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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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paar hundert Jahre zuvor hier ausgesehen haben mochte, als noch die Clans in den Highlands herrschten. Dabei spürte sie noch immer die Trauer, die wie bleiern über dem Land lag, nachdem man Abertausende Bewohner der Highlands zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Übersee vertrieben hatte. Nach der Schlacht von Culloden waren es die königstreuen Landbesitzer gewesen, die mit grausamer Brutalität die sogenannten Clearences ausgerufen hatten, regelrechte Säuberungsaktionen, in denen man die lukrativere Schafzucht über das Wohl der bis dahin hier lebenden Pächter und ihrer Familien stellte. Ein Prozess, der das Land schneller entvölkert hatte als jeder Krieg.
     
    Mugan Manor kam so plötzlich zum Vorschein, dass Lilian von dessen Anblick völlig überrascht wurde. Auf der gegenüberliegenden Seite des tiefblauen Lochs erhob sich auf einer Landzunge, die weit in das Loch hineinragte, ein mächtiges Herrenhaus aus dem 17. Jahrhundert. Umgeben von riesigen Caledonian Pines, wurde es von haushohen Mauern und Zäunen geschützt, die es eher wie ein Gefängnis wirken ließen und nicht wie das Anwesen eines vermögenden Mannes.
    Lilian stoppte ihre Maschine, um das Gebäude in aller Ruhe in Augenschein zu nehmen.
    Vor dem Haus gab es sogar einen Landeplatz für Helikopter. Man konnte ihn zwar nicht einsehen, aber genau in diesem Moment befand sich ein nachtschwarzer Großraumhubschrauber im Landeanflug über dem Loch.
    Das tiefblaue Wasser kräuselte sich zu weißen Schaumkrönchen unter den vibrierenden Rotoren und beruhigte sich erst, als die Maschine niedergegangen war.
    Optisch machte das Haus seinem gälischen Namen alle Ehre. Mugan – der düstere Mann – war eine passende Bezeichnung. Erbaut aus schwarzem Basalt, hatte es vier eckige Türme, was ihm erst recht den Charakter einer Festung verlieh. Auf einem der Türme wehte das Banner von Schottland, auf dem anderen eine dunkelrote Flagge mit einem schwarzen geflügelten Drachen. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Lilian die Buchstabenkombination CSS, die der Drache in seinen Klauen hielt. Lilian hatte bereits vor ihrer Abfahrt über ihr Mobiltelefon eine Verbindung ins Internet hergestellt, um die Hintergründe von CSS zu checken. Es bedeutete tatsächlich »Cameron Security Systems«– wie ihr Netty vom Blumenladen versichert hatte. CSS war eine weltweit operierende Sicherheitsfirma, die nicht nur im internationalen Werkschutz vertreten war, sondern auch private Söldner für brandgefährliche Kriegseinsätze zur Verfügung stellte. Ein merkwürdiger Gedanke, wenn Lilian sich vorzustellen versuchte, dass ein weltweit operierender militärischer Dienstleister bei einem mehr als dreihundert Jahre alten Grab als Rosenkavalier auftrat.
    Vielleicht war es doch ein Missverständnis gewesen, und Netty hatte jemand anderen gemeint. Aber was sprach dagegen, einfach hinunterzufahren und nachzufragen?
    Lillian startete ihre BMW und klappte das Visier hinunter. Sie musste den halben See umrunden, um endlich eine Zufahrt zu dem trutzigen Gemäuer zu finden. Die Straße am Ufer entlang bis zur Landzunge war als Privatweg gekennzeichnet und zog sich durch eine Allee. Endlich, nach etwa zwei Kilometern, konnte sie von weitem das eingezäunte Areal sehen, das der Landzunge vorgelagert war. Wachtürme mit verspiegelten Fenstern säumten die haushohen Zäune. Ein Rolltor, genauso hoch und dabei so lang wie zwei Sattelschlepper, ließ keinen einfachen Zugang erahnen.
    Neugier und Ungeduld veranlassten Lilian, noch einmal Gas zu geben. Die Frage, ob man ihr in diesem Anwesen, das mit jedem Hochsicherheitsgefängnis konkurrieren konnte, Einlass gewähren würde, reizte sie.
    Plötzlich flog ihr ein schwarzer Schatten entgegen, der aus dem Gebüsch gehuscht war. Etwas schlug hart gegen ihren Helm. Ihr Kopf wurde zur Seite geschleudert, und die Maschine geriet ins Schlingern. Lilian war so benommen, dass sie das Motorrad nicht halten konnte und hilflos auf einen mächtigen Baum zuschlitterte. Den Aufprall spürte sie kaum, und dann wurde es dunkel um sie.
     
    John beobachtete die Arbeiten im Labor mit gemischten Gefühlen. Earthorpes nackter Körper lag mit dem Gesicht nach unten auf einem OP-Tisch. Ob er etwas von dem spürte, was die Spezialisten in Johns Team mit ihm anstellten, war nicht klar. John hatte Lord Earthorpe und dessen Bewacher nach ihrer Einlieferung in Mugan Manor in ein künstliches Koma versetzen lassen. Er legte Wert darauf, sich nicht mit der Bruderschaft der

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