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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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gehörte zur Cuninghame Ltd., einer amerikanischen Aktiengesellschaft, die ihre eigenen Sicherheitskräfte beschäftigte.
    Doch bei Nacht waren sie hier selten zu finden. Er wusste das genau, weil sie sich bei ihm anmelden mussten, wenn es außer der Reihe etwas zu schützen gab, das von hafeneigenen Sicherheitskräften nicht bewacht werden sollte. Plötzlich vernahm er ein Aufstöhnen. Abrupt blieb er stehen und tastete nach seinem Mobiltelefon. Das Display war dunkel. Verdammt, er hatte vergessen, es aufzuladen.
    »Scheiß Technik«, fluchte er leise. Eigentlich hätte er umkehren müssen – schon weil er die Weisung hatte, sofort Meldung an die örtliche Hafenpolizei zu machen, sobald ihm etwas verdächtig erschien. Doch Dough wollte auf Nummer sicher gehen. Nichts war peinlicher als ein Fehlalarm. Vielleicht waren es doch Leute von Cuninghame, die sich nur nicht an die Regeln hielten. Dann würde er sich höchstpersönlich bei der Hafenleitung beschweren.
    Als er durch eine offene Hintertür ins Gebäude gelangte, spürte er, wie sein Herz heftiger zu schlagen begann, als es ihm guttat. Eine Bypass-Operation vor wenigen Jahren hätte ihn beinahe den Job gekostet. Nur mit Mühe hatte er hinterher seine Fitness unter Beweis stellen können.
    Es wäre nicht schlecht für mich, wenn ich ganz alleine einer Schurkerei auf die Schliche käme, fuhr es ihm durch den Kopf. In seinen Gedanken heftete jemand die Ehrenmedaille der Hafenleitung an seine Brust, und der Chef der Sicherheitsfirma lud ihn zum Essen ein.
    Die Stimmen waren lauter geworden. Offenbar gab es bei den Eindringlingen etwas zu verhandeln. Dough versteckte sich hinter einem Metallschrank, als er plötzlich im Dunkeln vier oder fünf Gestalten ausmachte, die sich gegenüberstanden. Er konnte nur etwas sehen, weil die Außenbeleuchtung des Hafens so angebracht war, dass ihr Licht exakt durch das gläserne Dachfenster fiel.
    Überall standen Schränke und Holzkisten mit eingebrannten Aufschriften herum. Angeblich vertrieb Cuninghame Ltd. Computerequipment und Medizintechnik, doch es war auch schon von Waffenhandel die Rede gewesen, jedoch nicht hier in Schottland, sondern irgendwo in Übersee.
    Die fünf Gestalten – ausnahmslos Männer – waren groß und breitschultrig. Sie standen sich gegenüber, einer von ihnen hielt die Hände hinter dem Rücken, als ob er gefesselt wäre.
    »Mit uns hast du nicht gerechnet, was?«, sagte ein Mann mit dem eindeutigen Akzent eines Highlanders. Dough schätzte ihn nicht älter als dreißig. Seine Haare waren ziemlich kurz geschnitten, und er trug einen schwarzen Overall. Seine straffe Körperhaltung erinnerte an einen Soldaten.
    »Wenn du mich fragst, ich würde ihn töten.« Die Stimme des zweiten Mannes war rau und wesentlich älter. Er sprach wie Randy, dessen Eltern vor Jahren aus Belfast hergezogen waren. Ein typisch irischer Singsang, bei dem alles in der gleichen Tonlage gesprochen wurde, und am Ende hörte es sich immer so an, als ob der Redner vollkommen von dem überzeugt war, was er erzählte. Kein »Isn’t it?« oder »Don’t you?«. Irische Selbstgefälligkeit, wie Dough es gerne nannte.
    »Er ist ein Verräter und hat es nicht besser verdient. Aber du musst selbst wissen, was du mit ihm anstellst. Du bist der Boss.«
    »Ich wollte euch nicht hintergehen, Chief«, stammelte sein Gegenüber, ein junger Kerl, kaum älter als zwanzig, mit einem spanischen Akzent, wie er bei den amerikanischen Einwanderern aus Mexiko üblich war. »Er hat mich gezwungen. Er sagte, ich müsste es tun. Er hat meine Schwester in seiner Gewalt und wird sie töten, wenn ich ihm nicht den passenden Code liefere.«
    »Nette Geschichte, aber nicht sehr originell.« Der Soldat, den der Gefangene als Chief tituliert hatte, war unbeeindruckt. »Du hast keine Schwester, und wenn du je eine hattest, ist sie längst tot.«
    Dough wusste für einen Moment nicht, ob er fasziniert sein oder ob er Angst haben sollte. Die Unterhaltung erinnerte ihn an einen Mafiafilm.
    »Du hast recht, Amigo«, erklärte der Junge und setzte ein merkwürdiges Grinsen auf.
    In diesem Moment brach ein gespenstischer Lärm los. Aus mehreren Kisten sprangen martialische Gestalten hervor und attackierten die fünf.
    »Eine Falle«, brüllte einer der Angegriffenen und schnellte herum. Alles ging so rasch, dass Dough nur noch den Kopf einziehen konnte. Er glaubte das Zischen einer schallgedämpften Pistole zu hören, aber auch das Klirren aufeinanderprallender

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