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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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umsonst im Paradies auf dich warten.«
    »Wenn du stirbst, sterbe ich mit dir«, sagte er in einem Brustton der Überzeugung.
    »Wie kannst du vom Sterben reden, wo unser Leben doch erst gerade beginnt?« Sie fühlte sich unbehaglich, und er schien es zu spüren.
    »Vergiss es, ich habe Blödsinn geredet«, sagte er lächelnd und küsste sie wieder.
    Wenig später schlenderten sie Arm in Arm einer trutzigen Burg entgegen, die für sie beide – das wusste Lilian spontan – der Inbegriff von Zuhause war. Auf dem Weg dorthin sammelten sie sich gegenseitig die Halme aus ihren Haaren und lachten sich an. Plötzlich erinnerte sich Lilian: Es war einer der wenigen unbeschwerten Momente in einem Leben voller Krieg, Elend und Angst, und sie wollte, dass die Zeit stehenblieb, aber dieser Wunsch sollte nicht in Erfüllung gehen.
     
    Als Lilian zu sich kam, hatte sie Kopfschmerzen. Im Zimmer duftete es eigenartigerweise immer noch nach John – ein Geruch, mit dem sie am liebsten verschmolzen wäre. Mit geschlossenen Augen vergrub sie ihre Nase in das seidige Bettzeug, und als sie sich zur Seite drehte und ihr Gesicht im Kopfkissen versank, wurde der Duft noch intensiver.
    Ein Räuspern und ein Schatten ließen sie herumfahren, und sie erschrak, als sie das Gesicht eines dunkelhäutigen jungen Mannes erkannte. Sie hatte den Unbekannten schon einmal im Vorbeigehen gesehen, und plötzlich wurde ihr klar, wo sie sich befand: Mugan Manor. Dann erinnerte sie sich an Dough Weir und die Umstände, bevor sie hierhergekommen sein musste.
    In Panik schnellte Lilian hoch und stellte fest, dass sie nur ihre Unterwäsche trug und dass der Junge in Jeans und T-Shirt sie anstarrte, als ob sie ein seltenes Tier wäre. Er war hübsch, ja vielleicht sogar schön. Er hatte eine athletische Figur und makellose Haut, dazu einen geschwungenen Mund, um den ihn so manches Mädchen beneiden würde. Sein lockiges Haar war kurzgeschnitten.
    Hastig raffte Lilian sich die Satindecke vor die Brust. »Wer zum Teufel sind Sie? Und in wessen Bett liege ich hier?«
    Der junge Mann räusperte sich ein weiteres Mal. Seine großen sanften Augen waren starr auf Lilian gerichtet, und es schien, als ob er nicht wusste, was er auf ihre Frage antworten sollte.
    »Was ist? Warum starren Sie mich so an?«
    »Entschuldigung …«, murmelte er. »Ich wollte nicht neugierig sein. Aber Sie sehen tatsächlich aus wie eine Frau, die ich einmal kannte, und sie riechen auch so. Nun kann ich verstehen, was John an Ihnen findet.«
    »Ich rieche wie eine Frau, die Sie kannten?« Lilian sah ihn ungläubig an. »Soll das etwa ein Kompliment sein?«
    »Ja, ich meine … nein …« Der Junge begann zu stottern.
    »Ich heiße Lilian«, sagte sie und streckte ihm die Hand entgegen, »und wie heißt du?«
    »Wilbur.« Erst jetzt kam er näher und ergriff ihre Hand. Seine Berührung war federleicht und entsprach nicht dem Handschlag eines erwachsenen Mannes. Schüchtern zog er seine langen, schlanken Finger zurück.
    »Also gut, Wilbur, setz dich neben mich, dann erklärst du mir, was hier los ist.«
    »Ich soll mich aufs Bett setzen?« Der junge Mann sah sie zweifelnd an. Er zog es vor, stehen zu bleiben. »Was sollte hier los sein?«
    Lilian wurde ungeduldig. »Ich will wissen, wie ich hierhergekommen bin und vor allem warum.«
    »Das musst du schon John fragen«, sagte er und wich ihrem Blick aus. Plötzlich duzte er sie. »Er ist für alles verantwortlich, was in diesem Haus geschieht – und darüber hinaus.« Er grinste. Seine Zähne waren so weiß, dass sie beinahe künstlich wirkten. »Nur soviel, es ist sein Bett, in dem du hier liegst.«
    Lilian sah sich unwillkürlich um und räusperte sich verlegen, bevor sie sich erneut Wilbur zuwandte. Die Frage, wie sie in Johns Bett geraten war, schob sie vorerst beiseite. »Bist du auch ein Soldat?«, fragte sie, um Wilbur auf ein anderes Thema zu bringen. Lilian rechnete nicht damit, dass er diese Frage bejahte. Er sah nicht aus wie jemand, der in Kriege zog.
    »Wenn du meinst, ob ich zu Johns Truppe gehöre? Ja, das tue ich – obwohl ich längst nicht so geschickt im Kampf bin wie er.«
    »Hast du schon einmal jemandem … im Kampf … einen Kopf abgeschlagen? Ich meine, mit einem richtigen Schwert?«
    Wilbur schien diese Frage nicht zu behagen, er sah sie aus schmalen Lidern an. »John hat es nicht gerne, wenn wir mit Außenstehenden über solche Sachen reden.«
    »Oh – er hat es nicht gerne«, frotzelte Lilian. »Aber tun tut er

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