte an Madlen. Sie war im achten Monat schwanger. Kein guter Zeitpunkt, um mit einem

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