Die Teufelshure
anderen Männer, die wie militärische Bewacher eine entsprechende Körperhaltung einnahmen.
John sorgte mit ein paar Anweisungen dafür, dass Doughs Aufpasser pfleglich mit ihm umgingen.
Lilian hatte Dough gegenüber ein schlechtes Gewissen. Sie hätte ihn in die ganze Angelegenheit nicht hineinziehen dürfen. Ein Gefühl sagte ihr, dass die Sache gefährlich werden konnte und nicht abzusehen war, wie es nach der Enthüllung aller bestehenden Geheimnisse weitergehen sollte. Was war, wenn John recht behielt und ihr Bruder in internationale Drogengeschäfte verwickelt war? Wobei sie sich unter Johns Andeutungen über die Geschehnisse in der Tiefgarage beim besten Willen nichts vorstellen konnte, und welche Rolle er selbst bei der Angelegenheit spielte, war ihr immer noch schleierhaft. Aber schon die Tatsache, dass Jenna gesagt hatte, seine Organisation arbeite mit höchsten Regierungskreisen zusammen, beruhigte sie ein wenig. Vielleicht war CSS sogar für den britischen Geheimdienst tätig. Aber wenn es so war – was hätte Alex damit zu tun haben sollen?
Am liebsten hätte sie ihren Bruder sofort angerufen. Aber John hatte auch ihr jegliche Kommunikationsmöglichkeit genommen – aus Gründen der Geheimhaltung, wie er gemeint hatte; sie würde ihr Mobiltelefon jedoch nach der Rückkehr aus Norwegen sofort wiederbekommen.
Als der Helikopter mit neun Menschen an Bord abhob, versank die Sonne im Westen hinter der dunklen Silhouette des Sgurr Dhomhnuill und ließ das Tal von Glencoe erglühen wie ein geheimnisvolles Land aus längst vergangener Zeit.
Der Helikopter landete in einer abgesperrten Zone in der Nähe des Flughafens von Glasgow. Umgeben von eingezäunten kasernenartigen Häuserblocks, war neben dem Landeplatz alles für eine Weiterreise vorbereitet. Streng bewacht von schwerbewaffneten Bodyguards, wechselten sie in schwarze gepanzerte Limousinen und setzten ihren Weg – eskortiert von weiteren Fahrzeugen – zum Flughafen Glasgow fort. Dough sah sich ständig um und befand, dass er sich fühle wie ein Staatspräsident auf einem Auslandsbesuch. Vor dem Gang zur VIP-Abfertigung verstauten John und seine Kollegen ihre Waffen in mehreren Koffern. Dann gingen sie – nur kontrolliert durch einen einzigen Beamten, dem John seinen Ausweis zeigte – durch einen separaten Eingang zu einem abgelegenen Rollfeld, wo bereits ein schwarzer Learjet 60XR auf sie wartete. Am Heck der Maschine prangte das Emblem von CSS.
Dough blieb der Mund offen stehen, als sie im Innern des Flugzeugs von einem schwarzgekleideten Stewart empfangen wurden, der sie zu bequemen karamellfarbenen Ledersitzen führte und ihnen sogleich kalte Getränke offerierte. Aber am meisten erstaunte ihn wohl, dass John im Cockpit der Maschine verschwand und sich neben den wartenden Kopiloten ans Steuer setzte.
Lilian beobachtete die Startvorbereitungen mit ungläubigem Staunen. Als Bran plötzlich vor ihr stand und sie fragte, ob er neben ihr Platz nehmen dürfe, verspürte sie so etwas wie Erleichterung.
Dough hatte sich auf einem Fensterplatz auf der gegenüberliegenden Seite niedergelassen, umgeben von den drei Söldnern, die ihm einen doppelten Whisky spendierten und ihm anboten, eine Runde Poker zu spielen. Ruaraidh saß direkt hinter dem Cockpit und beschäftigte sich zunächst mit einem Organizer, dann setzte er einen Kopfhörer auf und schloss die Augen.
Lilian nippte an ihrem Wasser, als der Jet in seine Startposition rollte.
Verkrampft hielt sie das Glas in Händen und schaute zum Fenster hinaus. Der Abend senkte sich herab. Die Lichter am Ende der Tragflächen blinkten unaufhörlich.
»Angst?«
Lilian wandte den Kopf, um sich dem Besitzer der angenehm dunklen Stimme zuzuwenden. Allein der Blick des Mannes wirkte auf sie wie ein Beruhigungsmittel. »Ich weiß nicht«, antwortete sie mit heiserer Stimme. »Das ist mein erster Flug mit einem Learjet. Der Helikopter erschien mir vertrauter. Obwohl – wenn ich ehrlich bin, fliege ich nicht gerne.«
»Ich auch nicht«, gab Bran schmunzelnd zu. »Wenn Gott gewollt hätte, dass die Menschen fliegen, hätte er ihnen Flügel gegeben. Ich werde mich nie daran gewöhnen. Eine Fluglizenz zu erwerben, wie John es gemacht hat, wäre für mich unvorstellbar.«
»Wie lange fliegt er schon?« Lilian stellte sich zum ersten Mal die Frage, wie alt John eigentlich war. Er sah aus wie Ende zwanzig, aber nach allem, was er schon erlebt hatte, musste er wesentlich älter sein.
Bran war in jedem
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