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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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örtlichen Polizei? Was hat Scotland Yard damit zu tun?«
    »Keine sichtbaren Spuren heißt nicht, dass es gar keine Spuren gibt. Seltsamerweise konnte das örtliche Polizei-Team, das den Fall übernommen hat, nichts Auffälliges feststellen. Einen Toten hat man auch nicht finden können. Taucher haben das gesamte Hafenbecken abgesucht – ohne Ergebnis. Wir haben auch keine Vermisstenanzeige erhalten. In der Halle wimmelt es von den unterschiedlichsten DNA-Spuren. Dort gehen täglich Hunderte von Arbeitern und Lieferanten durch. Es ist die reinste Sisyphusarbeit, wenn man da etwas Verdächtiges finden will. Um sieben habe ich eine Vorortbegehung, noch bevor die ersten Angestellten erscheinen. Man hofft wohl, dass die Spezialisten von Scotland Yard etwas mehr Licht in die Angelegenheit bringen können.«
    »Denkst du, an der Sache ist etwas dran?« Lilian musterte Jenna mit aufrichtigem Interesse. Mit einem Special Agent im Haus konnte es nie langweilig werden, sie liebte die Geschichten, die Jenna oft schon beim Frühstück erzählte.
    »Na ja, wir haben eine mysteriöse Kameraaufzeichnung. Umherhuschende Schatten, die sich für menschliche Verhältnisse viel zu schnell bewegen. Leider konnte man das Material nicht so weit aufbereiten, dass Personen zu erkennen sind, wenn man es langsamer abfährt. Was womöglich daran liegt, dass es in der Nacht ziemlich stark geregnet hatte und die Lichtverhältnisse schlecht waren.«
    »Wer tut so etwas?«
    »Was?«
    »Den Menschen die Köpfe abschlagen?«
    »Die gleichen Leute, die Kühe klonen und Laborratten züchten und sie danach im Müll entsorgen«, antwortete Jenna und goss Milch in eine Schüssel mit Cornflakes.
    »Hey«, protestierte Lilian, »meine Laborratten leben im Luxus und haben Pensionsansprüche.«
    Jenna lächelte beschwichtigend. »Obwohl ich glaube, dass der Kerl, der das gesehen haben will, ein Spinner ist. Wer macht sich schon die Mühe, seinem Opfer den Kopf abzuschlagen und hinterher alles perfekt aufzuwischen? Anders lässt es sich wohl kaum erklären, wenn keine Blutspuren am Tatort zu finden sind. Wie mir mein neuer Vorgesetzter, Detective Chief Superintendent Steve Murray, erst gestern am Telefon mitteilte, sei angeblich alles klinisch rein gewesen, wie in einem OP-Saal, als die Polizei nur eine halbe Stunde nach der Alarmierung eintraf.« Jenna schob sich einen Löffel Cornflakes zwischen die Zähne und kaute geräuschvoll. »So what!« bemerkte sie mit vollem Mund. »Ich bin mir fast sicher, dass ich heute Morgen umsonst so früh rausmusste.«
    Eine halbe Stunde nach Jenna verließ Lilian das Haus. Es regnete immer noch. Die Fahrt nach Rosslyn zu ihrem Institut würde mit dem Auto eine knappe halbe Stunde dauern. Es passte ihr ganz gut, heute etwas früher anzufangen. Nur so konnte sie ungestört noch einmal Alex’ Schamanendroge untersuchen. Niemand durfte davon erfahren, bevor sie nicht sicher war, um was es sich genau handelte und welche Wirkung das Zeug tatsächlich entfaltete. Sie hatte Alex versprochen, Stillschweigen darüber zu bewahren. Nicht einmal ihren Vater durfte sie einweihen. Robert von Stahl war Professor und lehrte in München Genetik. Er hätte sich auch für die Sache interessiert, doch im Zusammenhang mit den früheren Drogenproblemen seines Sohnes hätte ihm die Angelegenheit nur unnötige Sorgen bereitet.
    Wie ertappt fuhr Lilian zusammen, als das Mobiltelefon ausgerechnet einen Anruf ihres Vaters ankündigte. Sie stand in der Tiefgarage vor ihrem Golf und hatte in ihrer viel zu großen Tasche nach ihrem Schlüssel gegraben, den sie prompt auf den Boden fallen ließ.
    »Hallo, Tochter, wie geht’s dir?«
    »Ich habe gerade an dich gedacht«, erwiderte sie lächelnd. Ihr Vater stand kurz vor der Pensionierung und strotzte mit seinen sechzig Jahren nur so vor Energie. Den Traum vom Nobelpreis hatte er immer noch nicht aufgegeben; es gab Dutzende Firmen weltweit, die ihn für eine Forschungstätigkeit umwarben.
    Lilian ging in die Knie, um den Schlüssel aufzuheben.
    »Alles in Ordnung?«, fragte er, als sie sich mit einem leisen Keuchen erhob.
    »Ja, mach dir keine Sorgen«, erwiderte sie. »Mit der winzigen Ausnahme, dass in Leith ein Phantom herumläuft, das den Leuten die Köpfe abschlägt, ist alles bestens.«
    »Was sagst du da?« Er klang beunruhigt.
    »Nichts, war nur ein Scherz«, beschwichtigte sie ihn. »Ich muss los, ich rufe dich später zurück.« Nachdem sie aufgelegt hatte, überkam sie ein schlechtes Gewissen,

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